Der serbische Präsident Aleksandar Vucic (52) hat am Sonntagabend den Generalstabschef der Armee an die Grenze zum Kosovo entsandt. Die Aufgaben, die die serbische Armee erhalten habe, seien «präzise, klar» und würden «vollständig umgesetzt.»
Das sagte General Mojsilovic dem Fernsehsender Pink nach seinem Gespräch mit Vucic in Belgrad. Die Situation an der Grenze sei «kompliziert und komplex» und erfordere «in der kommenden Zeit die Präsenz der serbischen Armee».
Der Kosovo mit seiner mehrheitlich albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als abtrünniges Gebiet betrachtet. Beide Länder lieferten sich noch vor wenigen Jahren einen blutigen Krieg. Trotz Dialogversuchen der EU liegen sie seit Jahren immer wieder im Streit. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovos bei ihren Versuchen, sich der Autorität Pristinas zu widersetzen.
Gewehrsalven
Im Dezember haben die Spannungen an der Grenze zu Serbien wieder zugenommen. Nächtliche Schüsse auf Polizisten und ein Angriff auf Einsatzkräfte der EU-Mission Eulex mit einer Blendgranate hatten international die Besorgnis wachsen lassen.
Kurz bevor der Armeechef in das Grenzgebiet aufbrach, verbreiteten mehrere serbische Medien ein in Online-Netzwerken geteiltes Video, in dem Gewehrsalven zu hören waren. Ihnen zufolge handelte es sich dabei um «Kämpfe», die am frühen Abend stattgefunden hätten. Die kosovarischen Streitkräfte hätten angeblich versucht, eine zuvor von Serben errichtete Barrikade abzubauen.
«Feuergefecht» in Zubin Potok, einer Ortschaft nahe Mitrovica, kommentierten serbische User dazu. «Albanische Spezialeinheiten griffen die Serben an, und es folgte eine Reaktion.»
Die Authentizität des Videos kann nicht unabhängig überprüft werden. Der angebliche Schusswechsel wurde auch umgehend von der kosovarischen Polizei dementiert. Auf ihrer Facebook-Seite teilte sie mit, keiner ihrer Mitarbeiter sei an einem etwaigen Feuergefecht beteiligt gewesen. Stattdessen befand sich kosovarischen Medien zufolge eine Patrouille der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) in der Schusszone befunden. Die Nato-geführte Mission hatte erst vor wenigen Tagen ihre Präsenz in der Region verstärkt. Sie gab zunächst keine Stellungnahme zu dem Vorfall ab.
Warnung vor Eskalation
Angesichts der wachsenden Spannungen im Norden des Kosovos hatte Serbiens Regierungschefin Ana Brnabic (47) erst kürzlich vor einer Eskalation der Situation gewarnt. «Wir sind wirklich am Rande bewaffneter Konflikte», sagte sie vergangene Woche in Belgrad. Für die Spannungen machte sie die Regierung in Pristina verantwortlich. (kes/SDA)