Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (44) zu Gast in einer russischen Silverster-Show. Was heutzutage unvorstellbar klingt, war vor zehn Jahren Realität. Der Ex-Komiker moderierte gemeinsam mit Berufskollege Maxim Galkin (46), der für Putin-Parodien bekannt war und mittlerweile nach Israel geflohen ist, die traditionelle Neujahrssendung namens «der erste Silvesterabend» im Russen-TV.
Aufnahmen von 2013 zeigen, wie Selenski gut gelaunt auf der Bühne steht, während im Publikum Putins Chef-Propagandisten Wladimir Solowjow (59) sitzt und sichtlich Spass hat. Mittlerweile hetzt der Russe regelmässig gegen den Westen und die Ukraine.«Als Komiker war Selenskyi enorm beliebt beim russischen Publikum», schreibt der Journalist und ehemalige Moskau-Korrespondent Julian Hans auf Twitter. Später in der Sendung soll er seine Rolle als «Gastarbeiter» auf die Schippe genommen haben.
Doch schon ein Jahr später wurde er nicht mehr eingeladen. Grund war die Krim-Annexion von 2014. Moskau warf Selenski, der damals als bekannter Komiker gut verdiente, vor, die ukrainische Armee im Kampf gegen die vom Kreml gelenkten «Separatisten» finanziell unterstützt zu haben.
«Surreal und unheimlich»
An diesem Silvester, zehn Jahre nach dem Selenski-Auftritt war der Tonfall in der neusten TV-Sendung ein ganz anderer. Keine heitere Comedy, dafür düstere Propaganda gabs. In einem roten Mantel rezitierte ein Mann ein Neujahrs-Gedicht: «Im vergangenen Jahr hat der Westen versucht, Russland zu zerstören. Sie haben nicht erkannt, dass Russland in der Zusammensetzung der Welt die tragende Struktur ist. Ja, meine Herren. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Russland vergrössert sich.»
Die Menschen im Publikum setzten nach jedem Satz ein Grinsen auf und klatschten Beifall. Der dänische Friedensforscher Hans Kristensen (61) zeigt sich auf Twitter verstört: «Diese russische Neujahrs-TV-Show ist surreal und unheimlich.» Auch Putins Chef-Propagandisten Wladimir Solowjow war wieder zugegen, diesmal jedoch, wohl ein Zeichen der Zeit, an einem Tisch zusammen mit Uniformierten.
Ob es sich dabei um echte Armee-Angehörige handelt, ist jedoch nicht gesagt: Wladimir Putin (70) richtete seine Neujahrsansprache an angebliche Soldaten, die als parteitreue Statisten entlarvt wurden.
Ukrainisches Volkslied verunstaltet
Die Silvester-Show beinhaltete auch verschiedenste Musik-Elemente. Männer und Frauen sangen in bunten Kleider russische Lieder. Währenddessen tanzte eine Truppe auf der Bühne – auch zu einem ukrainischen Volkslied «Chervona Ruta». Dieses soll jedoch verunstaltet worden sein, wie die «Bild» schreibt.
In Russland besitzt Silvester eine grosse Bedeutung. Es gibt Geschenke, Bäume werden geschmückt – vergleichbar mit Weihnachten im Westen. Die Weihnachten der russisch-orthodoxen Kirche folgen erst am 7. Januar und sind ein rein kirchliches Fest ohne Geschenke und Partys.