Gastbeitrag von alt Bundesrat Christoph Blocher
«Unser Land wurde zur Kriegspartei»

SVP-Vordenker Christoph Blocher (82) will eine neutrale Schweiz ohne Wenn und Aber, immerwährend und zu jedem Preis. Im Gastbeitrag äussert er sich zur These: Die Neutralität ist heute wichtiger denn je.
Publiziert: 30.07.2023 um 20:46 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2023 um 11:19 Uhr
Christoph Blocher äussert sich in einem Gastbeitrag im Blick zum Streit um die Neutralität.
Foto: Philippe Rossier
Christoph Blocher

Es ist noch nicht lange her, da wurde auch hierzulande naiv verkündet: Kriege in Europa sind künftig undenkbar. Doch heute herrscht in Europa wieder Krieg – nämlich in der Ukraine.

Auch wenn die Sympathien von uns Schweizern beim überfallenen Staat liegen, muss der Bundesrat neutral handeln, also «stillesitzen». Leider ist er am 28. Februar 2022 eingebrochen und hat die schweizerische Neutralität preisgegeben. Durch Übernahme der Wirtschaftssanktionen – gegen Russland – wurde unser Land zur Kriegspartei. Und erst noch gegen eine Atommacht!

Kampf um die Neutralität

Wie steht es um die neutrale Schweiz? Hat Sie eine Zukunft? Oder ist sie eine Selbstlüge? Die Neutralität steht heute zur Debatte, wie schon lange nicht mehr. Zum 1. August formuliert Blick vier Thesen zu Zukunft und Vergangenheit dieses Pfeilers der Schweizer Identität – und lässt vier Schweizer Persönlichkeiten darauf antworten.

Wie steht es um die neutrale Schweiz? Hat Sie eine Zukunft? Oder ist sie eine Selbstlüge? Die Neutralität steht heute zur Debatte, wie schon lange nicht mehr. Zum 1. August formuliert Blick vier Thesen zu Zukunft und Vergangenheit dieses Pfeilers der Schweizer Identität – und lässt vier Schweizer Persönlichkeiten darauf antworten.

Alle Länder verfolgen ihre Interessen. Das gilt auch für die Schweiz als Kleinstaat. Der Sicherheit der Schweiz – als Kleinstaat – dient die dauernd bewaffnete, integrale Neutralität. Um glaubwürdig zu bleiben, darf die Neutralität nicht bloss «von Fall zu Fall» gelten. Nur so ist sie glaubwürdig und nur so kann sie Frieden wahren, und nur so kann die Schweiz gute Dienste anbieten und bei allen Parteien humanitär helfen. Ich denke an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).

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«Die Eliten wollen mitmischeln, Zensuren verteilen, dabei sein.»
Alt Bundesrat Christoph Blocher
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Schon einmal, 1920 beim Eintritt in den Völkerbund, hat die Schweiz die umfassende, immerwährende Neutralität preisgegeben. Sie musste im Abessinienkrieg 1935 die Sanktionen gegen Italien mitmachen, worauf Mussolini drohte, die gesamte Südschweiz einzunehmen. 1938 gelang es dem Bundesrat, zur umfassenden, immerwährenden Neutralität zurückzukehren, die uns im Zweiten Weltkrieg vor dem Schlimmsten bewahrte.

Die schweizerischen Eliten wollen auf dem internationalen Parkett mitmischeln, Partei nehmen, Zensuren verteilen, dabei sein. Die Neutralität hindert sie, dies zu tun. Das Schweizer Volk hängt an der Neutralität – nicht zuletzt, damit die Schweiz nicht in Konflikte und Kriege hineingezerrt wird. Zur Rückkehr der bestehenden, immerwährenden, bewaffneten und umfassenden Neutralität läuft jetzt die Unterschriftensammlung für die Neutralitäts-Initiative. Diese schützt uns vor Kriegen und erlaubt uns weltweit neutrale Hilfeleistungen. Dies ist hochaktuell.

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