«Oh mein Gott!» – «Hast du das gesehen?»
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Flugzeugabsturz-Funksprüche:«Oh mein Gott!» – «Hast du das gesehen?»

Aviatikexperte Hansjörg Egger erklärt den Washington-Crash
«Helikopter oder Flugzeug hatte falsche Informationen»

Am Mittwochabend ist es im Luftraum über Washington zu einer Kollision zwischen einem Passagierjet und einem Militärhelikopter gekommen. Mehrere Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Aviatikexperte Hansjörg Egger hat eine These, wie es zum Crash kommen konnte.
Publiziert: 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 14:41 Uhr
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Im Luftraum über Washington ist es zu einer Kollision zwischen einem Passagierjet und einem Militärhelikopter gekommen.
Foto: Screenshot X

Auf einen Blick

  • Passagiermaschine kollidiert mit Militärhelikopter über dem Fluss Potomac bei Washington
  • Aviatikexperte vermutet Kommunikationsproblem als Unfallursache
  • Mindestens 18 Todesopfer, darunter 14 Elite-Eiskunstläufer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marian NadlerRedaktor News

Am späten Mittwochabend ist nahe dem US-Hauptstadtflughafen in Washington eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord in der Luft mit einem US-Militärhelikopter kollidiert. Der Crash erfolgte genau über dem Fluss Potomac, als sich das Flugzeug im Landeanflug befand. 

Hansjörg Egger (72), Schweizer Aviatikexperte, findet den Vorfall «mysteriös», hat aber bereits eine Erklärung dafür, wie es zur Kollision kommen konnte. «Ein technisches Problem kann man nie ausschliessen, aber in den meisten Fällen liegt menschliches Versagen vor», sagt der Luftfahrt-Fachmann zu Blick. Er vermutet ein Kommunikationsproblem als Ursache für den Absturz, bei dem wohl alle Insassen, darunter 14 Elite-Eiskunstläufer, ums Leben kamen.

Experte sieht Kommunikationsproblem

Ein Mitschnitt des Funkverkehrs zwischen einem Fluglotsen und der Helikopterbesatzung zeigt, dass dieser die Passagiermaschine gesehen hat. Der Fluglotse fragt: «Haben Sie die CRJ in Sicht?» Damit meint er das Passagierflugzeug. Anschliessend sagt er: «Bitte fliegen Sie hinter dem Flugzeug vorbei.» Anschliessend ist in dem Mitschnitt ein Stöhnen zu hören, das aus dem Tower kommt. Das lässt darauf schliessen, dass die Fluglotsen im Tower die Kollision gesehen oder gehört haben.

Als Egger die Nachricht vom Unglück hörte, fragte er sich direkt: «Was macht der Helikopter überhaupt in dem Bereich, in dem das Flugzeug zur Landung ansetzte?» Denn in der Regel kommt es ihm zufolge zwischen Helikoptern und Passagierflugzeugen nur selten zu Problemen, auch im Umfeld von grossen Flughäfen. Das ehemalige Mitglied der Schweizer Luftwaffe glaubt, dass einer der Fluglotsen den Sikorsky H-60 zum falschen Zeitpunkt informiert hat. «Helikopter oder Flugzeug hatte falsche Informationen», ist Egger überzeugt.

Notlandung unmöglich

Hinzu kommt die Dunkelheit. «Ein Helikopter ist deutlich agiler als ein Passagierjet. So ein Flugzeug ist auch im Landeanflug noch sehr schnell unterwegs, vielleicht wurde es einfach übersehen». Der Unglücksflieger, eine Bombardier CRJ700, bringt es auf einen Topspeed von über 900 km/h. Im Landeanflug dürfte die Maschine immer noch gut 200 km/h schnell gewesen sein.

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Dass der Pilot der einen Maschine die andere übersehen haben könnte, glauben auch US-Experten. Gemäss Robert Sumwalt (68), der selbst viele Jahre Pilot war, konzentrieren sich Flugzeug-Piloten in solch geringer Flughöhe vor allem auf die Landebahn.

Die Angehörigen sollten sich nicht zu viel Hoffnung machen, die Überlebenschancen sind gleich null. «Wenn zwei Maschinen in der Luft kollidieren, ist das der Worst Case», weiss Egger. «Wahrscheinlich ist, dass es keine Überlebenden gibt.» Es gebe keine Möglichkeit der Notlandung, zudem sei der Crash mit Feuer verbunden.

Helikopter neben Passagierflugzeug am Reagan National in D.C.
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Sechs Tage altes Video zeigt:Helikopter neben Passagierflugzeug am Reagan National in D.C.

Die Bergungsarbeiten dürften sich laut Egger schwierig gestalten. Dass die Wrackteile beider Maschinen im Fluss Potomac gelandet sind, könnte die Ermittler vor ernste Probleme stellen. «Es erschwert die Untersuchung enorm. Teile werden weggeschwemmt werden. Das macht die Rekonstruktion des Unfalls natürlich umso schwieriger.»

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