Anwohner paddeln mit Booten durchs Quartier
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Donau auf Rekordstand:Anwohner paddeln mit Booten durchs Quartier

Brechen Spundwände weg?
Hochwasser-Lage in Brandenburg (D) spitzt sich zu

Massive Überschwemmungen haben in den vergangenen Tagen für Tote in mehreren europäischen Ländern gesorgt. Aktuell hat sich das für die Fluten verantwortliche Tief von Osteuropa in Richtung Italien verlagert. Dort gilt in manchen Regionen Alarmstufe rot.
Publiziert: 25.09.2024 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2024 um 16:32 Uhr
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Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Katastrophale Unwetter in Österreich, Polen, Tschechien und Rumänien
  • Mindestens 18 Tote wegen Starkregen und Überschwemmungen in Osteuropa
  • Inzwischen ist auch Italien betroffen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
25.09.2024, 16:20 Uhr

Hochwasserlage in Brandenburg (D) spitzt sich zu

Noch ist der Pegelhöchststand der Oder nicht erreicht.
Foto: keystone-sda.ch

Die Hochwasserlage an der Oder in Brandenburg spitzt sich weiter zu. Am Mittwoch wurde auch für Frankfurt an der Oder die höchste Alarmstufe vier ausgerufen, wie die Stadt mitteilte. Damit gilt sie nun für drei Flussabschnitte, neben Frankfurt auch für jenen bei Ratzdorf und jenen bei Eisenhüttenstadt. Alarmstufe vier wird ausgelöst, wenn die Überflutung grösserer Flächen einschliesslich Strassen und Gebäuden droht. Die Katastrophenabwehr wird aktiviert, etwa um Evakuierungen vorzubereiten.

«Schwierige Stunden liegen vor unserer Stadt», erklärte Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke. «Ich gehe fest davon aus, dass die getroffenen Vorkehrungen ausreichend sind, die angespannte Lage zu bewältigen.» Er hoffe, dass sie die Lage am Donnerstag wieder entspanne.

In der Nacht zu Mittwoch hatten sich an Spundwänden in Frankfurt an der Oder Risse gebildet, woraufhin der Holzmarkt von einer grossen Menge Wasser überspült wurde. Laut Stadt brachten die Einsatzkräfte der Feuerwehr die Situation mithilfe von Sandsäcken und einer Hochleistungspumpstation unter Kontrolle.

Risse an Spundwänden

Der Vorfall mache deutlich, «welch gewaltige Kräfte diesem Hochwasser innewohnen», erklärte Wilke. Das Betretungsverbot für sämtliche Hochwasserschutzanlagen sei unbedingt einzahlten. «Wer das ignoriert, bringt sich in Lebensgefahr.»

Der Pegel in Frankfurt an der Oder lag am Mittwochnachmittag bei etwas mehr als 5,90 Meter. Der Höchststand wurde in der Nacht zu Donnerstag erwartet. In der Stadt Eisenhüttenstand und dem Ort Ratzdorf, die beide flussaufwärts liegen, wurde die Scheitel entsprechend schon am Mittwochabend erwartet.

24.09.2024, 18:18 Uhr

Deutsche Grossmutter und Baby nach Sturzflut in Italien vermisst

Die Feuerwehr setzt bei der Suche einen Helikopter ein.

Nach Überschwemmungen in der Toskana sucht die italienische Feuerwehr nach einer Großmutter und ihrem Enkel, die laut Medienberichten aus Deutschland stammen. Das fünf Monate alte Baby und seine Oma würden seit Montagabend in Montecatini Val di Cecina vermisst, teilte die Feuerwehr am Dienstag im Onlinedienst X mit. Die Eltern des Kindes und der Grossvater hätten sich auf das Dach ihres Ferienhauses retten können, als der Bach Sterza nach heftigen Regenfällen zu einem reissenden Fluss geworden sei.

Die Suche laufe mit Tauchern, einem Helikopter, Drohnen und Suchhunden, teilte die Feuerwehr auf X mit. Ein Feuerwehrsprecher sagte der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, es handele sich um deutsche Touristen. Das Baby sei der Grossmutter von den Fluten aus dem Arm gerissen worden, sagte der Bürgermeister Montecatini Val di Cecina, Francesco Auriemma, der Zeitung «Corriere della Sera». Bei dem Versuch, es zu retten, sei auch sie mitgerissen worden.

24.09.2024, 15:20 Uhr

Hochwasserwelle rollt auf deutsches Bundesland Brandenburg zu

Die Oder bei Eisenhüttenstadt.
Foto: Getty Images

Der aus Polen kommende Scheitel des Oder-Hochwassers rollt auf Brandenburg zu. Im Landkreis Oder-Spree wurde am Dienstag die höchste Alarmstufe vier ausgerufen, wie das Landesamt für Umwelt in Potsdam mitteilte. Das gelte für den Hochwassermeldepegel Ratzdorf. Alarmstufe vier wird ausgelöst, wenn die Überflutung grösserer Flächen einschliesslich Strassen und Gebäuden droht. Die Katastrophenabwehr wird aktiviert, etwa indem Evakuierungen vorbereitet werden.

Das Brandenburger Umweltamt rechnete damit, dass der Höchststand in Ratzdorf am Mittwoch mit bis zu 6,30 Metern erreicht wird. Am Dienstagmittag wurde ein Wasserstand von knapp 5,80 Metern gemessen. Auch für die Abschnitte flussabwärts in der Stadt Frankfurt an der Oder und im Landkreis Märkisch-Oderland wurde laut Umweltamt jeweils die Alarmstufe drei ausgerufen. Bei Alarmstufe drei ist mit der Überflutung einzelner Grundstücke, Strassen oder Keller, einer stärkeren Vernässung von Polderflächen und Wasserständen etwa bis zur halben Deichhöhe zu rechnen.

Die Stadt Frankfurt untersagte ab Dienstag per Allgemeinverfügung jeglichen Hochwassertourismus, nachdem in den vergangenen Tagen hunderte Schaulustige am Oderufer den steigenden Wasserpegel hatten beobachten wollen. Häufig kam es dadurch der Stadt zufolge zu Behinderungen von Einsatzkräften und damit einhergehenden Gefährdungen.

25 Biber gestorben

Sorge bereiten dem Lagezentrum des Umweltamts zudem «Souvenirjäger» auf den Oderdeichen. So seien Teile an der Spundwand in Frankfurt gestohlen worden. Die Polizei verstärkte daher, ebenso wie in Ratzdorf, wo seit Montag die mobile Schutzwand aufgebaut wurde, ihre Kontrollen.

Der Landkreis Märkisch-Oderland teilte mit, in den vergangenen vier Tagen seien 25 Biber am Oderdeich «entnommen» – also getötet – worden. Bei Hochwasser versuchen Biber sich oft in die Deiche zu retten und graben teils mehrere Meter tiefe Bauten. Biberschäden würden am Deich gekennzeichnet und gemeldet, erklärte der Landkreis. Die bislang gemeldeten Schadstellen seien unproblematisch.

Das Technische Hilfswerk (THW) wappnet sich seit Tagen für das Hochwasser an der Oder. In Eisenhüttenstadt werden seit Montag Tausende Sandsäcke befüllt. Allein dort sind etwa 60 THW-Kräfte im Einsatz. «Unsere Priorität ist es, vor der Lage zu bleiben und uns so gut wie möglich vorzubereiten», erklärte Dirk Ulrich, Einsatzleiter im Landesverband Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt.

22.09.2024, 15:43 Uhr

Unwetter auch in Grossbritannien: Behörden warnen vor Gewittern und Starkregen

Auch Teile Grossbritanniens haben mit Wetterkapriolen zu kämpfen. Heftiger Regen und Gewitter haben Wales und den Südwesten Englands fest im Griff. 

Regionale Wetterdienste warnen deshalb vor Sturmböen, Starkregen und herunterfallenden Gegenständen. Ab Montag soll sich die Gewitterzelle Richtung Osten und Norden verschieben. 

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21.09.2024, 18:07 Uhr

Donau erreicht in Budapest höchsten Stand seit zehn Jahren

Hochwasser am Samstag in Budapest.
Foto: AFP

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat das Hochwasser nach dem Sturmtief «Boris» einen Zehn-Jahres-Höchststand erreicht. Das Hochwasser erreichte am Samstag die Stufen des direkt an dem Strom gelegenen Parlaments, begann dann aber wieder zu sinken. Noch stünden den Ungarn einige «schwierige Tage» bevor, in denen «die Flut kontrolliert» werden müsse, sagte Regierungschef Viktor Orban (61).

Orban besuchte Helfer, die dabei waren, die Hauptstadt unter anderem mit Sandsäcken vor den Wassermassen zu schützen. Nördlich von Budapest in der an der Donau gelegenen Stadt Szentendre wurden die unteren Geschosse der Häuser überflutet, Bewohner bewegten sich mit Kanus fort.

21.09.2024, 14:05 Uhr

Hochwasserwelle bewegt sich in Polen flussabwärts

In Polen bewegt sich die Scheitelwelle des Hochwassers an der Oder weiter flussabwärts. In der Kleinstadt Scinawa in der Woidowschaft Niederschlesien stieg der Wasserstand über Nacht rasch an. «Wir leben in der Hoffnung, dass alles gutgeht», sagte ein Einwohner dem Nachrichtensender TVN24.

Regierungschef Donald Tusk nahm in Wroclaw (Breslau) an einer Krisensitzung teil. «Mancherorts stecken wir noch mitten in den Hochwasserschutz- und Rettungsmassnahmen», betonte der Politiker.

Lage noch nicht beruhigt

Nach intensiven Regenfällen war es in Teilen Tschechiens, Österreichs und Polens zu Hochwasser und Überschwemmungen gekommen. Ganze Städte wie Klodzko in Polen und Jesenik in Tschechien wurden überflutet und verwüstet. Im niederschlesischen Wroclaw (Breslau) hielten die vorsorglich verstärkten Dämme. Die Schäden in den betroffenen EU-Staaten gehen in die Milliarden.

Nach Einschätzung des Instituts für Meteorologie und Wasserwirtschaft (IMGW) könnte sich die Lage in den weiter flussabwärts gelegenen Städten Glogow und Nowa Sol besorgniserregend entwickeln. Der Höchststand der Oder wird dort am Montagmorgen erwartet.

In der Woiwodschaft Lebus, die im Westen an Brandenburg grenzt, laufen die Vorbereitungen derweil auf Hochtouren. «Wir nehmen jeden Sandsack, den wir noch finden können», sagte Woiwodschaftspräsident Marek Cebula der Agentur PAP. Der Europaabgeordnete und ehemalige Innenminister Marcin Kierwinski wurde zum Bevollmächtigten der Regierung für den Wiederaufbau nach der Flut ernannt.

Impfungen in Tschechien

Im Nachbarland Tschechien gingen die Aufräumarbeiten weiter. In der Grossstadt Ostrava begann Gesundheitspersonal damit, in den von den Überflutungen betroffenen Stadtteilen kostenlose Impfungen gegen Hepatitis A anzubieten. Durch Überschwemmungen ist die Gefahr, sich mit dieser Infektionskrankheit anzustecken, erhöht, denn das Wasser kann kontaminiert sein.

Die Polizei beschränkte den Zugang zur stark betroffenen Stadt Jesenik im Altvatergebirge. Damit sollte verhindert werden, dass ein unkoordinierter Zustrom von freiwilligen Helfern für Chaos sorgt. Der tschechische Staat rechnet wegen der Naturkatastrophe mit Mehrausgaben von umgerechnet bis zu 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Versicherer schätzten die versicherten Schäden auf umgerechnet etwa 670 Millionen Euro.

20.09.2024, 16:22 Uhr

Hochwasserwelle der Oder nähert sich Deutschland

Die Hochwasserwelle der Oder rollt auf Deutschland zu: Während in den Nachbarländern grösstenteils schon Aufräumarbeiten laufen, bereitet sich das deutsche Bundesland Brandenburg auf eine ernstere Lage in der nächsten Woche vor. Denn die Hochwasserwelle der Oder bewegt sich aus Polen weiter flussabwärts Richtung Grenze.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke will sich am Samstag - einen Tag vor der Landtagswahl - in Frankfurt (Oder) ein Bild von den Vorbereitungen machen und mit Vertretern aus der polnischen Nachbarstadt Slubice sprechen.

19.09.2024, 20:57 Uhr

Kriminelle beuteln vom Hochwasser geplagte Bevölkerung

Falsche Polizisten und Handwerker, illegale Müllsammler und Plünderer nutzen das Leid der Hochwasser-Opfer aus, um sich zu bereichern. Die Behörden warnen vor dubiosen Maschen. Besonders in Niederösterreich, das am schwersten betroffene Bundesland Österreichs häufen sich Meldungen über vermeintliche Handwerker, die ihre Dienste anbieten.

Wie die «Kronen Zeitung» schreibt, rückten im Bezirk Tulln zwei Männer südländischer Herkunft mit einem weissen Van an und boten einer betroffenen Familie an, die Heizklappen zu reinigen. Der Preis erschien anscheinend derart absurd, dass die Familie die Polizei informierte. 

Falsche Firmen und findige Müllsammler

Die Kriminellen geben sich anscheinend auch als Mitarbeitende von Gas- oder Stromanbietern oder gar Banken aus und ziehen ihre Opfer nach Strich und Faden über den Tisch.

Aber auch Müllsammler machen sich über das angeschwemmte Gut her und suchen nach Verwertbarem. Für die Geschädigten kann dies zum Nachteil werden, wenn weggeschwemmte elektrische Geräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen gestohlen werden, bevor die Versicherung sie in Augenschein nehmen kann. Dann nämlich schauen sie in die Röhre und ihnen wird nichts erstattet. 

Die Müllberge nach dem Hochwasser in Niederösterreich sind für kriminelle Müllsammler ein gefundenes Fressen.
Foto: keystone-sda.ch

Polizeipräsenz soll Plünderer abschrecken

Die Polizei mahnt die Bevölkerung, wachsam zu sein und verdächtige Beobachtungen sofort zu melden. Weiter wurde der Streifendienst hochgefahren, um Plünderer abzuschrecken.

19.09.2024, 19:43 Uhr

Fake-Soldat verbreitet Gerüchte über Deichsprengung – verhaftet

Der Geheimdienst in Polen hat einen Mann festgenommen, der Falschinformationen über angebliche *Deichsprengungen verbreitet haben soll. Es handele sich bei dem Tatverdächtigen um einen 26-Jährigen aus einem Ort unweit von Breslau, schrieb der Sprecher des Innenministeriums, Jacek Dobrzynski, auf X. 

Der Mann habe sich in Uniform als Soldat ausgegeben und Bürgern in Hochwassergebieten mitgeteilt, dass angeblich Deiche gesprengt werden sollen. Die Ermittlungen dauern an.

Über die Vorfälle hatte zuvor bereits Regierungschef Donald Tusk nach einer Sitzung des Krisenstabs in Breslau informiert. «Niemand hat irgendwo die Absicht, irgendwas in die Luft zu sprengen», stellte er klar.

Das Hochwasser hat Polen hart getroffen.
Foto: Anadolu via Getty Images
Viele Menschen verloren all ihr Hab und Gut in den Fluten.
Foto: Anadolu via Getty Images

*Ein Deich ist eine Schutzanlage, die das Land vor Hochwasser und Flutwellen schützen soll. Können diese nicht mehr standhalten, können gezielte Sprengungen nötig sein, um Wasser abzulassen und den Druck zu verringern.

19.09.2024, 19:04 Uhr

Von der Leyen spricht zehn Milliarden EU-Hilfe für Flutgebiete

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verspricht EU-Hilfe für von Unwettern betroffene Regionen. Dafür sollen etwa Mittel aus bestehenden EU-Fonds genutzt werden. So soll es möglich sein, zunächst zehn Milliarden Euro aus sogenannten Kohäsionsmitteln zur Verfügung zu stellen, sagte die Deutsche bei einem Besuch in Breslau.

Diese sind einer der grössten Posten im Gemeinschaftsetat der EU. Mit den Kohäsionsgeldern wird eigentlich wirtschaftlich schwach entwickelten Regionen beim Wachstum geholfen, um ökonomische und soziale Unterschiede auszugleichen.

Ausnahme bei Flutgeldern
Normalerweise müssen EU-Staaten Geld beisteuern, wenn sie von den Mitteln profitieren wollen. Nun soll es aber eine Ausnahme geben, sodass von den Hochwassern betroffene Staaten für die Hilfen kein eigenes Geld bereitstellen müssen. «Es sind aussergewöhnliche Zeiten, und aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliche Massnahmen», sagte von der Leyen.

Sie traf in Polen unter anderem den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk, den tschechischen Regierungschef Petr Fiala, seinen slowakischen Amtskollegen Robert Fico und den österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer. Die Länder sind von schweren Unwettern betroffen, mehrere Menschen sind gestorben.


Froh über schnelle Hilfe
Tusk dankte von der Leyen für die schnelle und unbürokratische Hilfe. «Wir haben genau 45 Minuten gebraucht, um uns auf unsere Erwartungen zu einigen und zufriedenstellende Erklärungen von der EU-Kommission zu bekommen.» Jetzt sei jeder der Regierungschefs für die Wiederaufbaupläne in seinem Land nach den Überschwemmungen verantwortlich.

«Ich bin nicht der Typ, der schnell den Welteruntergang heraufbeschwört. Aber aktuell sieht es katastrophal aus», sagte Roger Perret von Meteo News in der vergangenen Woche zu Blick. Die Prognosen für Österreich, Polen, Tschechien und Slowakei sehen übel aus. «Wenn sich die Zahlen bestätigen, drohen Jahrhunderthochwasser.» In Wien könnte in zwei, drei Tagen so viel Regen fallen, wie sonst in ein paar Monaten.

Schuld an der bedrohlichen Lage: das Tief Anett, das international Boris genannt wird. Am Donnerstag hat es sich aus Osteuropa nach Italien verlagert. 

Die Schweiz bleibt von den Sturzfluten übrigens verschont. «Wir haben Glück. Das Tief zieht knapp an uns vorbei.»

Österreich

In Österreich wurden zuletzt alle geplanten Kulturveranstaltungen abgesagt. Die Medien schrieben von einem «Wetter-Lockdown», in Anlehnung an die Corona-Pandemie.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wandten sich proaktiv an die Öffentlichkeit gewandt und sprachen eine Reisewarnung aus: «In ganz Österreich werden heftige Niederschläge erwartet! Bitte verschiebt nicht dringende Zugreisen!», hiess es auf X. Mehrere Menschen kamen in den Fluten ums Leben, darunter ein Feuerwehrmann bei Abpumparbeiten. 

Deutschland

Der Dauerregen traf auch Teile von Deutschland treffen. Darunter zum Beispiel Bayern und Sachsen. Für einige Kreise galt Alarmstufe Rot. Tote gab es glücklicherweise keine.

Polen

Die Behörden in Polen hatte angesichts anhaltender Regenfälle die Bürger aufgerufen, Vorkehrungen für den Fall von Überschwemmungen zu treffen. Menschen, die in der Nähe von Flüssen im Erdgeschoss wohnten, sollten sich auf Hochwasser einstellen, sagte Vize-Innenminister Wieslaw Lesniakiewicz dem Radiosender Rmf.fm. Garagen sollten geräumt und Autos an einem sicheren Ort geparkt werden. «Es können auch Situationen eintreten, wo zeitweise kein Trinkwasser vorhanden ist oder kein Strom.»

Das Meteorologische Institut gab aufgrund der in den kommenden Tagen erwarteten intensiven Regenfälle eine Hochwasserwarnung für die Woiwodschaften Niederschlesien, Oppeln, Schlesien und Kleinpolen heraus. Dort könnten bis zu 150 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergehen, hiess es in einem Statement.

Regierungschef Donald Tusk (67) nahm an einer Besprechung des Krisenstabs teil. Man dürfe die Situation nicht unterschätzen, aber es gebe keine landesweite Gefahr und keinen Anlass zur Panik, sagte Tusk nach der Sitzung. «Wenn etwas zu erwarten ist – und darauf wollen wir vorbereitet sein –, dann sind es lokale Überflutungen oder sogenannte Blitzhochwasser, also örtlich begrenzte Überschwemmungen.» Die Armee und alle uniformierten Dienste seien in Bereitschaft, schrieb Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz auf X. Boote, Amphibienfahrzeuge und schweres Gerät seien ebenfalls für einen Einsatz vorbereitet.

Tschechien

Die tschechische Regierung berief einen Krisenstab ein. Der Abfluss aus den Stauanlagen an der Moldau sei «rasant erhöht» worden, teilte Landwirtschaftsminister Marek Vyborny auf der Plattform X mit. Am Freitag wurden mehr als 300 Kubikmeter pro Sekunde abgelassen. Mit der Massnahme sollen die Kapazitäten in den Stauseen für die später erwarteten Wassermassen freigehalten werden. Am Donnerstag musste Innenminister Vit Rakusan ein fünftes Todesopfer vermelden.

Im historischen Stadtzentrums Prags schloss die Feuerwehr die Schleusen zur Certovka (Teufelsbach), einem Seitenkanal der Moldau. Entlang der Uferpromenade sollten im Laufe des Tages Hochwasserschutzwände errichtet werden. Der tschechische Wetterdienst hat seine Warnung vor starken bis extremen Niederschlägen für das Wochenende auf den Grossteil des Landes ausgeweitet. Besonders kritisch könnte die Lage im Osten Tschechiens werden. In Jesenik im Altvatergebirge könnten den Vorhersagen zufolge bis einschliesslich Sonntag bis zu 400 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen.

Menschen in Überschwemmungsgebieten wurden aufgerufen, Evakuierungsgepäck bereitzuhalten und Keller leerzuräumen. Feuerwehrleute befüllten vorsorglich Tausende Sandsäcke.

Italien

In der italienischen Region Emilia Romagna gilt aktuell mit Blick auf Hochwasser Alarmstufe rot. Die Flüsse Marzeno und Lamone sind oberhalb der Stadt Faenza über die Ufer getreten. Mehrere Strassen der Ortschaft wurden überflutet. Auch in Castel Bolognese kam es zu Überschwemmungen, die bis in das Stadtzentrum hineinreichten. Mehr als 1000 Menschen wurden evakuiert, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Anzeichen für einen baldigen Rückgang der Flüsse gibt es nicht. 

Die Region Emilia-Romagna überwacht kontinuierlich die Situation der Flüsse, die aufgrund der heftigen Regenfälle der letzten Tage überschwemmt sind, mit besonderem Augenmerk «auf die kritischsten Situationen, da wir historische Schwellenwerte überschritten haben, wie zum Beispiel für den Senio in der Ravenna.» Dies sagte die amtierende Präsidentin der Emilia-Romagna, Irene Priolo, in einem Video auf Facebook. Priolo forderte alle Bewohner auf, sich laufend zu informieren und den Anweisungen der Bürgermeister und Behörden Folge zu leisten.

In Ancona in der italienischen Region Marken ist der Fluss Aspio über die Ufer getreten. Ganze Quartiere und Strassen sind gesperrt. Das berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Aufgrund von Erdrutschen sind die Quartiere Paterno und Montesicuro von der Aussenwelt abgeschnitten. Das gesamte Gelände eines Ikea-Möbelhauses soll überflutet worden sein.

Slowakei

In der Slowakei wurde mit etwa 200 Litern pro Quadratmeter gerechnet. Die slowakische Armee und die freiwilligen Feuerwehren waren zeitweise in Alarmbereitschaft.

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