«Die Booster-Impfung macht keinen Sinn»
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WHO-Chef wettert:«Die Booster-Impfung macht keinen Sinn»

Arme Länder warten noch immer auf Erstimpfungen
WHO-Chef verurteilt Booster-Impfungen in der reichen Welt als «Skandal»

Deutliche Worte von WHO-Chef Tedros: Dass in der reichen Welt auch gesunde Menschen mit Booster drittgeimpft werden, während arme Länder weiterhin auf Erstdosen warten, sei ein «Skandal».
Publiziert: 14.11.2021 um 03:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2021 um 06:44 Uhr
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Deutliche Worte von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Foto: Dukas

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (56) kann seine Empörung kaum verbergen. Während arme Länder noch immer auf Erstimpfungen gegen das Coronavirus warten, werden in der reichen Welt gesunden Personen dritte Booster-Impfungen verabreicht.

Die Diskrepanz zwischen der weltweiten Verteilung von Covid-19-Boostern und Erstimpfungen in Entwicklungsländern sei ein «Skandal», sagte Tedros am Freitag vor Medien. «Jeden Tag werden weltweit sechsmal mehr Booster verabreicht als Erstdosen in Ländern mit niedrigem Einkommen», sagte Tedros. «Das ist ein Skandal, der jetzt aufhören muss.»

Die WHO hatte sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres 40 Prozent der Bevölkerung eines jeden Landes zu impfen. Laut WHO-Angaben haben mehr als 100 Länder dieses Ziel noch nicht erreicht.

Explosion von Fällen in Europa

Gerade Europa ringt derzeit mit einer Explosion von Neuinfektionen. In der Schweiz hat sich die Zahl der Fälle in den letzten zwei Wochen verdoppelt. In Deutschland wurde am Donnerstag mit mehr als 50'000 neuen Covid-Fällen ein Sieben-Tage-Rekord verzeichnet. Dies entspricht einem Anstieg von fast 45 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Für die Explosion von Neufällen in Europa seien verschiedene Faktoren verantwortlich, sagt die US-Epidemiologin Maria Van Kerkhove (44), technische Leiterin der WHO für Covid. Van Kerkhove führt weniger Maskentragen, geringere soziale Distanzierung sowie weniger strikte öffentliche Massnahmen als Hauptursachen für die neue Welle auf.

Menschen auf der nördlichen Halbkugel, rät die WHO-Wissenschaftlerin, sollen ihre Lebensweise entsprechend anpassen: «In der nördlichen Hemisphäre treten wir in die Wintermonate ein. Die Menschen werden mehr Zeit in Innenräumen verbringen», sagt Van Kerkhove. «Was wir allen Ländern jetzt sagen, ist, dass sie sich ihre Situation ansehen, sie kritisch bewerten und Anpassungen vornehmen sollen.» (kes)

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