Ärzte sind ratlos – WHO warnt
Schwere Hepatitis-Fälle bei Kindern – WHO warnt

In Grossbritannien ist es in den vergangenen Wochen zu dutzenden Fällen schwerer Hepatitis-Erkrankungen bei Kleinkindern gekommen. Einige benötigten eine Lebertransplantation. Die Ärzte sind ratlos, denn die typischen Viren wurden als Ursache bereits ausgeschlossen.
Publiziert: 17.04.2022 um 10:06 Uhr
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In Grossbritannien wurden in den vergangenen Wochen über 70 Kinder mit akuter Hepatitis in die Krankenhäuser eingeliefert.
Foto: Getty Images

Besorgniserregende Nachrichten aus Grossbritannien: In den vergangenen Wochen ist es zu einer Häufung von Hepatitis-Fällen gekommen – bei Kleinkindern. Das berichtet unter anderem die europäische Seuchenüberwachungsbehörde ECDC.

Aus Schottland seien am 5. April zehn Fälle akuter Hepatitis bei bis dahin gesunden Kindern zwischen elf Monaten und fünf Jahren gemeldet worden. Symptome seien oft Magen-Darm-Probleme oder Gelbsucht gewesen. Als sie ins Spital eingeliefert wurden, sei die akute Hepatitis mit stark erhöhten Leberenzymen diagnostiziert worden. Nur drei Tage später, am 8. April, seien es in Grossbritannien insgesamt schon 74 Fälle gewesen – alle bei Kindern unter zehn Jahren.

Weitere Fälle in Spanien und Irland – WHO schaltet sich ein

Die Folgen seien teilweise schwerwiegend. Insgesamt mussten in sechs dieser 74 Fälle sogar Lebertransplantationen durchgeführt werden, um das Leben der Kinder zu retten.

Derweil werden weitere Fälle gemeldet. Aus Spanien sind drei bestätigt, darunter ein 13-jähriges Kind. Auch aus Irland sind wenige Verdachtsfälle gemeldet worden. Das meldet die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die sich dem Thema auch angenommen hat.

Ursache unklar

Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Sie wissen nicht, was die Ursache für die Erkrankung ist. Die üblichen Viren, die Hepatitis verursachen können (Hepatitis-Viren A, B, C, D und E), wurden ausgeschlossen. Einige der in England hospitalisierten Kinder wurden positiv auf Corona und andere auf Adenoviren getestet. Einen Zusammenhang zwischen den gemeldeten Fällen gibt es derzeit aber nicht, sagen die Experten. Es wird untersucht, ob die Kinder zuvor in dieselben Länder gereist sind, Aussagen dazu können noch keine gemacht werden. Klar sei, dass die Corona-Impfung nichts damit zu tun habe, melden die Behörden. Die betroffenen Kinder seien allesamt nicht gegen Corona geimpft gewesen.

In der «Welt» wird Graham Cooke, Hepatitis-C-Spezialist und Professor für Infektionskrankheiten am Imperial College in London, wie folgt zitiert: «Milde Verläufe einer Hepatitis sind sehr häufig bei Kindern, sie sind oft Folge einer Vielzahl verschiedener Virusinfektionen. Aber was wir gerade sehen, ist anders. Hier haben Kinder häufig schwere Verläufe, in einigen wenigen Fällen kam es zu Leberversagen, und eine Transplantation war notwendig.»

Auf diese Symptome sollte geachtet werden

Die WHO fordert ihre 194 Mitgliedstaaten «nachdrücklich dazu auf, potenzielle Fälle zu identifizieren, zu untersuchen und zu melden».

Zu den Symptomen gehören:

  • Verfärbung des Urins (dunkel) und/oder der Fäkalien (blass)
  • Gelbsucht
  • Juckreiz
  • Arthralgie/Myalgie
  • Fieber (Pyrexie)
  • Übelkeit, Erbrechen oder Unterleibsschmerzen
  • Lethargie und/oder Appetitlosigkeit

(vof)

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