Hier spricht der verunglückte Schweizer über seine Mission
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Abdul Waraich (†41):Hier spricht der verunglückte Schweizer über seine Mission

Schweizer Alpinist (†41) stirbt am Mount Everest
«Sein Charakter wird uns noch lange inspirieren»

Am Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, sind am Mittwoch zwei Bergsteiger ums Leben gekommen. Einer von ihnen ist der Schweizer Abdul Waheed Waraich (†41). Bei seinen Freunden und Glaubensbrüdern ist die Trauer riesig.
Publiziert: 13.05.2021 um 06:33 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2021 um 14:16 Uhr
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Der Schweizer Alpinist Abdul Waraich (†41) brach auf dem Abstieg vom Everest-Gipfel zusammen.
Foto: zVg

Zwei Alpinisten – ein Amerikaner und ein Schweizer – sind am Mount Everest zu Tode gekommen. Das teilten die Organisatoren der Expedition am Donnerstag mit. Zu den Todesfällen am höchsten Berg der Welt kam es demnach am Mittwoch, wie Mingma Sherpa von der Agentur Seven Summit Treks erklärte.

Der 41-jährige Schweizer Alpinist Abdul Waheed Waraich* hatte den Gipfel des Mount Everest bereits erklommen und war wieder auf dem Abstieg, als er zusammenbrach und verstarb. «Er war erschöpft», schreibt einer der Begleiter über das Unglück auf Facebook. «Wir schickten zwei zusätzliche Sherpas mit Sauerstoff und Lebensmitteln, aber leider konnten sie ihn nicht mehr retten.»

Ein Freund von Abdul Waraich trauert auf Facebook um den verstorbenen Bergsteiger, der als Teil einer muslimischen Expeditions-Gruppe im Himalaya unterwegs war. «Er schaffte es bis auf den Gipfel und konnte auf der Spitze von allen sieben Kontinenten unsere Flagge in die Höhe strecken.» Man solle den verstorbenen Bruder, Vater und Sohn Abdul Waraich in die Gebete miteinschliessen.

«Er baute Brücken zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft»

Auch seine Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) trauert. Waraich war dort über viele Jahre ehrenamtlich als Vorstandsmitglied tätig. «Sein Tod hinterlässt eine grosse Lücke. Doch sein Charakter und seine Errungenschaften werden uns noch lange inspirieren, nach Höherem zu streben und unseren Mitmenschen zu dienen», heisst es in der Mitteilung.

«Wie auf dem Gipfeln zuvor hisste er auch auf dem Mount Everest die Flagge der Ahmadiyya Muslim Jamaat sowie die Flagge der Schweiz und Pakistan und erfüllte so seinen persönlichen Traum. Es war seine Leidenschaft für das Bergsteigen, welche ihn motivierte, die Flaggen auf den höchsten Gipfeln der Erde zu hissen.»

Der fünffache Familienvater wird als «äusserst bescheiden, ruhig und freundlich» beschrieben. Sein Einsatz in der Jugendorganisation in der Gemeinschaft wird speziell gelobt. «Für die Jugendlichen war er wie ein grosser Bruder und Mentor, den wir immer um Rat und Unterstützung bitten konnten, wenn es um Fragen der Integration, Bildung und Weiterbildung oder um Privates ging», sagt Zahid Butt, Mediensprecher der AMJ. «Durch seine offene Art baute er Brücken zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft.»

2021: So viele Gipfel-Genehmigungen wie noch nie

Die Behörden von Nepal haben für dieses Jahr insgesamt 408 Besteigungsgenehmigungen für den Mount Everest herausgegeben. Das sind so viele wie noch nie seit der Erstbesteigung des höchsten Gipfels der Welt im Jahr 1953.

Abdul Waraich und der 55-jährige Amerikaner sind die ersten bekannten Todesfälle am Mount Everest in diesem Jahr. 2019 kostete der riskante Trip zum Dach der Welt zehn Menschen das Leben. 2020 wurden wegen der Corona-Pandemie keine Gipfel-Exkursionen durchgeführt. (cat/man/SDA)

* In einer früheren Version des Artikels wurde statt Abdul Waheed Waraich der Name Farid L. verwendet. Blick hat von den Eltern des Verstorbenen jedoch die ausdrückliche Erlaubnis erhalten, den Namen sowie Bilder verwenden zu dürfen.

Die Leichen vom Mount Everest

Viele Leichen von verunglückten Alpinisten werden nie vom Mount Everest geborgen. Von insgesamt mehr als 300 sei noch etwa die Hälfte dort, heisst es vom nepalesischen Tourismusministerium. Eine Leichenbergung sei schwierig und teuer, koste umgerechnet zwischen 25'000 und über 60'000 Franken, sagt der amerikanische Bergsteiger und Blogger Alan Arnette.

Meist rücke ein Team aus sechs bis zehn erfahrenen Sherpas mit Sauerstoffflaschen aus, ein Hubschrauber fliege die Leiche schliesslich vom Berg. Einige Familien liessen ihre gestorbenen Angehörigen aber auch dort, weil sie den Berg so geliebt hatten. Insgesamt waren im Laufe der Jahre mehr als 10'000 Menschen auf dem höchsten Berg der Welt, wie Daten des Expeditionsarchivs «Himalayan Database» zeigen.

Noch 2020 hatte Nepal den Everest wegen Corona für Alpinisten gesperrt. Doch dieses Jahr ist das anders - das Land braucht das Geld. Schon eine Bewilligung, die die Ausländer für die Besteigung erwerben müssen, kostet rund 10'000 Franken. (cat/SDA)

Viele Leichen von verunglückten Alpinisten werden nie vom Mount Everest geborgen. Von insgesamt mehr als 300 sei noch etwa die Hälfte dort, heisst es vom nepalesischen Tourismusministerium. Eine Leichenbergung sei schwierig und teuer, koste umgerechnet zwischen 25'000 und über 60'000 Franken, sagt der amerikanische Bergsteiger und Blogger Alan Arnette.

Meist rücke ein Team aus sechs bis zehn erfahrenen Sherpas mit Sauerstoffflaschen aus, ein Hubschrauber fliege die Leiche schliesslich vom Berg. Einige Familien liessen ihre gestorbenen Angehörigen aber auch dort, weil sie den Berg so geliebt hatten. Insgesamt waren im Laufe der Jahre mehr als 10'000 Menschen auf dem höchsten Berg der Welt, wie Daten des Expeditionsarchivs «Himalayan Database» zeigen.

Noch 2020 hatte Nepal den Everest wegen Corona für Alpinisten gesperrt. Doch dieses Jahr ist das anders - das Land braucht das Geld. Schon eine Bewilligung, die die Ausländer für die Besteigung erwerben müssen, kostet rund 10'000 Franken. (cat/SDA)

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