Fast 300 Bergsteiger starben am Mount Everest
«Die Leichen sind für uns wie Wegweiser zum Gipfel»

Fast 300 Menschen fanden am Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, den Tod. So manche Leiche wurde nie geborgen. Das Vorhaben, alle Kletterer vom Everest zu bergen, hält Bergführer Kari Kobler für falsch.
Publiziert: 23.09.2017 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2021 um 11:41 Uhr
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Der Schweizer Bergführer Kari Kobler (62) hat schon 17 Expeditionen zum Mount Everest geleitet. Bereits sechs Mal hat er den Gipfel des Everest erklommen.
Foto: BLICK
Dominique Rais

8848 Meter ist er hoch. Der Mount Everest ist für viele Bergsteiger das höchste aller Ziele. Der erfahrene Schweizer Bergführer Kari Kobler (62) hat schon 17 Expeditionen zum höchsten Berg der Welt geleitet. Selbst hat er den Gipfel des Everest bereits sechs Mal erklommen. Doch der Achttausender fordert jedes Jahr aufs Neue einen hohen Tribut. Am nepalesisch-tibetischen Berg fanden bisher 292 Menschen den Tod.

Trotz all dieser Toten ist Kobler überzeugt: «Der Everest ist nicht gefährlicher als irgendein anderer Berg – solange man ihm den nötigen Respekt entgegenbringt.» Wer am Everest den Tod findet, sei oftmals nicht richtig ausgerüstet, vorbereitet oder bei der Wahl des Expeditionsunternehmens nicht sorgfältig genug vorgegangen. «Der Mensch ist für sich selbst die grösste Gefahr.»

Bergung nach zwei Jahren

«Das Risiko, am Berg zu sterben, ist real», so Kobler, Gründer der Expeditionsfirma Kobler & Partner. Auch er hat am Mount Everest schon einen Kollegen verloren: den Schweizer Bergsteiger Uwe Gianni Goltz (†44). Dieser war im Mai 2008 Teil einer von Kobler geleiteten Expedition. Goltz war ohne Sauerstoffflasche unterwegs und sei «auf dem letzten Zacken gelaufen».

Kobler erinnert sich: «Nach dem Abstieg vom Gipfel brach Gianni nur wenige Meter vom auf 7900 Meter gelegenen Camp entfernt zusammen und starb.» Zwei Jahre zogen ins Land, bevor Goltz schliesslich geborgen wurde.

«Eine Leichenbergung ist immer auch mit einer gewissen Gefahr verbunden», so Kobler. Er war selbst schon in die Bergung verunglückter Bergsteigerkollegen involviert und weiss daher auch um die Schwierigkeiten. Meist sind widrige Bedingungen oder die ungünstige Lage der Leiche die Ursache dafür, dass eine Bergung ausbleibt.

Der Mann mit den grünen Schuhen

Aber auch die finanziellen Umstände entscheiden darüber, ob der Verunglückte ins Tal gebracht wird. Wenn keine entsprechende Versicherung abgeschlossen wurde, bleibt Angehörigen oft nur die Möglichkeit, die Kosten für die Bergung selbst zu tragen – eine durchwegs kostspielige Angelegenheit. Für eine Bergung brauche es vor allem «Manpower», so der Bergführer. «Rund sechs bis acht Sherpas sind nötig, um eine Leichenbergung durchzuführen.»

Unter Everest-Bergsteigern ist dieser Tote als «Green Boots» bekannt, der Mann mit den grünen Schuhen. Vermutlich handelt es sich bei dem Toten um Tsewang Paljor. Er war 1996 Teil des ersten indischen Expeditionsteams, das den Gipfel des Everest über den Nordsattel erreichte und beim Abstieg in einen Blizzard geriet.
Foto: Maxwelljo40

Manche der Verunglückten liegen schon seit Jahrzehnten im ewigen Eis. Andere hingegen säumen ganz offensichtlich die Route bis zum Gipfel des Mount Everest. Die wohl mit Abstand bekannteste Everest-Leiche ist «Green Boots», der Mann mit den grünen Schuhen. Die Identität des Toten ist bis heute nicht gänzlich geklärt.

Everest-Leichen als Warnung

Vermutlich handelt es sich bei Green Boots aber um Tsewang Paljor. Er war 1996 Teil des ersten indischen Expeditionsteams, das den Gipfel des Everest über den Nordsattel erreichte und beim Abstieg in einen Blizzard geriet. Auch Kobler hat auf seinen etlichen Expeditionen zum Everest schon Bekanntschaft mit Green Boots gemacht: «Die Leichen am Everest sind für uns wie Wegweiser zum Gipfel.» Man wisse dann genau, wann man wo abbiegen müsse.

Da die Bergsteiger auf ihrem Weg zum Gipfel stets über den Mann mit den grünen Schuhen klettern mussten, hat Kobler selbst die Leiche vor rund zehn Jahren in eine nahegelegene Höhle geschoben. Unterdessen sei sie aber auch von dort wegbewegt und, wie Kobler vermutet, ins Tal gestossen worden.

Es sei zwar nachvollziehbar, dass die Hinterbliebenen sich für eine Bergung aller Verunglückten einsetzen. Trotzdem steht Kobler dem Gedanken zwiespältig gegenüber: «Die Toten sind wie eine Warnung für all jene, die den Everest besteigen. Sie zeigen uns auf, wie nahe Leben und Tod dort beisammen liegen.»

Everest wird neu vermessen

Ganesh Prasad Bhatta, Chef von Nepals Departements für Vermessungen, teilte Anfang der Woche in der Hauptstadt Kathmandu mit, dass der Mount Everest ab November neu vermessen werden soll. «Wir arbeiten noch an der Methodik und holen uns Hilfe von internationalen Experten», so Bhatta zur Nachrichtenagentur DPA.

Der höchste Berg der Welt wurde bereits mehrfach vermessen. Dabei kam es aber immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine bessere Technik soll nun bestimmen, wie hoch der Everest tatsächlich ist. 

Zwei Jahre soll es dauern, bis die Messergebnisse vorliegen.

Ganesh Prasad Bhatta, Chef von Nepals Departements für Vermessungen, teilte Anfang der Woche in der Hauptstadt Kathmandu mit, dass der Mount Everest ab November neu vermessen werden soll. «Wir arbeiten noch an der Methodik und holen uns Hilfe von internationalen Experten», so Bhatta zur Nachrichtenagentur DPA.

Der höchste Berg der Welt wurde bereits mehrfach vermessen. Dabei kam es aber immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine bessere Technik soll nun bestimmen, wie hoch der Everest tatsächlich ist. 

Zwei Jahre soll es dauern, bis die Messergebnisse vorliegen.

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