Studie zu möglichen Szenarien
Ausrottung, Eliminierung oder mit Covid-19 leben?

Wird Covid-19 ausgerottet oder wenigstens eliminiert? Muss die Welt lernen, damit zu leben wie mit der Grippe oder lodert die Krankheit weiter? Gemäss einer Studie ist eine Ausrottung wohl nicht realistisch, die lokale Eliminierung aber sehr wohl.
Publiziert: 09.07.2021 um 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2021 um 09:16 Uhr
Den Präpandemischen Zustand wird die Welt nicht wieder herstellen können, kommt eine am Freitag veröffentlichte Studie zum Schluss. Wird aber fortlaufend weitergeimpft und aufgefrischt, könnte das Virus in manchen Gegenden eliminiert werden. (Symbolbild)
Foto: BIONTECH SE HANDOUT

«Die Eliminierung könnte durchaus ein realistischeres kurzfristiges Ziel für SARS-CoV-2 darstellen», heisst es in einer Studie, die am Freitag im Journal of the American Medical Association JAMA veröffentlicht worden ist.

In Israel beispielsweise liege die Eliminierung in greifbarer Nähe. Auch Neuseeland, Vietnam und Brunei stünden möglicherweise kurz davor. Das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten und China dagegen befänden sich derzeit eher in einem Zustand der Kohabitation, das heisst, man versucht dort, mit dem Virus zurecht zu kommen. In Indien, anderen Teilen Südostasiens und einem grossen Teil Südamerikas wüte das Virus hingegen gegenwärtig noch wie ein Flächenbrand.

Das optimale Szenario, die weltweite Ausrottung, ist für die Wissenschaftler um Aaron Kaufman von der Emory Universität in Atlanta «selbst als Gedankenexperiment ein zu ambitioniertes Ziel». Sie erinnern zwar daran, dass die Pocken ausgerottet worden sind, obwohl das einst für unvorstellbar galt. Verglichen mit den Pocken komme bei Covid-19 aber ein Risiko erschwerend hinzu: die zoonotische Übertragung durch Fledermäuse, gezüchtete Nerze oder noch nicht entdeckte tierische Reservoire. Bei Pocken habe es kein solches Reservoir gegeben.

Um eine zoonotische Übertragung zu verhindern, müsste fortlaufend weiter geimpft werden gegen SARS-CoV-2 und seine Varianten. Um eine globale Ausrottung zu erreichen - also die dauerhaften Reduktion der Prävalenz von SARS-CoV-2-induzierten Krankheiten auf Null - «müsste eine ausreichende Herdenimmunität durch Impfung und vorherige Infektion erreicht werden. Diese Immunität müsste «hochwirksam und lang anhaltend sein, eine Sekundärübertragung und Reinfektion verhindern und gegen alle Arten von aktuellen und zukünftigen Virusvarianten schützen». Das sind äusserst strenge Anforderungen.

Eine valable Alternative zu Ausrottung und Eliminierung wäre laut den Verfassern der Studie ein zivilisiertes Zusammenleben mit SARS-CoV-2. In diesem Szenario würde der durch Impfstoffe vermittelte Schutz so weit gehen, dass er die schwersten Manifestationen von COVID-19 verhindert, die Kette der Virusübertragung unterbricht und die Mehrzahl der aufkommenden Virusvarianten bekämpft.

Voraussetzungen wären die weltweite Verfügbarkeit von Impfstoffen, der Abbau von Zurückhaltung gegenüber der Impfung und die Reduktion der Variantenbildung. «Langfristig, wenn die globale Immunität aufgrund von Exposition oder Impfung alltäglich wird, können die auftretenden Krankheitssymptome denen einer Erkältung ähneln, die durch saisonale Coronaviren hervorgerufen wird.»

Das schlimmste Endspielszenario, der Flächenbrand, könnte dort eintreten, wo es Versorgungslücken mit Impfstoffen gegen bestimmte Varianten gibt und/oder eine grosse Zurückhaltung gegenüber dem Impfen besteht. Die ungebremste Ansteckung durch Nichtimmunisierte würde dem Virus erlauben, sich laufend weiterzuentwickeln, was seine Eindämmung zusätzlich erschwert.

Letztlich werde es «sowohl von den kollektiven Entscheidungen und Realitäten der globalen Gemeinschaft, wie von der oft undurchschaubaren Dynamik von SARS-CoV-2 abhängen, wo die einzelnen Länder auf dem Endgame-Spektrum landen.» (SDA)

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