Die Welt nimmt Abschied von einem Staatsmann, der den Kalten Krieg beendet und eine Epoche des Friedens eingeläutet hat: Michail Gorbatschow. Der ehemalige Sowjetchef «Gorbi» ist am Dienstag nach längerer Krankheit im Alter von 91 Jahren gestorben.
Der Ausnahmepolitiker, der 1990 den Friedensnobelpreis gewonnen hat, wird am Samstag ohne grosse Ehren verabschiedet. Auf ein Staatsbegräbnis wird verzichtet. Wegen des russischen Kriegs in der Ukraine wird kaum ein Staatspräsident oder Regierungschef nach Moskau reisen können oder wollen.
In Deutschland entbrannte eine Diskussion darüber, wie der Mann, dem man die Wiedervereinigung zu verdanken hat, gewürdigt werden soll. Kanzler Olaf Scholz (64) hat abgewinkt, nach Moskau zu reisen, da keine Einladung vorliege. Er schickt den Botschafter. Zudem plant der Bundestag am Mittwoch eine Schweigeminute mit der Würdigung von Gorbatschows Lebenswerk.
Schweiz schickt Botschafterin
Auch die Schweiz schickt nur die zweite Garde. Das EDA teilt auf Anfrage von Blick mit: «Nach aktuellem Stand wird die Schweizer Botschafterin in Moskau Michail Gorbatschow die letzte Ehre erweisen.» Botschafterin Krystyna Marty Lang (56) ist seit Anfang 2021 im Amt. Grund für diesen Entscheid: «Der Schweizer Regierung wurde keine formelle Einladung übermittelt, da es kein Staatsbegräbnis geben wird.»
Selbst der russische Präsident Wladimir Putin (69) hat seine Teilnahme abgesagt. Offizieller Grund: «keine Zeit». Vermutlich schwänzt er die Feier aber eher, weil ihn Gorbatschow kritisiert hatte und auch, weil er seinen möglicherweise schlechten Gesundheitszustand den Trauergästen aus dem Westen nicht zeigen will. Putin hat sich bereits am Donnerstag am offenen Sarg von Gorbatschow verabschiedet.
Scholz ist besorgt
Gorbatschow soll am Samstag im historischen Säulensaal des Gewerkschaftshauses im Zentrum Moskaus verabschiedet werden. Ein Ort, der Trauerfeiern für ranghohe russische Politiker vorbehalten ist. Hier wurde Diktator Josef Stalin (1878–1953) nach seinem Tod aufgebahrt. Die Gedenkveranstaltung für Gorbatschow soll immerhin Elemente eines Staatsbegräbnisses enthalten, etwa eine Ehrenwache.
Der deutsche Kanzler Scholz ist besorgt: «Ich hoffe, dass der russische Staat seinem früheren Staats- und Regierungschef die Ehre erweist, die ihm gebührt.»