Diesen Frühling durften Touristen weiter den Mount Everest besteigen – obwohl es in Nepal zu einer heftigen zweiten Coronawelle kam. In den vergangenen Wochen hatten Bergsteiger und Behördenmitarbeiter auf dem Berg von mindestens hundert Corona-Fällen auf dem Everest berichtet. Das nepalesische Tourismusministerium bestritt allerdings einen grösseren Corona-Ausbruch auf dem Everest.
Jetzt ist klar, zahlreiche Corona-Fälle wurden auch in den Dörfer um den Gipfel gemeldet. Dort leben hauptsächlich Menschen des Sherpa-Volksstamms. Viele von ihnen führen ausländische Bergsteiger auf den Everest oder andere Berge, tragen deren Gepäck oder kochen für sie während der Expedition.
Stetige Zunahme an Infektionen
Seit die ersten von ihnen im April vom Everest-Basislager zurückgekehrt seien, habe es eine stetige Zunahme an Infektionen in Pasang Lhamu gegeben, sagte die Chefin der zuständigen Gesundheitsbehörde, Aarti Maya Tamang, der Nachrichtenagentur dpa. Die Kommune um den höchsten Berg der Welt zählt rund 9000 Einwohner. Das Gebiet sei nur teils mit Autos erreichbar.
2020 hatte Nepal kurz vor Beginn der Everest-Hauptsaison im Frühling den Berg wegen der Corona-Pandemie für Besteigungen gesperrt. Diesen Frühling liess die Regierung aber wieder Ausländer rein – und stellte gar einer Rekordzahl von 408 von ihnen eine Genehmigung zur Besteigung für je 11'000 US-Dollar aus. Nepal gehört nach UN-Angaben zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt und braucht das Geld aus dem Ausland.
Indiens Nachbarland in der zweiten Welle
Die Frühlingssaison endete vergangene Woche. Dutzende Bergsteiger hatten ihre Expeditionen vor dem Start abgesagt oder abgebrochen. Der Mount Everest liegt auf der Grenze zwischen Nepal und China. Dieses Jahr hatte China keine Besteigungen zugelassen.
Nepal erlebt derzeit eine heftige zweite Corona-Welle – wie kürzlich das Nachbarland Indien, mit dem Nepal eine 1770 Kilometer lange, relativ offene Grenze teilt. Erst Anfang Mai schloss Nepal 22 der 35 Grenzübergänge zum Nachbarland Indien, wo die täglichen Infektionen seit Mitte März exponentiell ansteigen. Die indische Mutation verbreitet sich entsprechend auch in Nepal. (SDA/euc)