Aufreger kurz vor den Wahlen
Italiens Berlusconi nimmt Putin in Schutz

Silvio Berlusconi, ehemaliger Ministerpräsident Italiens und bekennender Putin-Freund, hat kurz vor den italienischen Wahlen für Aufruhr gesorgt. Er behauptet im Fernsehen, dass Wladimir Putin zum Krieg gezwungen wurde.
Publiziert: 23.09.2022 um 10:48 Uhr
|
Aktualisiert: 23.09.2022 um 13:06 Uhr
1/2
Der Vorsitzende von Forza Italia, Silvio Berlusconi, sorgt kurz vor den italienischen Wahlen für Aufruhr.
Foto: OLIVER WEIKEN

Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi (85) hat kurz vor der Parlamentswahl mit einer Aussage über Wladimir Putin (69) für Aufsehen gesorgt.

Der Politiker behauptete in einem TV-Interview am Donnerstagabend, der Kremlchef sei zum Einmarsch in die Ukraine gedrängt worden. «Putin wurde von der russischen Bevölkerung, von einer Partei, von seinen Ministern gedrängt, sich diese Spezialoperation auszudenken», sagte Berlusconi im Sender Rai.

Berlusconi ist ein Freund des russischen Präsidenten und zögerte nach Kriegsausbruch lange, die Invasion zu verurteilen. Nun sagte er: «Putin ist in eine wirklich schwierige und dramatische Situation gerutscht.» Er benutze diesen Ausdruck bewusst, weil Putin von Vertretern der zwei selbst ernannten Republiken im Donbass im Februar aufgefordert worden sei, einzuschreiten. Diese hätten Putin überredet mit der Behauptung, die Ukraine greife die Gebiete immer heftiger an.

Putin wollte Regierung in Kiew ersetzen

Des Weiteren sagte der Parteichef von Forza Italia, der als kleinerer Partner einer Rechts-Koalition beste Chancen auf einen Wahlsieg am Sonntag hat, Putin habe die Regierung in Kiew von Wolodimir Selenski (44) austauschen wollen «mit einer Regierung von anständigen Leuten».

Die Aussagen des Medienunternehmers, der neben seiner Politik durch Skandale aufgefallen war, alarmieren all jene, die eine Zuwendung Italiens an Russland nach der Wahl fürchten. Neben Berlusconi ist auch Matteo Salvini Teil des Rechtsblocks – der Lega-Chef war jahrelang Fan Putins und kritisiert die Sanktionen des Westens gegen Moskau.

«Wirklich tragisch» nannte Zentrums-Spitzenkandidat Carlo Calenda den Auftritt Berlusconis und nannte den Forza-Italia-Gründer «irgendetwas zwischen Pressesprecher Putins und Militärberater». Der frühere Ministerpräsident Enrico Letta von den Sozialdemokraten twitterte am Freitag: «Es gibt keine Worte, um das zu kommentieren.»

Am Donnerstag hatte die russische Botschaft in Rom mit einem Beitrag bei Facebook provoziert, in dem sie Fotos italienischer Politiker bei deren Treffen mit Putin aus den vergangenen Jahren veröffentlichte. Darunter waren Berlusconi und Salvini, aber auch andere Wahlkämpfer wie Letta, Giuseppe Conte, Matteo Renzi oder Luigi Di Maio und sogar Staatspräsident Sergio Mattarella und Vorgänger Giorgio Napolitano. «Aus der jüngeren Geschichte der russisch-italienischen Beziehungen», stand daneben. «An einige müssen wir uns erinnern.» (SDA/chs)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?