«Andere machen sie besser»
Flavio Briatore geht auf neapolitanische Pizzaioli los

Der ehemalige Formel-1-Chef Flavio Briatore will in Neapel seine eigene Pizza für 15 Euro verkaufen. Der hohe Preis passt den Einwohnern von Neapel, der Heimat der Pizza, aber überhaupt nicht. Aus Protest werden jetzt sogar Gratis-Pizzen verteilt.
Publiziert: 23.06.2022 um 20:02 Uhr
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Der ehemalige Formel-1-Chef Flavio Briatore will in Neapel seine eigene Pizza verkaufen.
Foto: Lukas Gorys

Als Teamchef bei Formel-1-Rennställen machte sich Flavio Briatore (72) einen Namen. Mit seiner eigenen Pizza-Kette namens «Crazy Pizza» ist der italienische Milliardär auch ins Pizza-Geschäft eingestiegen. Demnächst möchte er eine neue Filiale in Neapel eröffnen.

Neapel gilt als Erfindungsort und Heimat der Pizza. Doch die Neapolitaner freuen sich kein bisschen über die geplante Pizzeria von Briatore. Dort soll eine Pizza Margherita nämlich 15 Euro kosten, wie «Südtirol News» schreibt. Die Einwohner von Neapel finden das eine Frechheit, schliesslich sei die Pizza eine Speise des Volkes. Im Durchschnitt kostet eine Pizza in Neapel keine 5 Euro.

«Wichtigste Zutat ist Ehrlichkeit»

Flavio Briatore liess sich aber nicht von der Kritik aus Neapel beeindrucken. Kurzerhand erklärte er, dass eine günstigere Pizza Margherita, zum Beispiel für vier Euro, «schwach» sei. Seit dieser Aussage tobt in den sozialen Netzwerken ein heftiger Streit um die Pizza. Viele sind sich einig, dass eine gute Pizza Margherita in Neapel bestenfalls fünf Euro kostet.

Der «Crazy Pizza»-Chef hält aber weiterhin an seiner Aussage fest. «Wie schaffen es die Pizzabäcker, eine Margherita für vier Euro zu verkaufen? Welche hochwertigen Zutaten werden für ihre Herstellung verwendet?», provozierte der Italiener weiter. Prompt entgegnete ihm ein Twitter-Nutzer: «Die wichtigste Zutat der neapolitanischen Pizzaioli ist die Ehrlichkeit. Etwas, was du nicht hast.»

Der User spielt damit womöglich auf den Vorwurf der Steuerhinterziehung gegen Flavio Briatore an. Der Multimillionär soll vor einigen Jahren eine Yacht nicht versteuert haben, wurde zu Beginn dieses Jahres aber letztinstanzlich freigesprochen.

«Pizza kommt nicht aus Neapel»

Auch der bekannte neapolitanische Pizzaiolo, Gino Sorbillo, mischte sich in die Diskussion ein. Um zu zeigen, dass es bei der Pizza nicht um den Preis, sondern um eine Handwerkskunst für das einfache Volk geht, verteilte der Italiener seine Pizzen kurzerhand kostenlos auf der Strasse.

Michele Armano, der die «AVPN Business School», eine Schule für Pizzerien, betreibt, stellte sich ebenfalls auf die Seite der Neapolitaner. Armano rechnete sogar vor, wie man für unter vier Euro eine qualitativ hochwertige Pizza Margherita anbieten kann.

Trotz allem liess sich Flavio Briatore, der der Vater von Heidi Klums (49) Tochter Leni (18) ist, nicht von den Kritikern beeindrucken. Der Unternehmer doppelte sogar noch nach, indem er laut «Corriere della Sera» verkündete: «Es stimmt nicht, dass die Pizza neapolitanisch ist, sie ist ein Weltprodukt. Und selbst wenn sie in Neapel erfunden wurde, andere machen sie besser.»

Sogar Politiker ist beleidigt

Nach dieser Aussage konnte selbst Francesco Borrelli, Regionalrat in Neapel, nicht mehr ruhig bleiben. «Briatore hat diese Kontroverse wahrscheinlich ausgelöst, um Publicity zu erlangen», erklärte er, «aber mit seinem Verhalten hat er diejenigen beleidigt, die dieses Produkt gross gemacht und in die ganze Welt exportiert haben.»

Der Pizza-Streit von Neapel ist somit noch nicht beendet. Schon bald wird Flavio Briatore wohl in der Heimat der Pizza eine «Crazy Pizza»-Filiale eröffnen. Dass das Restaurant aber jetzt noch gut bei den Neapolitanerinnen und Neapolitanern ankommen wird, darf stark bezweifelt werden. (obf)

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