Darum gehts
- Schuldenberge können für Unternehmen zur Belastung werden
- Zollkonflikt verschlechtert Kreditbedingungen und bremst wirtschaftliche Erholung
- Schweizer Firmen müssen bis 2029 Schulden von 133 Milliarden Franken zurückzahlen
Diese zwei Rekorde sind alles andere als erfreulich: Die Zahl der Firmenpleiten in der Schweiz ist so hoch wie nie, während die Schuldenberge der Unternehmen ebenfalls auf einem Allzeithoch liegen. Was erschwerend dazu kommt: Von diesen Schulden laufen in den nächsten Jahren grosse Tranchen aus.
Konkret: Schweizer Firmen müssen zwischen 2025 und 2029 Schulden im Umfang von 142 Milliarden Euro zurückzahlen oder durch neue ablösen, wie der aktuelle Debt Report der Beratungsunternehmens Alixpartners zur Dach-Region zeigt. Das sind knapp 133 Milliarden Franken. Die Studienautoren haben bei ihrer Auswertung die Immobilienbranche und den Finanzplatz ausgeklammert.
Zollkonflikt verschlechtert Kreditbedingungen
Eigentlich wäre der Zeitpunkt in der Schweiz günstig, neue Schulden aufzunehmen. Die Zinsen sind hierzulande deutlich gesunken. «Auch am Schweizer Kapitalmarkt, wo sich Firmen refinanzieren können», sagt Fredy Hasenmaile (58), Chefökonom der Raiffeisen Schweiz.
Doch dann hat US-Präsident Donald Trump einen weltweiten Zollkonflikt angezettelt und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf einen Schlag verschlechtert. «Gerade bei exportorientierten Firmen geraten damit die Umsätze und Gewinne unter Druck», so Hasenmaile. Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft. Die Bestellungen bei Tech-Unternehmen haben weiter abgenommen. Die Rezession in der globalen und Schweizer Industrie hält an. «Mit den Zöllen wird die erhoffte Erholung einmal mehr auf die lange Bank geschoben», so der Chefökonom.
Für Firmen mit rückläufigen Umsätzen und Gewinnen kann die Refinanzierung der Schulden teurer werden. Besonders hart trifft dies gemäss Alixpartners jene Firmen, die stark vom Export abhängig sind und viele Güter in die USA liefern. «Der Geldgeber will für sein Risiko entschädigt werden. Für einige Unternehmen werden die Kredite durch Risikoaufschläge sicherlich teurer», sagt Hasenmaile. Das könnte gerade Firmen aus der angeschlagenen Automobil-, Stahl- und Aluminiumindustrie treffen. Der Raiffeisen-Chefökonom gibt aber auch etwas Entwarnung: Da das Zinsniveau generell gesunken ist, muss die Kreditbelastung für betroffene Firmen nicht zwingend steigen.
Steigen nun die Konkurszahlen?
Für kleine und mittelgrosse Unternehmen ohne Kapitalmarktzugang werde die Refinanzierung in diesem unsicheren Wirtschaftsumfeld aber schwieriger, sind die Studienautoren überzeugt. Die durchschnittliche Zinsbelastung der Unternehmen steigt zudem allein durch die Tatsache, dass ihre Gesamtverschuldung zunimmt. «Wächst eine Firma im Gleichschritt, kann sie das tragen», so Hasenmaile.
Problematisch wird es, wenn die Gewinne sinken, während sich die Schulden immer höher auftürmen. Eine hohe Verschuldung, steigende Kosten und ein schwächelnder Konsum sind gemäss Alixpartners bereits heute die Treiber für die rekordhohen Firmenpleiten in der Schweiz. Hasenmaile rechnet jedoch trotz Turbulenzen nicht mit einem sprunghaften Anstieg. «Viele der heutigen Konkurse sind immer noch Nachwehen der Coronapandemie. Die aktuelle Lage führt in Bereichen wie der Industrie sicher zu etwas mehr Konkursen.» Doch die Schweizer Wirtschaft sei generell widerstandsfähig und passe sich an.