Aus der Pandemie nichts gelernt?
Chinesische Forscher experimentieren mit tödlichem neuem Covid-Stamm

Dokumente belegen, dass China das Coronavirus schon Ende 2019 erkannt hatte – vor Ausbruch der globalen Pandemie. Jetzt bestätigen chinesische Forscher, dass sie mit einem neuen tödlichen Coronavirus experimentieren, das Menschen bedrohen könne. Ein Wuhan-Déjà-vu?
Publiziert: 18.01.2024 um 01:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2024 um 00:23 Uhr
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2020 gingen diese Bilder um die Welt. Sie zeigen chinesische Forscher bei der Arbeit in Wuhans Institut für Virologie.
Foto: AFP
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Eine chinesische Forscherin isolierte und beschrieb Covid-19 mindestens zwei Wochen, bevor Peking die Existenz des Virus einräumte.

Aus jetzt veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass die chinesische Virologin Lili Ren vom Institut für Pathogenbiologie in Peking am 28. Dezember 2019 fast die gesamte Sequenz der Covid-19-Struktur in eine von der US-Regierung betriebene Datenbank hochgeladen hatte. Das bestätigen Unterlagen des US-Gesundheitsministeriums, wie das «Wall Street Journal» berichtet.

Die anfolgende Covid-19-Pandemie sollte weltweit mehr als drei Millionen Menschenleben fordern. Lockdowns brachten ganze Volkswirtschaften und den globalen Reise- und Handelsverkehr zum Erliegen.

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China hatte Coronavirus schon Ende 2019 erkannt

Laut den jetzt veröffentlichten Papieren räumte Peking am 11. Januar 2020 die Existenz des Virus erstmals ein. An jenem Tag sei die Weltgesundheitsorganisation (WHO) informiert worden, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Zu diesem Zeitpunkt breitete sich das neuartige Coronavirus-Lungenfieber bereits weltweit aus. Bei einem Treffen am 3. Januar hatte China zum Virus noch geschwiegen.

«Die zusätzlichen zwei Wochen hätten sich als entscheidend erweisen können», schreibt die US-Zeitung unter Berufung auf Experten, «um der internationalen medizinischen Gemeinschaft dabei zu helfen, herauszufinden, wie sich Covid-19 verbreitete, medizinische Abwehrmassnahmen zu entwickeln und schliesslich mit der Entwicklung eines Impfstoffs zu beginnen.»

«Schwere und tödliche Atemwegserkrankungen beim Menschen»

Dr. Ren hatte bereits im Mai 2020 im Chinese Medical Journal beschrieben, wie zwischen dem 18. und 29. Dezember 2019 Proben von fünf Patienten in einem Krankenhaus in Wuhan, China, genommen wurden. Die Sequenzierung habe ein neues Coronavirus «mit schweren und tödlichen Atemwegserkrankungen beim Menschen» bestätigt.

Die neuen Informationen klären nicht, ob Covid von einem infizierten Tier auf Menschen übersprang oder ob es bei Experimenten aus einem Labor in Wuhan entwich. Doch in einer neuen Studie, die den Vorfällen in Wuhan vor fünf Jahren ähnelt, führen chinesische Wissenschaftler Experimente mit einem mutierten Stamm des Coronavirus durch. Bei Mäusen ist die Mutation 100 Prozent tödlich.

Das tödliche Virus – bekannt als GX_P2V – befällt die Gehirne von Mäusen, die genmanipuliert wurden und menschenähnliches Erbgut aufwiesen. Das bestätigt eine letzte Woche in Peking veröffentlicht Studie.

Chinesische Forscher könnens nicht lassen

Die Autoren sprechen von einem Risiko, dass GX_P2V «auf den Menschen übergreifen» könne. Bei dem tödlichen Virus handelt es sich um eine mutierte Version von einem Cousin des Coronavirus, der Berichten zufolge 2017 in malaysischen Schuppentieren entdeckt wurde.

Alle Mäuse, die mit dem Virus infiziert waren, starben innerhalb von nur acht Tagen einen qualvollen Tod – eine laut den Forschern «überraschend» schnelle Todesrate.

Chinas Virologen tüfteln also mit einem neuen Coronavirus, das in Mäusen mit menschenähnlichen Genen zum sicheren Tod führt. Experten weltweit fürchten dabei, dass es in den chinesischen Laboren an angemessenen Sicherheitsmassnahmen mangelt.

Aus der Pandemie nichts gelernt?

Dies sei keine verantwortungsvolle Wissenschaft, zitiert die «New York Post» Francois Balloux, Director des Genetics Institute am University College London und Professor für Computerbiologie. «Ich kann nichts von vagem Interesse erkennen, was man aus der Zwangsinfektion einer seltsamen Rasse humanisierter Mäuse mit einem zufälligen Virus lernen könnte», so Balloux. «Umgekehrt könnte ich mir vorstellen, wie viel schiefgehen könnte.»

Richard Ebright, Chemiker an der Rutgers University in New Brunswick, bemängelt auf X, dass die Studie keine Angaben über Sicherheitsvorkehrungen gegen potenzielle Pandemie-Erreger aufzeige: «Das Fehlen dieser Informationen lässt die Möglichkeit aufkommen, dass diese Forschung – wie auch die Forschung in Wuhan, die wahrscheinlich Covid verursacht hat – ohne die erforderlichen Biosicherheitsvorkehrungen durchgeführt wurde.»

«Spillover-Risiko»

Selbst die chinesischen Autoren der Studie heben das hohe Risiko ihrer Arbeit hervor. Sie «unterstreichen» ein «Spillover-Risiko von GX_P2V auf den Menschen».

In ihrem ersten Forschungsbericht sind keinerlei Angaben über auch nur minimale Sicherheitsmassnahmen zu lesen.

Die Tatsache, dass solche Forschung überhaupt stattfindet und veröffentlicht wird, als handle es sich um gewöhnliche Forschungsarbeit, zeigt, dass China aus der Pandemie wenig gelernt zu haben scheint.

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