Auf einen Blick
- Über 1500 Häftlinge aus Gefängnis in Mosambik geflohen, Unruhen halten an
- Demonstranten lösten Chaos aus, Häftlinge rissen Mauer ein und entkamen
- 121 Menschen in 47 Stunden bei Auseinandersetzungen nach Wahlergebnis getötet
In Mosambik sind am Mittwoch im Zuge der anhaltenden Unruhen im Land mehr als 1500 Häftlinge aus einem Gefängnis entkommen. Insgesamt seien 1534 Insassen aus einem Hochsicherheitsgefängnis etwa 15 Kilometer von der Hauptstadt Maputo entfernt geflohen, sagte Polizeichef Bernardino Rafael auf einer Pressekonferenz. 33 Häftlinge seien beim Fluchtversuch bei Kämpfen mit dem Gefängnispersonal getötet und 15 weitere verletzt worden, fügte Rafael hinzu.
Bei einer von der Armee unterstütztes Suchaktion seien etwa 150 der Flüchtenden erneut festgenommen worden, sagte er. «Wir sind besorgt angesichts der Situation», erklärte der Polizeichef. Etwa 30 der Gefangenen stünden in Verbindung mit bewaffneten Banden, die seit sieben Jahren für Anschläge und Unruhen in der nördlichen Provinz Cabo Delgado verantwortlich seien.
Mehr als 120 Tote in zwei Tagen
Die Gefängnisinsassen profitierten bei ihrer Flucht von den Ausschreitungen im Land nach der umstrittenen Bestätigung des Wahlergebnisses. Bei den schweren Unruhen nach der Verkündung des Wahlergebnisses in Mosambik steigen die Opferzahlen weiter an.
Nach Angaben der zivilgesellschaftlichen Organisation Plataforma Decide wurden 121 Menschen binnen 47 Stunden bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften getötet. Stunden zuvor hatte die Organisation noch von 56 Toten und 380 Verletzten gesprochen. Mosambiks Innenminister hatte am Abend zuvor 21 Tote genannt.
Gruppen von Demonstranten hatten sich am Mittwoch dem Gefängnis genähert, Verwirrung gestiftet und Unruhen im Inneren des Gefängnisses ausgelöst. Schliesslich rissen Häftlinge eine Mauer ein und entkamen, erklärte der zuständige Polizeichef.
Barrikaden errichtet, Geschäfte geplündert
In der Hauptstadt Maputo hatten die Proteste am Montagabend begonnen, Demonstranten errichteten Barrikaden und zündeten diese an. Geschäfte und öffentliche Gebäude wurden geplündert. Zweieinhalb Monate nach der Präsidentschafts- und Parlamentswahl hatte das oberste Gericht des Landes den umstrittenen Wahlsieg der Regierungspartei Frelimo bestätigt.
Laut dem am Montag bekannt gegebenen Richterspruch des Verfassungsrats entfielen am 9. Oktober auf den Frelimo-Präsidentschaftskandidaten Daniel Chapo 65 Prozent der Stimmen.
Der Mitte Oktober aus dem Land ausgewanderte Oppositionsführer Venâncio Mondlane gewann dem Verfassungsrat zufolge 24,2 Prozent der Stimmen. Mondlane hatte sich nach der Wahl zum Sieger erklärt und zu Protest gegen den «manipulierten» Urnengang aufgerufen. Nach der Wahl war sein Rechtsanwalt getötet worden, Mondlane machte dafür Sicherheitskräfte verantwortlich und verliess Mosambik. Im Staat im südlichen Afrika ist die Frelimo seit 1975 an der Macht.