Bald setzen auch die Chinesen auf den mRNA-Impfstoff von Biontech
Delta-Variante erfasst China mit stärkstem Corona-Ausbruch seit Monaten

In China sind 14 eben noch virusfreie Provinzen von Delta betroffen, darunter die Hauptstadt Peking. Im 1,4-Milliarden-Volk sind zwar bereits 1,6 Milliarden Impfungen erfolgt. Neben eigenen Impfstoffen kommt demnächst auch ein Biontech-mRNA-Vakzin zum Masseneinsatz.
Publiziert: 31.07.2021 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2021 um 09:30 Uhr
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Auch in China greift das Coronavirus wieder um sich.
Foto: Keystone

China erlebt wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante derzeit den stärksten Ausbruch des Coronavirus seit Monaten. In insgesamt 14 Provinzen verzeichneten die Behörden am Samstag einen Anstieg der Infektionsfälle. Derzeit zirkuliere vor allem die Delta-Variante, «wodurch die Herausforderungen der Prävention und Kontrolle noch grösser werden», sagte Mi Feng, Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission.

Im Juli registrierten die Behörden 328 symptomatische Infektionen – fast genauso viele wie im gesamten Zeitraum von Februar bis Juni. Am Samstag meldeten die Behörden neue Fälle unter anderem in der Provinz Fujian und in der 31-Millionen-Einwohner-Stadt Chongqing. Staatliche Medien zeigten am Samstag Bilder von Bewohnern, die für einen Corona-Test anstanden.

Mittlerweile gehen landesweit über 260 Ansteckungen auf einen Ausbruch in der ostchinesischen Stadt Nanjing zurück. Dort waren am 20. Juli neun Reinigungskräfte am internationalen Flughafen positiv getestet worden. Alle Fälle sind nach Angaben der Behörden auf die ansteckendere Delta-Variante des Virus zurückzuführen. In der Stadt wurde für Samstag die Schliessung aller Touristenattraktionen und Kulturstätten angeordnet.

Joint Venture mit Biontech

Die hohe Ansteckungsfähigkeit der Delta-Variante in Kombination mit der Urlaubszeit und einem hohen Passagieraufkommen am Flughafen habe zu der schnellen Ausbreitung geführt, sagte am Samstag He Qinghua von der Nationalen Gesundheitskommission.

Bereits ab Ende August will China einen gemeinsam mit dem deutschen Pharmalabor Biontech entwickelten Impfstoff herstellen. Biontech beliefert derzeit vor allem die westliche Welt mit einem mit dem US-Pharmakonzern Pfizer entwickelten mRNA-Impfmittel. Zusammen mit dem chinesischen Pharmariesen Fosun hat Biontech seinen Comirnaty-Impfstoff weiterentwickelt. Das Joint Venture plant laut der japanischen Wirtschaftszeitung «Nikkei» monatlich bis zu 200 Millionen Dosen herzustellen. Darüber hinaus hat China seit Jahresbeginn bereits Millionen von Pfizer/Biontech-Impfdosen importiert.

Der neue mRNA-Impfstoff soll vorab als dritte Booster-Impfung zum Einsatz kommen. Die von China entwickelten und auch rund um die Welt in ärmeren Ländern eingesetzten Sinovac- und Sinopharm-Impfstoffe haben eine Wirksamkeit von rund 50 bis zu 80 Prozent. Damit sind die chinesischen Vakzine deutlich weniger wirksam als die von Pfizer/Biontech und auch Moderna entwickelten mRNA-Impfstoffe. Das hat offenbar auch in China Bedenken aufkommen lassen, dass sie die infektiöseren Varianten des Virus wie Delta mit eigenen Impfmitteln nicht wirksam eingedämmt werden können.

Auch Hauptstadt Peking betroffen

In der Provinz Jiangzu mit ihrer Hauptstadt Nanjing sind Hunderttausende Menschen von Lockdowns betroffen. Alle 9,2 Millionen Einwohner der Provinzhauptstadt sind nach Behördenangaben zweimal getestet worden. Im Pekinger Stadtbezirk Changping, wo bisher zwei Fälle gemeldet wurden, müssen rund 41'000 Menschen in ihren Wohnungen bleiben. In der chinesischen Hauptstadt handelt es sich um die ersten offiziell verzeichneten Corona-Fälle seit sechs Monaten.

Die Touristenstadt Zhangjiajie in der Provinz Hunan, in der eine Handvoll Ansteckungen auf eine Theatervorstellung zurückzuführen sind, verhängte am Freitag eine Ausgangssperre für alle 1,5 Millionen Einwohner und schloss alle Touristenattraktionen, wie aus einer offiziellen Mitteilung hervorgeht. Die Stadt Zhangjiajie ist berühmt für ihre Felsformationen, vor denen Teile des Erfolgsfilms «Avatar» gedreht wurden.

Die Regierung in Peking verfolgt eine Null-Covid-Strategie: Treten in einer Stadt oder Provinz kleine Cluster auf, werden die betroffenen Gebiete abgeriegelt und alle Einwohner auf das Virus getestet. Bis Freitag wurden in China nach Angaben der Gesundheitskommission mehr als 1,6 Milliarden Impfdosen verteilt. Wieviele Menschen inzwischen komplett geimpft sind, teilte die Kommission nicht mit. (AFP/kes)

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