Auf einen Blick
- Israel bombardierte geheime iranische Atomforschungsanlage. Iran bestreitet Entwicklung von Atomwaffe
- US-Präsident Joe Biden warnte Israel vor Angriffen auf iranisches Nuklearprogramm
- «Axios»-Bericht lässt sich nicht unabhängig überprüfen
Israelische Kampfjets haben Ende Oktober bei Luftangriffen im Iran mehrere Ziele bombardiert. Bei der Machtdemonstration der israelischen Armee soll die iranische Raketenproduktion und Luftverteidigung empfindlich getroffen und geschwächt worden sein. Nun kommt ein weiterer Coup der Israelis ans Licht.
Wie das amerikanische Nachrichtenportal «Axios» am Freitag berichtete, soll auch eine streng geheime Forschungsanlage für Atomwaffen getroffen worden sein. «Axios» beruft sich auf amerikanische und israelische Quellen, die mit der Sache vertraut sein sollen. Ihre Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Was hat es mit «Taleghan 2» auf sich?
Die Meldung bietet politischen Sprengstoff. Denn: Nicht nur der Iran hatte Israel ausdrücklich vor Angriffen auf Anlagen des iranischen Nuklearprogramms gewarnt, auch die USA hatten der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (74) von diesem Schritt abgeraten.
Die zerstörte Anlage trägt den Namen «Taleghan 2». Das Gebäude auf der Militärbasis Parchin, rund dreissig Kilometer südöstlich der Hauptstadt Teheran gelegen, ist Experten zufolge seit über 20 Jahren stillgelegt. Zuvor war es Teil des iranischen Amad-Projekts zur Entwicklung von Atomwaffen, welches 2003 eingestellt wurde. In «Taleghan 2» testete man damals Sprengstoffe für die Zündung einer Atomwaffe. Nun scheint es, als sei der Angriff auf das Gebäude mehr als nur eine Warnung an das iranische Regime gewesen, dass Israel beim nächsten Mal Anlagen des iranischen Nuklearprogramms vernichten könnte.
Washington wusste, was läuft
Die Insider, mit denen «Axios» sprechen konnte, sind der Ansicht, dass «Taleghan 2» vor kurzem wieder zum Leben erwacht ist. Amerikanische und israelische Geheimdienste bemerkten die Aktivitäten. Iranische Forscher sollen mit Sprengstoff und Computermodellen experimentiert haben. «Sie führten wissenschaftliche Aktivitäten durch, die den Grundstein für die Herstellung einer Atomwaffe legen könnten. Das war eine streng geheime Sache. Ein kleiner Teil der iranischen Regierung wusste davon», heisst es dazu vonseiten der Amerikaner zu dem plötzlichen Wiederaufleben der Experimente. Washington soll prompt reagiert haben und Teheran schon im Juni darum gebeten haben, die verdächtigen Aktivitäten einzustellen, allerdings ohne Erfolg.
US-Präsident Joe Biden (81) warnte Israel nach dem 1. Oktober, als der Iran das Land mit 180 ballistischen Raketen angegriffen hatte, das iranische Nuklearprogramm anzugreifen. Mehrere israelische Politiker hatten sich genau dafür starkgemacht.
Belügt der Iran die Welt?
Der Iran behauptet immer wieder, sein Atomprogramm diene rein zivilen Zwecken. Eine Atombombe entwickeln? Davon wollen die Mullahs nichts wissen. In der vergangenen Woche hat der iranische Aussenminister Abbas Araghchi (61) gesagt: «Iran ist nicht an Atomwaffen interessiert, Punkt.»
Der oberste Führer im Iran, Ayatollah Ali Chamenei (85), hatte die Produktion, Lagerung und den Einsatz von nuklearen Waffen 2003 verboten. 20 Jahre später scheint der Iran sich nicht mehr an seine eigenen Gesetze zu halten.