Darum gehts
- Moon-Sekte führt Massenhochzeiten durch, 5000 Paare wurden verheiratet
- Sekte kombiniert christliche Elemente mit antikommunistischer und nationalistischer Ideologie
- In über 190 Ländern aktiv, Verbindungen zu politischen Persönlichkeiten weltweit
Für die Mitglieder der Moon-Sekte aus Südkorea ist es ein ganz besonderer Moment. Im Cheong Shim Peace World Center im südkoreanischen Gapyeong kommen immer wieder Tausende Paare zusammen, um sich bei Massenhochzeiten einander zu versprechen. Nun wurden am Samstag wieder 5000 Paare verheiratet.
1954 gründete Sun Myung Moon die Sekte unter dem Namen «Vereinigungskirche». Seit 2015 ist sie unter dem Namen «Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung» bekannt. In den 60er-Jahren begannen die Massenhochzeiten, geleitet vom Sektenführer. Nach seinem Tod in 2012 übernahm seine Frau Hak Ja Han Moon die Leitung der Sekte.
Gründung
Gründer Sun Myung Moon soll mit 16 Jahren Jesus begegnet sein. Da dessen Mission gescheitert wäre, sei Moon als nachfolgender Messias göttlich ausgewählt worden, um das Werk Jesu Christi zu vollenden. Seine Frau und er wurden zu den «Wahren Eltern» der Menschheit ernannt. Die Mission: Die göttliche Blutlinie nach dem Sündenfall wiederherstellen, um die Menschheit zu Gott zurückzuführen. So heisst es auf der Webseite des «World Peace and Unification Sanctuary» – einem Ableger der Sekte in den USA.
Ideologie
Sektengründer Moon kombinierte christliche Glaubenselemente mit eigenen Lehren. Spezifisch richtet sich die Sekte antikommunistisch aus und verfolgt einen koreanischen Nationalismus. Das vermittelte Familienbild ist sehr konservativ konstruiert. Für die eheliche Verbindung gelten strenge Regeln. Sex vor der Ehe ist ein absolutes Tabu, doch auch nach der Vermählung müssen die Paare mindestens 40 Tage weiterhin enthaltsam bleiben. Das solle «sündige» sexuelle Ausschweifungen einschränken.
Strukturen
Die meisten Paare bei den Massenhochzeiten wurden per Match-Making vom Sektenführer ausgewählt. Ausgestiegene berichten von strikten Strukturen. Das Leben der Mitglieder wird komplett auf die Sekte ausgerichtet, der Kontakt zur Familie und zum alten Umfeld muss oft abgebrochen werden. Das Gewinnen neuer Mitglieder wird häufig vehement betrieben. Kritische Stimmen werfen der Sekte zudem finanzielle Ausbeutung vor sowie Manipulation bis zur Abhängigkeit.
DCX STORY: doc7xfl95domut1cwfr8krp [Wie gelingt ein Ausstieg?]
Globale Wirkmacht
Auf der Webseite des Schweizer Ablegers wird angegeben, dass die religiöse Vereinigung in mehr als 190 Ländern praktiziere. Hak Ja Han Moon führt das Wirtschaftsimperium weiter, das sich ihr Mann seit Gründung der Sekte aufgebaut hatte. Viele Unterorganisationen gehören weltweit dazu. Darunter die «Women's Federation for World Peace», welche von der Uno anerkannt und global aktiv ist.
Auf einer Konferenz der ebenfalls von Sun Myung Moon gegründeten «Universal Peace Federation» sprach auf einer Konferenz im Februar 2022 unter anderem Mike Pence. Donald Trump meldete sich virtuell.
Waffen und Verwicklung in politisches Attentat
Der Sohn des Sektengründers, Hyung Jin Moon, ist Pastor im US-amerikanischen Ort Newfoundland. Bei einer Segnungszeremonie liessen Ehepaare 2018 dort nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Waffen segnen.
Im Juli 2022 rückte die Moon-Sekte in Japan stark in den Fokus. Der damalige japanische Regierungschef Shinzo Abe verlor bei einem Attentat sein Leben. Das Motiv: Der japanische Ex-Premier sei ein zentraler Unterstützer der religiösen Vereinigung gewesen. Die Sekte habe die Mutter des Attentäters um Spenden erpresst, was die Familie finanziell ruiniert habe.
Mehrfach trat Abe bei Konferenzen der Moon-Vereinigung und ihrer Unterorganisationen auf. Auch Verbindungen der Sekte in die regierende japanische Liberaldemokratische Partei wurden aufgedeckt. Ende März 2025 verfügte ein Gericht in Japan, dass sich der japanische Ableger der Sekte als religiöse Gemeinschaft auflösen solle.