Ein Sprecher der Berliner Polizei spricht am Sonntagmorgen von einer «Durchsuchungsmassnahme». Einsatzkräfte des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsens, des Bundeskriminalamts (BKA) und der Berliner Polizei machen am Sonntagmorgen Jagd auf die beiden gesuchten RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg (62). Insgesamt waren nach Angaben eines Sprechers der Berliner Polizei 130 Kräfte im Einsatz.
Der Einsatz begann gegen 7.30 Uhr an einem Gewerbegebiet am Markgrafendamm/Ecke Persiusstrasse. Auf dem Gelände in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz gibt es Werkstätten und viele Bauwagen. Die Bauwagen sind mit Graffiti besprüht. Auf Wänden und Transparenten stehen Sprüche gegen Gentrifizierung und für Klimaschutz.
Wie «Bild» berichtet, waren im Berliner Bezirk Friedrichshain auch Schüsse zu hören, einer Polizeisprecherin zufolge könnte es sich aber auch um Knallgeräusche handeln, etwa durch Blendgranaten. Nach LKA-Angaben wurden zwei Männer festgenommen. Dabe handele es sich aber nicht um Garweg und Staub. Sie seien nicht unter den Festgenommenen des Grosseinsatzes, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA).
Nach Beobachtung eines dpa-Reporters wurden bei dem Einsatz im Berliner Stadtteil Friedrichshain insgesamt vier Männer und eine Frau abgeführt. Weitere dpa-Reporter berichteten von einem Spezialeinsatzkommando und einem gepanzerten Fahrzeug vor Ort. Auch ein Polizeihund wurde eingesetzt. Die Verhafteten wurden laut «Bild» schon nach kurzer Zeit wieder freigelassen.
RAF-Trio überfiel Geldtransporter
Erst am Samstag waren neue Fahndungsfotos von Garweg veröffentlicht worden. Die Bevölkerung wurde davor gewarnt, dass der Gesuchte bewaffnet sein könnte. Die neuen Fotos von Garweg waren bei der Wohnungsdurchsuchung der am Montag verhafteten Daniela Klette (65), ebenfalls ein RAF-Mitglied, entdeckt worden. In ihrer Wohnung fanden die Ermittler auch Waffen.
Staub und Garweg gehörten wie die am Montag in Berlin festgenommene Daniela Klette der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion an. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.
Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht.