Kirchgänger lassen ihre Gewehre weihen
US-Sekte feiert absurden Waffen-Gottesdienst

Die Debatte über Waffengesetze in den USA spitzt sich zu. Trotzdem hält eine Glaubensgemeinschaft eine Messe, um ihre Gewehre zu weihen.
Publiziert: 01.03.2018 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:35 Uhr
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Das Metall der Patronen schimmert in den Kronen auf den Köpfen der Kirchgänger. Sie halten Revolver in den in Gebetshaltung verschränkten Armen. Im Kontrast stehen weisse Gewänder und mattschwarze AR-15-Gewehre. Die Bilder eines Gottesdienstes der Vereinigungskirche in Newfoundland (USA) wirken wie ein absurder Scherz. Doch es ist den Teilnehmern bitterernst.

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Eine Frau hält ein AR-15-Gewehr während einer Zeremonie in der «Weltfriedens- und Vereinigungs»-Kirche am 28. Februar 2018 in Neufundland, USA.
Foto: Getty Images

Bei der Messe werden nicht nur Ehepaare, sondern auch Waffen gesegnet. Für die Glaubensgemeinschaft symbolisieren die Gewehre den «eisernen Stab» aus dem Buch der Offenbarung. Damit sollen die Christen laut dem Bibeltext über die Welt regieren.

Deshalb wurden die Paare auf der Webseite der Kirche dazu aufgefordert, ein AR-15-Gewehr oder ein ähnliches halbautomatisches Gewehr an die Messe mitzunehmen. Unter anderem soll damit auch «die Absicht als auch die Fähigkeit zur Verteidigung der Familie und der Gemeinschaft» dargestellt werden.

Einen Kilometer von Schule entfernt

Der Zeitpunkt der Messe könnte unpassender nicht sein: Vor zwei Wochen tötete Nikolas Cruz (19) 17 Personen mit einem AR-15-Gewehr beim Schulmassaker in Florida. Knapp einen Kilometer von der Kirche entfernt liegt eine Grundschule.

«Ich ziehe es in Erwägung, mein Kind zu Hause zu lassen. Es ist gruselig», sagte Mutter Liz Zoccola gegenüber «WNEP-TV». Eine weitere Mutter, Kendra Hanor, wünscht sich die Messe weg: «Es ist kein guter Zeitpunkt. Vor allem, weil es so nahe bei der Schule ist.»

Schulmassaker mit Waffen stoppen

Das Event habe aber die Moon-Sekte Monate vor dem Schulmassaker auf den 28. Februar geplant. «Mehr als je zuvor müssen gute Menschen zu Werkzeugen greifen, mit denen man diese Art von Übel stoppen kann», erklärt Tim Elder von der Kirchgemeinde gegenüber «AP». Die Gemeinde befürworte ausserdem die Bewaffnung von Lehrern.

In den 50er-Jahren wurde diese Gemeinschaft vom Koreaner Sun Myung Moon gegründet und als Vereinigungskirche bekannt. Oft wird die Gemeinde nach dem Kultführer auch als Moon-Sekte bezeichnet. 

Moon-Sohn ist Waffenhersteller

Sein Sohn Hyung Jin Moon gründete seine eigene Bewegung «World Peace and Unification Sanctuary». In dem kleinen Ort Newfoundland ist er Pastor dieser Glaubensgemeinschaft. Sein Bruder Justin Moon gründete keine Kirche, dafür aber die Waffenfabrik «Kahr Arms». (szm)

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