Ihr macht so schnell keiner was vor. Fani Willis (52) leitete in ihrer Karriere schon über hundert Geschworenenprozesse, brach 2015 sogar einen Rekord: Kein Prozess in der Geschichte des US-Bundesstaats Georgia dauerte länger als der gegen zwölf Angeklagte, die die Prüfungsresultate ihrer Schüler gefälscht hatten, um im nationalen Vergleich erfolgreicher auszusehen. Auch vor Prominenten machte die Juristin in der Vergangenheit nicht Halt. So ging sie gegen mehrere bekannte Rapper vor, darunter Young Thug (32), und brachte sie hinter Gitter, weil sie Bandenaktivitäten gefördert hatten.
Ihr wichtigstes Instrument dabei: das sogenannte Rico-Gesetz. Es brachte manchen Mafia-Paten zu Fall und könnte bald auch Ex-US-Präsident Donald Trump (77) gefährlich werden. Der Rico-Act erleichtert es, auch diejenigen vor Gericht zu bringen, die die Taten nicht direkt begangen haben, sondern sie lediglich anleiten.
Willis hat Trump schon seit Februar 2021 im Visier, sammelte während der gesamten zweieinhalb Jahre ihrer bisherigen Amtszeit Beweise. An ihrem ersten Arbeitstag als Bezirksstaatsanwältin hatte Trump für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte den Leiter der Wahlbehörde in Georgia, Brad Raffensperger (68), während eines Telefonats aufgefordert, 12'000 Stimmen für den Wahlsieg «zu finden». Raffensperger, der wie Trump Republikaner ist, lehnte ab.
Willis ist deshalb schon seit längerem Ziel von Trumps Verbal-Attacken. Er forderte, sie solle sich lieber darum kümmern, die steigende Kriminalitätsrate «an einem der korruptesten Orte» in den Griff zu kriegen, statt ihn zu verfolgen, der einen «absolut perfekten» Anruf an Raffensperger getätigt habe.
Trump-Team dichtet ihr Affäre an
Sein Ziel: Willis als befangen darzustellen. Den Vorwurf der Parteilichkeit bezog sich auf ihre Mitgliedschaft in der Demokratischen Partei. Bei den vergangenen Wahlen veranstaltete sie eine Spendengala für einen demokratischen Kandidaten.
Ein schlagendes Argument ist die Anschuldigung allerdings nicht. Staatsanwälte gehören in den USA seit jeher einer der beiden Parteien an.
Für Trump ist die Afroamerikanerin auch eine «Rassistin», eine «radikale Linke». Trumps Wahlkampfteam verbreitete in einem Fernsehwahlspot die Lüge, Willis habe eine sexuelle Affäre mit einem Gangmitglied gehabt.
Tochter von Black-Panther-Aktivist
Die Tochter eines Anhängers der militanten Black-Panther-Bewegung lässt sich davon nicht einschüchtern. Schon als Kind soll sie gewusst haben, dass sie Staatsanwältin werden wollte. Sie wies die Anschuldigungen als «herabwürdigend und falsch» zurück.
Auf seiner Propagandaplattform Truth Social war Trump am Montag im Panik-Modus: «Die verrücke Fani Willis hat kein Interesse daran, die Beweise zu sehen. Sie will nur Trump drankriegen», schrieb er. Ihre Chancen dafür stehen nicht schlecht.