Schon lange vor seinem Tod hat der frühere Sowjetpräsident und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow (†91) seine Beerdigung geregelt. Gorbi, wie er auch genannt wurde, hatte einen genauen Plan. Doch dieser wird jetzt durch Wladimir Putins (69) Krieg in der Ukraine zerstört.
Gorbatschow wird am Samstag auf Moskaus berühmtem Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster beerdigt. Dort hat er sich lange vor seinem Tod ein Grab neben seiner 1999 nach schwerer Krankheit in Münster (D) gestorbenen Frau Raissa Gorbatschowa (1932–1999) gesichert. Gorbatschow besuchte sie oft am Grab. Seine eigene Beisetzung kann nun jedoch nicht mit all jenen Gästen stattfinden, die gerne kommen würden.
Für die Trauerfeier sei das in der Nähe des Kremls liegende «Haus der Gewerkschaften» mit seinem Säulensaal genehmigt worden, teilte Gorbatschows Tochter Irina der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Mittwoch mit. Ob es ein Staatsbegräbnis gibt, konnte sie allerdings nicht sagen.
EU-Politiker mit Einreiseverbot belegt
Es ist derzeit unklar, ob es überhaupt ein Staatsbegräbnis geben wird. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow (54) am Mittwoch in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Das Thema werde an diesem Mittwoch besprochen. «Eine Entscheidung wird noch getroffen», sagte er. Sie hänge auch von den Wünschen der Angehörigen und Freunden ab. Sollte es ein Staatsbegräbnis geben, würden sicher internationale Gäste zur Beerdigung in Moskau kommen wollen. Doch einfach nach Russland reisen, können viele nicht. Dies angesichts von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Sanktionen der EU und der USA gegen Russland.
So sind nicht nur viele ranghohe Politiker der EU von russischer Seite als Reaktion auf die westlichen Sanktionen mit Einreiseverboten belegt worden. Gesperrt ist auch der Luftraum in Russland für «unfreundliche EU-Staaten».
Viele westliche Politiker meiden wegen des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor sechs Monaten den Kontakt mit Russland. Angesichts der historischen und internationalen Bedeutung des Jahrhundertpolitikers Gorbatschow dürften aber auch Gäste aus dem Ausland Abschied nehmen wollen von dem Politiker, der auch als einer der Väter der Deutschen Einheit galt.
Diese Politiker trauern öffentlich
Zahlreiche westliche Politiker trauern öffentlich um Gorbatschow, genannt Gorbi. So sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63): «Er ebnete den Weg für ein freies Europa. Dieses Vermächtnis werden wir nie vergessen.» Auch der französische Präsident Emmanuel Macron (44) und der britische Premier Boris Johnson (56) trauern öffentlich.
Gorbatschow war am Dienstagabend nach langer schwerer Krankheit im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben. Er war der letzte Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und hatte die Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) eingeführt. 1991 war er als sowjetischer Präsident zurückgetreten. (SDA/euc)