Das Abfangmanöver der russischen Kampfjets im Video
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Militär veröffentlicht Video:Hier rammt der Russen-Jet die US-Drohne

Angst vor Eskalation
Russisch Roulette auf dem Schwarzen Meer

Russische Kampfjets holen eine amerikanische Drohne vom Himmel. Mit dieser Aktion kratzen die beiden militärischen Supermächte haarscharf an einer Eskalation über dem Schwarzen Meer vorbei.
Publiziert: 16.03.2023 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2023 um 18:12 Uhr
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Der Moment, in dem eine russische Su-27 auf die amerikanische MQ-9-Drohne zufliegt.
Foto: keystone-sda.ch
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Ein militärischer Zwischenfall über dem Schwarzen Meer sorgt für neue Spannungen zwischen den USA und Russland. Am Dienstag kollidierte eine amerikanische «Reaper»-Drohne mit zwei russischen Su-27-Kampfjets. Die Hintergründe sind unklar: Die USA publizierten am Donnerstag ein Video, das den russischen Angriff zeigt. Russland weist den Vorwurf aber weiterhin zurück.

Der Vorfall war der erste, der zum Absturz einer westlichen Drohne führte. Es war aber bei Weitem nicht die einzige gefährliche Annäherung zwischen westlichen und russischen Flugobjekten.

570 Nato-Einsätze – nur wegen Russland

Kein Wunder: Im Luftraum über dem Schwarzen Meer wimmelt es nur so von Flugobjekten der Nato und von Russland. Und es werden immer mehr. Im Jahr 2022 flogen die Nato-Luftstreitkräfte in ganz Europa nach Angaben der Nato rund 570 Einsätze, um russische Militärflugzeuge abzufangen, die sich dem Luftraum der Allianz näherten, so AFP. Zum Vergleich: 2021 waren es nach Nato-Angaben 296 Einsätze wegen russischen Fliegern.

Seit Russland 2014 die Krim annektierte, hat die Nato ihre Präsenz im Schwarzen Meer ausgebaut. Damals hat das Bündnis seine Überwachung des Luftraums über dem Schwarzen Meer ausgedehnt. Die «grösste Verstärkung der kollektiven Verteidigung seit Generationen», nannte es die Nato im November 2022.

Und seit dem Beginn der Invasion der Ukraine schicken die Nato-Mitgliedsstaaten täglich Flugzeuge zu Überwachungszwecken über das Schwarze Meer, wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch schrieb. Diese Missionen dienen einerseits dem Sammeln von Informationen. Andererseits will man damit auch eine Botschaft an Russland senden, dass die Nato angesichts des Konflikts an seiner Ostflanke wachsam ist. Anfang Jahr hat die Nato angekündigt, drei zusätzliche Überwachungsflugzeuge nach Rumänien zu senden.

Russische Angriffe immer häufiger

Nach Angaben von Eucom, dem europäischen Arm der amerikanischen Streitkräfte, gehen russische Piloten schon seit einiger Zeit aggressiv gegen bemannte und unbemannte Nato-Flugzeuge vor. Nach Angaben der Nato kommt es rund zehnmal im Jahr zu kritischen Situationen im Luftraum über der Ukraine.

Im Oktober beschuldigte beispielsweise Grossbritannien die russische Luftwaffe, Ende September eine Rakete in der Nähe eines britischen Royal-Air-Force-Flugzeugs abgefeuert zu haben, das über dem Schwarzen Meer patrouillierte.

Und wenige Stunden vor dem schweren Zwischenfall zweier russischer Kampfjets mit einer amerikanischen Drohne haben Nato-Jets aus Grossbritannien und Deutschland offenbar ein russisches Militärflugzeug abgefangen. Dieses war zwischen St. Petersburg und Kaliningrad unterwegs. Das Flugzeug hatte offenbar keinen Kontakt zur Flugsicherung in Estland.

Kommt es zu Eskalation im Luftraum?

Während sich die USA aus dem Krieg in der Ukraine militärisch raushalten, treffen die russischen und amerikanischen Luftwaffen im neutralen Luftraum über dem Schwarzen Meer also immer öfter in gefährlicher Manier aufeinander. Eine Eskalation bei einem Crash scheint vorprogrammiert zu sein.

Das ist den USA und Russland auch in der aktuellen Drohnen-Affäre bewusst – und man setzt auf Deeskalation. Der Sprecher des US-Sicherheitsrats, John Kirby (60) mahnte, ein derart unangemessenes Vorgehen russischer Piloten könnte zu «Fehleinschätzungen» zwischen den Streitkräften beider Länder führen. «Wir wollen nicht, dass dieser Krieg über das hinaus eskaliert, was er dem ukrainischen Volk bereits angetan hat.»

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