Video zeigt mehrere Polizeiautos am Tatort
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Zwei Tote nach Messerangriff:Video zeigt mehrere Polizeiautos am Tatort

Attacke auf Kindergartengruppe in Aschaffenburg
Das ist über Messer-Angreifer Enamullah O. (28) bekannt

Blutiger Angriff auf Kinder in Bayern: Ein Afghane hat einen Mann und ein Kind getötet. Die Ermittler rätseln bislang über das Motiv. Klar ist: Der Täter war der Polizei bekannt.
Publiziert: 09:13 Uhr
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Aktualisiert: vor 12 Minuten
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Der mutmassliche Angreifer von Aschaffenburg: Enamullah O. aus Afghanistan.
Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • Messerangriff in Aschaffenburg: Afghane tötet zwei Menschen, verletzt drei weitere
  • Täter war polizeibekannt und sollte aus Deutschland ausreisen
  • 28-jähriger Enamullah O. war mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen
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Johannes HilligRedaktor News

Während eine Gruppe Kindergartenkinder in einem Park im deutschen Aschaffenburg unterwegs ist, sticht er zu. Unvermittelt!

Ein Afghane geht am Mittwoch mit einem Küchenmesser auf die Kinder und Erwachsenen los. Ein Bub (†2) und ein Passant (†41), der die Kinder schützen wollte, werden dabei getötet. Die drei Verletzten – ein Mädchen (2), eine Erzieherin und ein 72-jähriger Mann – befinden sich nach wie vor in einem Krankenhaus. Sie seien aber inzwischen alle ausser Lebensgefahr, wie ein Polizeisprecher bekannt gab. Was ist über den Täter bekannt und was ist noch unklar? Ein Überblick. 

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Wer ist der Messer-Angreifer?

Bei dem Täter handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen Mann aus Afghanistan. Konkret steht Enamullah O.* (28) im Verdacht, die Wahnsinnstat verübt zu haben. 

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War O. der Polizei bekannt?

Ja. Der Messer-Angreifer war in der Vergangenheit mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen, jeweils in psychiatrische Behandlung gekommen und wieder entlassen worden. Unter anderem soll er eine Ukrainerin gewürgt und bedroht haben, wie «Focus» berichtet.

Ein Afghane, der mit O. zusammenwohnte, kann nicht fassen, was passiert ist. Und er macht den Behörden schwere Vorwürfe. «Wie konnte die Polizei nur so ver­sagen, sie wussten doch alle, dass der nicht richtig tickt», sagt der Mann zu «Bild». 

Im Dezember hatte das Amtsgericht in Aschaffenburg eine Betreuung für ihn angeordnet, erklärte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (68). Zum Zeitpunkt des Messerangriffs befand sich der Afghane wieder in psychiatrischer Behandlung und sollte aus Deutschland ausreisen.

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Seit wann war der Mann in Deutschland?

Laut Herrmann war der Mann im November 2022 eingereist. Vor rund anderthalb Monaten kündigte er den Ausländerbehörden dann schriftlich seine freiwillige Rückkehr nach Afghanistan an. Sein Asylverfahren sei daraufhin am 11. Dezember eingestellt worden, und er sei zur Ausreise aufgefordert worden. Der Verdächtige habe sich aber danach offenbar weiter in psychiatrischer Behandlung befunden, sagte Herrmann weiter.

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Warum war O. weiter in Deutschland?

Bayerns Innenminister Herrmann erklärte, einen Tag nach der Horror-Tat, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), versagt habe. Die am 19. Juni 2023 im Dublin-Verfahren angeordnete Abschiebung von O. nach Bulgarien sei den für diese Abschiebung zuständigen bayerischen Behörden verspätet mitgeteilt worden. Damit sei die Frist, innerhalb derer die Abschiebung hätte vollzogen werden müssen, so weit fortgeschritten gewesen, dass eine Abschiebung nicht mehr möglich gewesen sei.

Im Anschluss an die im Sommer 2023 gescheiterte Abschiebemöglichkeit nach Bulgarien sei vom Bamf bis zum vergangenen Dezember keine Entscheidung zum Asylantrag des Manns getroffen worden.

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Wieso wurde nichts unternommen, damit O. ausreist?

Er sollte ausreisen und wollte offenbar auch selbst Deutschland verlassen. O. soll in einem Brief an die Ausländerbehörde geschrieben haben: «Ich reise freiwillig aus.» Das berichtet die «Bild». Allerdings blieb er weiter in Deutschland. Das Problem: Die Behörden in Deutschland mussten auf die afghanischen Papiere warten. Eine Möglichkeit zur Abschiebung nach Afghanistan habe nicht bestanden, so Innenminister Herrmann.

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Was ist über das Motiv bekannt?

Das Motiv für den Angriff ist unklar, die Ermittler gehen aber von einem Zusammenhang mit den psychischen Erkrankungen des mutmasslichen Täters aus. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnräume in einer Flüchtlingsunterkunft wurden «keinerlei Hinweise auf eine radikale islamistische Gesinnung» gefunden. Dagegen wurden Medikamente gefunden, die zu seiner Erkrankung passten. Polizei und Staatsanwaltschaft erklärten am Abend, die Durchsuchung habe weitere Erkenntnisse zu der psychischen Erkrankung des Mannes gebracht.

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Was ist über den Tatort bekannt?

Die Wahnsinnstat wurde im Schöntal Park begangen. Unter den Menschen in Aschaffenburg mittlerweile berüchtigt. Denn: Das Gelände nutzen gerne Drogendealer und Kleinkriminelle für ihre Geschäfte. Auch junge Männer, meist Flüchtlinge, treffen sich in dem Park. Besonders, wenn es dunkel wird, trauten sich manche nicht mehr in den Park. Darum erhöhte die Polizei auch die Präsenz vor Ort. Danach habe es positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung gegeben, wie die deutsche Polizei gegenüber der «NZZ» erklärt. 

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Wie reagiert die Politik auf die Horror-Tat?

Deutschland steckt mitten im Wahlkampf. Darum nutzte Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder (58) die Messerattacke, um eine Verschärfung der Migration zu fordern und der aktuellen Regierung Vorwürfe zu machen. Söder sprach sich für eine «Null Toleranz»-Politik bei der Migration aus. Und weiter: «Die Migration überfordert unser Land.»

CDU-Chef Friedrich Merz (69) stellte eine drastische Verschärfung der Migrationspolitik in Aussicht. Sollte er zum Bundeskanzler gewählt werden, werde er noch am ersten Tag im Amt ein «faktisches Einreiseverbot» für alle Menschen ohne gültige Einreisedokumente verhängen lassen, sagte Merz am Donnerstag in Berlin. Er stellte einen Fünf-Punkte-Katalog vor, den er in möglichen Koalitionsverhandlungen kompromisslos durchsetzen wolle.

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Wie will Merz die Migration erschweren?

Der Plan von Merz für den Fall einer Regierungsübernahme sieht unter anderem vor, dass an den Grenzen künftig auch «Personen mit Schutzanspruch» zurückgewiesen werden sollten – also auch solche, die Asyl in Deutschland beantragen wollen. Zudem dürften ausreisepflichtige Menschen, die aufgegriffen werden, nicht mehr auf freien Fuss gesetzt werden. Das Aufenthaltsrecht will Merz als Kanzler so ändern, «dass jeder ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder in zeitlich unbefristeten Ausreisearrest genommen werden kann».

Mit Blick auf mögliche Koalitionspartner nach der Wahl und insbesondere die Grünen betonte Merz, er werde kategorisch an diesen Forderungen festhalten. «Kompromisse sind bei diesem Thema nicht mehr möglich», sagte er.

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