In Belarus und Afrika soll sich Moskau angeblich bemühen, ehemalige Wagner-Söldner anzuwerben. Laut ukrainischen Angaben hat der russische Staat eine eigene Söldnertruppe gegründet. Diese soll direkt dem Verteidigungsministerium unterstehen und von «General Armageddon» Sergej Surowikin (56), dem Ex-Chef der russischen Luftwaffe, angeführt werden. Das russische Verteidigungsministerium hat sich bisher nicht dazu geäussert.
Nach dem Putschversuch von Jewgeni Prigoschin (†62) Ende Juni war Surowikin aus der Öffentlichkeit verschwunden. Doch am Freitag wurden Fotos veröffentlicht, die ihn in Algerien zeigen. Nach Berichten der russischen Zeitung «Kommersant» vertritt Surowikin das russische Verteidigungsministerium und führt dort Gespräche, möglicherweise im Zusammenhang mit der Leitung von Aktivitäten in Afrika.
Surowikin im August als Chef entlassen
Obwohl Surowikin den Aufstand der Wagner-Truppen im Juni öffentlich verurteilt hatte, galt er als einer der wichtigsten Verbündeten Prigoschins in der russischen Armee. Mitte August wurde Surowikin als Chef der russischen Luft- und Raumfahrttruppen abgesetzt.
Aufgrund seiner Verbindungen zu Wagner und seiner Führungserfahrung spekuliert die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War, dass Surowikin in die russischen Bemühungen zur Übernahme von Wagner-Operationen involviert sein könnte. Es bleibe jedoch unklar, ob das russische Verteidigungsministerium beabsichtigt, Surowikin das direkte Kommando über diese Bemühungen zu übertragen.
Wettbewerb um Söldner-Personal
Doch Surowikin scheint nicht der Einzige zu sein, der um die Kontrolle der Aktivitäten ehemaliger Wagner-Truppen im Nahen Osten und in Afrika bemüht ist. Laut dem «Wall Street Journal» hat sich der stellvertretende russische Verteidigungsminister, Generaloberst Junus-bek Jewkurow (60), kürzlich mit dem Kommandanten der libyschen Nationalarmee, Khalifa Haftar (79), getroffen. Dabei sei es um den Zugang russischer Kriegsschiffe zu den Häfen von Bengasi und Tobruk gegangen.
Die ukrainische Regierung vermutet eine Konkurrenz um Söldner zwischen dem 2019 gegründeten belarussischen Guard Service und der neuen russischen Einheit. Belarus wolle ehemalige Wagner-Soldaten gegen Proteste einsetzen, während Russland diesen Söldnern die Integration in seine regulären Streitkräfte angeboten habe. (gs)