70 Prozent der Flächen müssen künftig frei bleiben
Griechenland will Liegestuhl-Wahnsinn stoppen

Ein Grossteil der griechischen Strandgebiete wird heute von Unternehmern bewirtschaftet, die teils horrende Preise für ihre unzähligen Liegestühle verlangen. Diese Praxis will die Regierung nun mit einem neuen, strengen Strandgesetz unterbinden.
Publiziert: 13.04.2024 um 18:10 Uhr
|
Aktualisiert: 15.04.2024 um 09:29 Uhr
1/8
An vielen griechischen Stränden wimmelt es von Liegestühlen.
Foto: AFP

Es ist ein mittlerweile gängiges Bild an so manchem Strand: aberhunderte Liegestühle, die über riesige Flächen verteilt sind und meist nur Hotel- oder Restaurantgästen offenstehen.

Auch das Sommerferien-Paradies Griechenland kann ein Lied davon singen. Doch nun ist es der Politik offenbar zu bunt geworden. Laut dem Portal Greek Reporter hat das griechische Parlament im Kampf gegen die Auswüchse des Massentourismus kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das strengere Regeln für die Benutzung von Stränden vorsieht.

Bis zu 150 Franken für Liegestuhl und Sonnenschirm

Das Ziel des Erlasses: Künftig soll der grösste Teil eines jeden Strandes frei von Sonnenstühlen bleiben, womit ein besserer Zugang zu den Küsten und mehr Ordnung an den Stränden gewährleistet werden könnte.

Denn die Zustände in Griechenland haben es in sich: Private Unternehmer haben in den vergangenen Jahren ganze Strände regelrecht gekapert. Nicht selten verdienen sich diese Geschäftsleute mit teuren Clubs oder Restaurants, die ebenfalls am Strand gelegen sind, eine goldene Nase.

Ein ordentlicher Batzen kommt dann noch mit der Vermietung der Liegestühle dazu, die jeweils vor die Betriebe hingestellt werden. Bis zu 150 Franken am Tag müssen Gäste für Liegestuhl und Sonnenschirm blechen. Dabei wäre die 16'000 Kilometer umfassende griechische Küste eigentlich öffentliches Gut.

«Holen wir uns unsere Strände zurück»

Im vergangenen Sommer schien dann auch die griechische Bevölkerung endgültig genug von der Abzocke durch die privaten Strandfürsten zu haben. Die sogenannte Handtuch-Bewegung zog daraufhin wochenlang an die betroffenen Strände und sorgte mit dem Slogan «Holen wir uns unsere Strände zurück» weltweit für Schlagzeilen.

Tatkräftige Unterstützung hat die Bewegung nun aus der Politik erhalten. Das neue Gesetz ist pünktlich vor der kommenden Sommersaison in Kraft getreten und soll nach Angaben der Regierung strikt umgesetzt werden. 

Die Vorschriften sind jedoch nicht an allen Stränden gleich. In geschützten Gebieten müssen 85 Prozent der Standfläche frei von Liegestühlen sein. Ausserdem wird ein Mindestabstand von vier Metern zwischen den Stühlen und der Uferlinie vorgeschrieben, um einen leichten Zugang zum Wasser zu ermöglichen.

70 Prozent der Strandflächen müssen frei bleiben

Noch strengere Regeln gelten in ökologisch wertvollen Gebieten. Dort sollen sogenannte «unantastbare Strände» eingerichtet werden, an denen Liegestühle gänzlich verboten sind. An allen anderen Stränden müssen derweil 70 Prozent der Fläche frei und mindestens die Hälfte des Strandgebiets für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Nach Angaben des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis (56) werden die Konzessionen für Pachtverträge künftig über Online-Auktionen vergeben, um Vetternwirtschaft zu verhindern und Transparenz zu fördern.

Dabei ist laut Mitsotakis auch wichtig, dass jeder, der eine Konzession erwirbt, auch besondere Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten hat, die Strände sauber zu halten, den Zugang für Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen und Rettungsschwimmer einzustellen. 

Die Bestimmungen der Gesetzesvorlage sollen denn auch mit Inspektionen und Geldstrafen durchgesetzt werden. Bei Verstössen riskieren die Strandbetreiber zudem die Widerrufung ihres Pachtvertrags.

Neue Klimasteuer für Touristen

Für Touristen ändert sich aber nicht nur das Strandregime. Auch eine neue Klimasteuer für Feriengäste gilt in Griechenland seit diesem März. Von März bis Oktober müssen Reisende für Kurzzeitvermietungen von Wohnungen und Ein- bis Zwei-Sterne-Hotels rund 1.50 Franken pro Tag lockermachen.

Je nachdem, wie luxuriös man residiert, können bis zu 10 Franken pro Tag fällig werden. In der Nebensaison von November bis Februar sind die Tarife um einiges tiefer.

Die Regierung will so bis zu 300 Millionen Euro für den Wiederaufbau nach den heftigen Waldbränden und Flutkatastrophen vom vergangenen Jahr sammeln. Gleichzeitig soll von den Einnahmen auch ein Naturkatastrophenfonds profitieren. (ced)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?