Während er sein Volk in den Lockdown schickte, feierte der britische Premierminister Boris Johnson (57) Partys. Ein Bild im «Guardian» zeigt, wie sich Johnson mit seiner Frau Carrie (33), die offenbar ihr gemeinsames Baby auf den Armen hält, sowie mit mindestens 17 weiteren Personen im Garten des Regierungssitzes an der 10 Downing Street amüsiert.
Das Bild entstand am 15. Mai 2020, als sich in England maximal zwei Personen treffen durften – draussen und im Abstand von zwei Metern. Schulen, Bars und Restaurants waren geschlossen. Auch Arbeitstreffen sollten nur «wenn unbedingt notwendig» stattfinden.
Am gleichen Tag hatte der damalige Gesundheitsminister Matt Hancock (43) um 17 Uhr in einer Pressekonferenz die Briten aufgefordert, sich trotz des wunderbaren Mai-Wetters unbedingt an die Corona-Massnahmen zu halten.
«Ein Schlag ins Gesicht»
Der Zeitung wurde das Foto zugestellt, nachdem die Regierung vergangene Woche dementiert hatte, dass an diesem Datum eine Veranstaltung mit Wein, Spirituosen und Pizza im und ums Gebäude stattgefunden habe.
Die Vize-Chefin der Labour-Partei, Angela Rayner (41), nannte das Bild einen «Schlag ins Gesicht der britischen Öffentlichkeit». Und sie fügte an: «Der Premierminister zeigt uns immer wieder, dass er die Regeln, die er für den Rest aufstellt, nicht beachtet.»
Die Regierung verteidigte sich und behauptete, am Tag hätten im Garten mehrere Arbeitstreffen stattgefunden.
Ehemalige Sprecherin zurückgetreten
Das Foto reiht sich ein in eine Serie von Berichten über Partys ein, die während des Lockdowns in der Downing Street stattgefunden haben sollen. Johnson hat deswegen eine Untersuchung einleiten lassen. Der mit den Ermittlungen beauftragte Kabinettssekretär Simon Case (42) ist allerdings von diesem Amt nach wenigen Tagen wieder zurückgetreten, weil er offenbar selber Partys gefeiert hatte.
Erst vor zwei Wochen war ein Video aufgetaucht, das Johnson in Bedrängnis brachte. Die Aufnahmen zeigten, wie Regierungsbeamte mitten im Lockdown 2020 in der Downing Street 10 eine Weihnachtsfeier veranstalteten – während Millionen Briten ihre Liebsten nicht sehen durften. Johnsons ehemalige Sprecherin Allegra Stratton (41), die auf dem Video zu sehen ist, entschuldigte sich nach Auftauchen der Bilder unter Tränen und hatte ihren Rücktritt erklärt.
Der britische Premierminister war zwar selbst nicht an der Party. Wusste aber über das wilde Treiben an seinem Amtssitz Bescheid. Und trotzdem log er die Öffentlichkeit an, als erste Gerüchte um die Weihnachtsfeier die Runde machten. (gf)