Darum gehts
- Dutzende Menschen unter Trümmern in Bangkok eingeschlossen, Rettung läuft
- Überlebenschancen sinken stündlich, Sauerstoff und Bewegungsfreiheit sind Hauptprobleme
- Rund 15 Vermisste bei Baustelle, über 100 in gesamter Stadt
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Dutzende Menschen sind unter den Trümmern eines zusammengefallenen Hochhauses in Bangkok eingeschlossen. Verzweifelt versuchen Retter, sie zu finden. Offenbar habe es aus der Ruine Lebenszeichen gegeben. Doch die Chancen auf ein positives Ende schwinden Stunde um Stunde.
«Das Hauptproblem ist die eingeschränkte Bewegungsfreiheit», sagt Survival-Experte Gion Saluz (46) zu Blick. Dies beispielsweise, wenn die Personen eingeklemmt sind. «Der Kreislauf wird so erheblich strapaziert.» Je nachdem, wo die Personen sich befinden, könne auch der Sauerstoff zu einem Problem werden. «Waren die Arbeiter zum Zeitpunkt des Erdbebens beispielsweise in den niedrigeren Stockwerken, könnten ihnen die Trümmer die Luft zum Atmen nehmen.»
Hinzu komme der fehlende Zugang zu Wasser und Nahrung. «Wenn sie per Zufall an eine Wasserleitung gelangen, steigen die Überlebenschancen natürlich.» Es habe schon bei früheren Erdbeben Situationen gegeben, in denen sich Verschüttete tatsächlich über Tage versorgen konnten. Das sind aber oft Einzelfälle.
Baustelle als Hindernis
Was in Bangkok erschwerend dazukommt: Das Gebäude befand sich noch im Rohbau. Entsprechende Leitungen waren eventuell gar noch nicht vorhanden. «Die Baustelle ist also ein Hindernis. Die Arbeiter sind in der Betonwüste eingeklemmt», bemerkt der 44-Jährige. Sie dürfen nicht in Panik geraten und müssten mit den wenigen Gegenständen, die sie dabei haben, irgendwie klarkommen. «Doch das wird wahrscheinlich nicht viel sein.»
Saluz betont: «Die Situation wird Tag für Tag prekärer. Aber Menschen sind unglaublich zäh.» In einer solchen Situation verschieben sich die gewöhnlichen Schmerztoleranzen. Die Betroffenen entwickeln sozusagen Kräfte, die sie in einer gewöhnlichen Situation nie hätten. «Sie werden sicher durchbeissen, bis es nicht mehr geht.»
«Sonst könnten sie erdrückt oder erschlagen werden»
Die Opfer müssten nun so schnell wie möglich, aber vorsichtig dort herausgeholt werden. «Sonst könnten sie erdrückt oder erschlagen werden.»
In einem staubigen Zelt neben der Baustelle in Bangkok haben Polizeibeamte einen Registrierungsschalter für Familienangehörige der Verschütteten eingerichtet. Bilder zeigen, wie Frauen weinend warten, bis sie etwas von den Rettungskräften hören. Diese schreiben auf eine Tafel die Anzahl Vermissten auf. Stand jetzt (Samstagmorgen) sind es rund 15 bei der Baustelle. In der gesamten Stadt werden jedoch über 100 Menschen vermisst.
Das im Bau befindliche 30-stöckige Hochhaus war am Freitag nach dem schweren Erdbeben in Südostasien in sich zusammengestürzt. Videos zeigten Menschen, die in Panik vor einer aufwirbelnden Staubwolke von der Baustelle flüchteten.