Pyrotechnik, vermummte Gesichter, Beleidigungen – als die Demonstration am Donnerstag zum Weltkindertag in Berlin unübersichtlich wurde, gab es Polizeikontrollen. Doch dann wurde auch die Linken-Politikerin Juliane Nagel (43) in Handschellen abgeführt, als sie eine aus ihrer Sicht ungerechte Polizeikontrolle beobachtete. Auf die Aussage, dass sie Politikerin sei, antwortete einer der Beamten: «Das ist uns scheissegal!» Sowohl der Innenminister als auch Polizeipräsident René Demmler (51) entschuldigten sich kurz darauf bei Nagel, wie die «Bild» am Freitag schreibt.
Die Videos von der Festnahme lösten in den sozialen Medien eine Welle der Empörung aus. Die Staatsanwaltschaft überprüfe den Fall. Nagel habe sich in eine polizeiliche Massnahme eingemischt und soll dabei «mit der Hand auf einen der Beamten geschlagen haben», so ein Sprecher. Das bestreitet sie.
«Übertrieben und eskalativ»
Die Demonstration zum Weltkindertag oder auch «Tag der Jugend» war von der Abgeordneten Nagel angemeldet und durchgeführt worden. 170 Menschen nahmen teil. Gegen 20 Uhr endete sie – doch dann wurde es plötzlich unübersichtlich. Die Polizei führte Kontrollen durch. Als Nagel bemerkte, dass ein Junge dunkler Hautfarbe direkt für die Ausweisprüfung in Handschellen gelegt wurde, griff Nagel ein.
Schon während der Demonstration war das Polizeiaufgebot immens. «Das war massiv übertrieben und eskalativ, die Demonstration selbst war kaum wahrnehmbar», findet Nagel rückblickend. «Es beschleicht einen das Gefühl, dass die Situation auf Eskalation angelegt ist und man Gründe sucht, damit es eskaliert», findet Grünen-Politiker Jürgen Kasek (42). (jwg)