Der russische Präsident Wladimir Putin (70) hatte von einer schnellen Eroberung in der Ukraine geträumt – stattdessen tobt seit über einem Jahr ein blutiger Krieg. Immer wieder unterschätzte das russische Militär die Ukraine und bezahlte einen hohen Preis für die Fehler.
Doch es scheint, als habe sich das Verhalten der Truppen verändert. Putins Truppen gehen weniger chaotisch vor – und das macht sie zu einer grösseren Gefahr.
Wie die «New York Times» schreibt, hat der Kreml die Kriegsführung angepasst und unterschätzt das ukrainische Militär nicht mehr. «Russische Panzerkolonnen stürmen zum Beispiel nicht mehr in Gebiete, in denen sie schnell beschädigt oder zerstört werden können», heisst es im Bericht.
Damit versucht Putin zu verhindern, dass ihm die Waffen ausgehen. «Die russischen Panzer, die im Jahr 2022 erhebliche Verluste erlitten haben, werden nun häufig von der Front zurückgehalten, um als eine Art Artillerie eingesetzt zu werden», heisst es weiter. Dadurch sei Russland zu einem härteren Gegner geworden.
Angriffe besser koordiniert
Statt blind auf die feindlichen Truppen zuzustürmen, was die viele Leben und viel Ausrüstung gekostet hat, arbeitet das Militär vermehrt mit Drohnen, um ukrainische Schützengraben zu finden. Erst dann schlagen sie zu.
Viele Angriffe kommen aus der Luft, in Form von Kamikaze-Drohnen und Gleitbomben. So wollen die Russen vermeiden, dass weitere Flugzeuge beschädigt werden. Westliche Experten sehen das auch als Bestätigung für den Waffenmangel. An Kamikaze-Drohnen mangelt es jedoch nicht. Denn: Trotz Sanktionen liefert der Iran weiterhin Drohnen nach Russland.
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Amerikanische Beamte und ukrainische Soldaten sehen laut der «New York Times» eine Verbesserung von Russlands Kriegstaktik. «Sie versuchen, hintere Kommandoposten von Kompanien und Brigaden ausfindig zu machen und sie aus grosser Entfernung zu zerstören, um die Kommunikation zwischen den Einheiten einzuschränken», sagt ein Drohnenjäger.
Bachmut-Eroberung kein Vergleich mit vorigen Schlachten
Die Eroberung der Stadt Bachmut ist ein Beispiel dafür, dass das russische Militär gelernt hat, erfolgreich anzugreifen. Wagner-Söldner hatten ukrainische Kämpfer nahezu eingekreist. «Die Ukrainer konnten einfach nicht mehr mithalten», sagt einer der Kämpfer. Die Wagner-Gruppe ist besser trainiert als das russische Militär.
Allerdings sind auch viele gut ausgebildete Soldaten gefallen. «Heute kämpfen weniger gut ausgebildete, kürzlich mobilisierte», schreibt die Zeitung. Deshalb sind nicht alle Schwierigkeiten des Militärs behoben. Von einer Eroberung ist der Kreml noch immer weit entfernt – doch die Russen sind nach Einschätzung des Westens für die ukrainische Armee gefährlicher geworden. (jwg)