Ein Deckel kann so manche Beziehung auf die Probe stellen: Männer lassen gerne mal den Toiletten-Deckel oben und den Sitz gleich mit dazu. Schliesslich wollen sich im Stehen und nicht im Sitzen pinkeln. Doch der offene Deckel ist nicht nur lästig für die Partnerin, sondern auch ein Einfallstor für Keime und Bakterien. Speziell beim Spülen verteilen sich diese im Badezimmer – darum gilt: Deckel schliessen!
Laut einer Studie des «Scientific Report» können sich die WC-Tröpfchen beim Spülen innerhalb von acht Sekunden in einem Anderthalb-Meter-Radius verteilen. Die Bakterien, die dann in Form von Aerosolen durch die Luft wirbeln und jegliche Objekte in Reichweite kontaminieren, können auch krankheitserregend sein – speziell, wenn sie in hoher Konzentration in öffentlichen Toiletten herumschweben.
Toilette, die erst spült, wenn der Deckel geschlossen ist
Hat man ein normal funktionierendes, gesundes Immunsystem, ist das nicht gefährlich, sondern in erster Linie eklig. Ist man aber schon angeschlagen oder besucht jemanden im Spital mit einem geschwächten Abwehrsystem, kann es gefährlich werden. Einerseits können Bakterien und Viren in die Atemwege gelangen und dort zu Infektionen führen, andererseits besteht die Gefahr, dass man beim Toilettenbesuch mit Darmkeimen in Berührung kommt, die sich auf den Oberflächen abgesetzt haben.
Am Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten, der Ende April in Barcelona stattfindet, möchte ein südkoreanisches Forscherteam deshalb seine neuste Erfindung präsentieren: eine Toilette, die automatisch spült – jedoch nur, wenn der Deckel geschlossen ist, wie die «Welt» berichtet.
«Unsere Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, den Deckel zu schliessen»
Das Toilettensystem wurde zuvor in einem Spital in Seoul (Südkorea) getestet. Dabei wurden in acht Toiletten Schalen mit Blutagar aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine Art Nährboden für Mikroorganismen. Die Schalen wurden in den Abständen von 13, 30 und 45 Zentimetern und auf dem Klodeckel platziert. Die Hälfte der Toiletten war dabei mit dem automatischen Spülsystem ausgestattet, es wurde also mit geschlossenem Deckel gespült. Die anderen vier hatten eine normale Spüle, und der Deckel wurde offengelassen.
Nachdem die Bakterien 90 Minuten Zeit hatten, sich abzusetzen, wurden die Schalen für zwei Tage bebrütet, damit die Kolonien eine messbare Grösse erreichten. Die Ergebnisse zeigten: Bei den automatischen Spülsystemen bildeten sich weniger als halb so viele Bakterienkolonien in der Umgebung der WCs.
Jihye Park vom Asan Medical Center in Seoul betont: «Unsere Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, den Deckel vor dem Spülen zu schliessen und automatische Spülvorrichtungen einzubauen, um die Verschmutzung von Toilettenoberflächen zu verringern.» Die Systeme werden nun in dem gesamten Krankenhaus eingebaut. (zun)