Über 25 Stunden gegen Trump
Cory Booker bricht Rede-Rekord im US-Senat

Er wehrt sich gegen die Trump-Agenda und nahm dafür körperliche Qualen auf sich: der demokratische Senator Cory Booker. In einer Monster-Rede wetterte der 55-Jährige gegen die Politik des US-Präsidenten. Das musst du über den Demokraten wissen.
Publiziert: 01.04.2025 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2025 um 08:28 Uhr
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Der Demokrat Cory Booker hielt die längste Rede in der Geschichte des US-Senats.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • US-Senator Cory Booker hielt Rekord-Rede gegen Trump-Regierung
  • Booker kandidierte 2020 für US-Präsidentschaft, setzt sich für Reformen ein
  • Zuvor längste Senatsrede: Strom Thurmond sprach 1957 über 24 Stunden
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Unglaubliche 25 Stunden und fünf Minuten dauerte die Rede des demokratischen US-Senators Cory Booker – ein Rekord für den US-Senat. Der 55-Jährige hatte es sich zur Aufgabe gemacht, solange über die negativen Folgen der Regierung von US-Präsident Donald Trump zu sprechen, bis sein Körper nachgibt. Doch wer ist der hierzulande wenig bekannte Senator überhaupt und warum hält er plötzlich eine solche Monster-Rede? Ein Überblick.

Booker stammt aus Washington D.C. und sitzt bereits seit zwölf Jahren für den Bundesstaat New Jersey im Senat. Der Amerikaner kam schon früh mit der Politik in Berührung und erwarb einen Bachelor in Politikwissenschaft, bevor er schliesslich an der renommierten Yale University Recht studierte. Danach bekleidete er zahlreiche politische Ämter – war als Stadtrat und Bürgermeister tätig. 2013 zog er in den Senat ein.

Er wollte US-Präsident werden

Booker stieg 2020 ins Rennen um die US-Präsidentschaft ein. Er konnte sich jedoch nicht gegen die parteiinterne Konkurrenz durchsetzen.

Im Senat setzt sich der bekennende Liberale vor allem für Reformen im Strafrechtssystem, die Erhöhung des Mindestlohns und den Aufbau sozialer Strukturen für Menschen mit niedrigerem Einkommen ein. So war Booker ein leidenschaftlicher Unterstützer von Obamacare. Ziel dieses Plans war es, die Gesundheitsversorgung für alle US-Amerikaner erschwinglicher zu machen. Konkret: Die Kosten für die Menschen ohne Krankenversicherung sollten dadurch sinken.

Nur ein paar Gläser Wasser

«Wir leben nicht in normalen Zeiten und deswegen sollten sie im Senat auch nicht als solche behandelt werden. Die Bedrohungen für die amerikanische Demokratie und das amerikanische Volk sind real. Wir müssen ihnen entgegenwirken.» Mit diesen Worten begann Booker seine Monster-Rede am Montag.

Booker wetterte gegen die Kürzungen bei der sozialen Sicherheit und die Bedrohung demokratischer Institutionen durch Trumps Sparpläne und Elon Musks Effizienzbehörde (Doge). Während seiner Rede war Booker nur mit ein paar Gläsern Wasser ausgerüstet. In der Nacht auf Mittwoch Schweizer Zeit überschritt Booker dann die 24-Stunden-Marke – und brach den bisherigen Rede-Rekord im Senat. Seine Kollegen aus der demokratischen Partei bescherten ihm einen schallenden Applaus.

Muskelkrämpfe und Spasmen

Danach redete der Senator noch fast eine Stunde weiter, trat dabei häufig von einem Bein aufs andere und stützte sich hin und wieder aufs Rednerpult. Zum Schluss erklärte er: «Dies ist ein moralischer Moment. Es geht nicht um links oder rechts. Es geht um richtig oder falsch.» Dann gab Booker das Wort ab, worauf der Senator von demokratischer Seite mit stehenden Ovationen bedacht wurde.

Um die gesamte Redezeit ohne einen Toilettengang durchzuhalten, habe er vorher tagelang gefastet, erzählte Booker laut US-Medien einer Gruppe von Reportern nach der Rede. «Ich glaube, ich habe am Freitag mit dem Essen aufgehört und dann am Abend vor dem Start am Montag mit dem Trinken. Das hatte seine Vorteile, aber auch echt seine Schattenseiten», wird der Senator zitiert. In den vielen Stunden am Pult habe er dann Muskelkrämpfe und Spasmen gehabt.

Biden lancierte Diskussion um Redezeit

Bereits in der Vergangenheit gab es mehrere bemerkenswerte Reden im US-Senat, die sich über einen Zeitraum von vielen Stunden zogen. Der bisherige Rekordhalter war Strom Thurmond, der 1957 über 24 Stunden und 18 Minuten sprach. Er argumentierte damals gegen den Civil Rights Act. Weitere Marathon-Reden wurden von Wayne Morse (22 Stunden und 26 Minuten) und Rand Paul (fast 13 Stunden) gehalten.

Der Republikaner Ted Cruz sprach 2013 über 21 Stunden gegen den Affordable Care Act (Obamacare). All diese Reden werden in den USA als «Filibuster» bezeichnet. Sie zielen häufig darauf ab, wichtige Abstimmungen zu verzögern. Die sogenannte Filibuster-Regel gilt seit mehr als 100 Jahren. Sie besagt, dass bei Gesetzesvorhaben 60 der 100 Senatoren einem Ende der Debatte zustimmen müssen, damit es überhaupt zur Abstimmung kommen kann. Durch eine lange Rede kann dies hinausgezögert werden. 2021 wollte die Biden-Regierung die Regel erschweren.

Kein formaler Filibuster

Bookers Rede war nicht formal ein Filibuster, da sie nicht darauf abzielte, eine Abstimmung zu verzögern. Ungewöhnlich war Bookers Rede auch darum, weil der Senator bisher nicht für solche Aktionen bekannt war.

Der Demokrat gilt als leidenschaftlicher Politiker, der für seine Überzeugungen kämpft. Durch seine Rekord-Rede dürfte Booker nun zu einer führenden Stimme der Opposition gegen die Trump-Regierung werden.

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