Der britische Brexit-Minister David Frost hat nach Medienberichten seinen Rücktritt erklärt. Der für die Beziehungen zur EU zuständige Minister habe bei Premierminister Boris Johnson seinen Rücktritt eingereicht, berichtete die «Mail on Sunday» am Samstagabend unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte hochrangige Regierungsquelle. Auch der Sender ITV meldete dies. Er bezog sich auf eine Frost nahe stehende Quelle. Im Regierungssitz Downing Street wollte man die Berichte zunächst nicht kommentieren.
Der «Mail on Sunday» zufolge soll der Brexit-Minister seinen Rücktritt bereits vor rund einer Woche eingereicht haben. Johnson habe ihn aber überredet, noch bis Januar in seinem Amt zu bleiben. In den Gesprächen zwischen Grossbritannien und der EU über die umstrittenen Brexit-Regeln für Nordirland waren beide Seiten zuletzt aufeinander zugegangen.
Frust über politische Entscheidungen
Dem Bericht zufolge soll der Abschied mit Frust über jüngste politische Entscheidungen der Regierung zusammenhängen. Dazu soll unter anderem die Einführung der besonders umstrittenen 3G-Nachweise (geimpft, genesen oder getestet) für Clubs und Grossveranstaltungen gehören. Deshalb hatten diese Woche fast 100 konservative Abgeordnete Johnson ihre Stimme verweigert. Auch die höheren Ausgaben für den Weg zur Klimaneutralität sowie Steuererhöhungen sollen Frost ein Dorn im Auge sein.
Frost, der auch Mitglied im britischen Oberhaus ist, hatte mit seinem französischen Gegenüber Michel Barnier, der die EU vertrat, im vergangenen Jahr in letzter Minute den Brexit-Handelspakt ausgehandelt. Dieser ermöglicht auch nach dem Austritt des Landes aus der Europäischen Union weitgehend zollfreien Handel zwischen Grossbritannien und der EU. Allerdings gibt es weiterhin viele Hürden, Probleme und Streitpunkte. (SDA)