Auf einen Blick
- Russland droht mit Vergeltung nach ukrainischem Angriff auf Militärflugplatz
- Putin preist Oreschnik-Rakete, die Atomwaffen überflüssig machen könnte
- Oreschnik fliegt mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit und hat 5000 Kilometer Reichweite
Ende November griff Russland die ukrainische Stadt Dnipro aus der Luft erstmals mit einer neuentwickelten Mittelstreckenrakete, einer Oreschnik, an. Diese kann auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden, wie Kreml-Chef Wladimir Putin später in einer Fernsehansprache sagte. Der Einsatz der Waffe könne als Drohung an westliche Länder verstanden werden, die die Ukraine mit Raketen grösserer Reichweite beliefern und ihnen den Einsatz dieser Waffen auf russischem Territorium erlauben, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Am 11. Dezember warf dann Moskau der Ukraine einen Angriff mit von den USA gelieferten ATACMS auf einen Militärflugplatz in Südrussland vor und drohte mit Vergeltung. «Eine Antwort wird folgen», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag vor Journalisten. «Sie findet zu einem Zeitpunkt und in einer Weise statt, die als passend erachtet werden. Sie wird mit Sicherheit folgen.» Die russische Armee habe bereits eine «klare und unmissverständliche» Erklärung dazu abgegeben, fügte Peskow hinzu.
«In den kommenden Tagen»
Ein US-Regierungsvertreter warnte am Mittwoch vor einem Angriff mit einer Oreschnik-Rakete. Dieser könnte «in den kommenden Tagen» bevorstehen. Putin pries die neue Waffe als so stark an, dass, wenn man genügend von diesem modernen System habe, «wir kurz davor stehen, den Einsatz von Atomwaffen praktisch überflüssig zu machen». Laut dem Kreml-Chef ist auch ein Beschuss von Kiew möglich, sollte die Ukraine ihre Angriffe auf russisches Territorium mit ATACMS-Raketen nicht einstellen. Laut Experten fliegt eine Oreschnik mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit und kann Ziele in einer Entfernung von rund 5000 Kilometern treffen.
«Russland setzt seine Bemühungen fort, Europa mit Oreschnik einzuschüchtern», schreibt Anton Geraschenko, ein ehemaliger Mitarbeiter des ukrainischen Innenministeriums am 9. Dezember auf X. Im Beitrag ist auch eine Karte zu sehen, die laut Geraschenko von russischen «Propaganda-Kanälen» auf Telegram verbreitet wurde. Sie zeigt die Zeit, die die Rakete braucht, um ihr Ziel zu erreichen, sollte sie von Belarus aus gestartet werden. Bis nach Paris oder London seien es nur gerade etwas mehr als acht Minuten.
Ende letzter Woche hatte Russland bekanntgegeben, sein neues System zur Abschreckung für den Westen auch im benachbarten Belarus stationieren zu wollen.