Seit gestern fliegt Putin Luftangriffe in Syrien. Dabei gehe es «ausschliesslich um den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und andere Terrorgruppen», liess das Aussenministerium in Moskau mitteilen.
Ein Blick auf die Karte Syriens zeigt aber, dass sich in den von Russland bombardierten Gebieten kaum IS-Stellungen befinden. In den Gebieten rund um die Städte Homs und Hama befinden sich vor allem Rebellengruppen.
Die Lage in Syrien ist unübersichtlich. Es gibt Meldungen von toten Zivilisten, darunter sollen auch Kinder sein. Doch wieso bombardiert Putin die Rebellen und nicht den IS? Und wer sind überhaupt die Rebellen? Blick.ch erklärt die wichtigsten Konfliktparteien in Syrien.
Die Rebellen:
Seit dem Bürgerkrieg 2011 haben sich zahlreiche unterschiedliche Milizen gebildet, die sich auch untereinander bekämpfen. Gemein ist ihnen nur der Hass gegenüber Machthaber Baschar al-Assad.
Bei der Freien Syrischen Armee (FSA) handelt es sich um eine gemässigte Rebellengruppe. Die bewaffnete Oppositionsgruppe hat es sich zum Ziel gemacht, die Zivilbevölkerung zu schützen und Assad zu stürzen. Gegründet wurde die Miliz 2011 während der syrischen Revolution. Die FSA agiert vor allem im Süden des Landes.
Neben der FSA haben sich sieben islamistische Gruppierungen zur Islamischen Front zusammen getan. Auch ihr Ziel ist der Sturz des Assad-Regimes. Mitglied der Islamischen Front und grösste Einheit ist Ahrar al-Scham. Dabei handelt es sich um eine radikale islamistische Miliz.
Die al-Nusra-Front ist eine radikal-islamistische Dschihadistengruppe, die ebenfalls gegen Assad kämpft. Doch die der al-Kaida zugehörige Terrorgruppe konkurriert auch mit dem Islamischen Staat und ist mit der FSA verfeindet. Die Uno stuft die al-Nusra-Front als Terrororganisation ein. Sowohl al-Nusra als auch Ahrar al-Scham agieren vor allem im Norden des Landes, auch im Gebiet, in dem die Putin-Bomben abgeworfen wurden.
Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) sind eine bewaffnete kurdische Miliz, die im Norden an der Grenze zur Türkei agiert. Sie kämpfen vor allem gegen den IS und stehen der kurdischen Partei PKK nahe, die bis 2013 in der Türkei agierte. Noch heute werden die YPG von der Türkei, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.
Assad-Regierung:
Die syrische Armee unter Baschar al-Assad kontrolliert die wichtigsten Städte in Syrien. Die Armee hat bei der Revolution 2011 die Proteste blutig niedergeschlagen. Das hatte zur Folge, dass zahlreiche Soldaten aus der Armee desertierten. Viele von ihnen schlossen sich dann zur Freien Syrischen Armee zusammen. Assad und sein Vorgehen im syrischen Bürgerkrieg werden vom Westen stark kritisiert. Er steht unter Verdacht, Giftgas und Fassbomben gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen. Zu Assads Verbündeten gehören unter anderem die Hisbollah und der Iran.
Islamischer Staat (IS):
Ein Blick auf die Karte Syriens zeigt, wie verstreut der IS im Land agiert. Er besetzt vor allem die Gebiete um Rakka und Palmyra. Lange besetzte die Terror-Miliz auch Kobane im Norden des Landes, doch die Kurden konnten die IS-Schlächter zurückdrängen. Der IS terrorisiert die Bevölkerung, erobert neue Gebiete im Sturm und verbreitet Angst und Schrecken. Alles mit dem Ziel, im Irak und in Syrien ein Kalifat, das streng nach der Scharia ausgelegt wird, zu gründen. In diesem Bestreben kooperiert er mit fast niemandem, ist mit allen anderen Parteien verfeindet. Laut unbestätigten Quellen sollen Private aus Saudi-Arabien, Katar und den Emiraten den IS unterstützen.
Russland:
Die russische Föderation ist eine alter Verbündete Syriens. Lange hielt sich Putin raus. Am Montag hat er jedoch bei der 70. Uno-Generalversammlung den IS-Schergen den Krieg erklärt. Und ohne lange zu fackeln legte Putin los, schickte seine Kampfjets ins Bürgerkrieggebiet. Dabei wies Putin die Amerikaner in die Schranken. «Räumt den syrischen Luftraum, jetzt kommen wir», sollen die Russen gesagt haben. Ob er dies tatsächlich so gesagt hat, ist nicht bestätigt. Doch die Art und Weise der Mitteilung kommt einer Demütigung gleich. Der eigentliche Feind blieb aber bislang verschont, dafür sollen Dutzende Rebellen – darunter Frauen und Kinder – Opfer der Luftschläge geworden sein. Laut Experten will Putin mit den Angriffen das Assad-Regime stärken – der IS werde dabei leicht geschwächt.
Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat:
Zu den Gründungsmitgliedern gehören die USA, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien, Polen, Dänemark, Australien, Kanada und die Türkei. Seit August 2014 fliegt die Allianz Luftangriffe gegen IS-Stellungen. Der IS musste dadurch zwar Verluste einstecken, wirklichen Schaden anrichten konnte die Allianz bisher allerdings nicht. Unter anderem wird kritisiert, dass die einzelnen Parteien innerhalb der Allianz zu unterschiedliche Interessen vertreten und so ein gemeinsamer Erfolg verhindert würde.
++ Lesen Sie die aktuellen Entwicklungen zum Syrien-Konflikt in unserem News-Ticker ++