Darum gehts
- Wildcamper im Alpstein sorgen für Ärger bei Einheimischen und Berggängern
- Gemeinde Wildhaus plant strenges Campingreglement gegen illegales Zelten
- Wildcamper zahlen keine Kurtaxen: 2.60 Franken pro Nacht für Erwachsene
Wildcamper sind ein Ärgernis: Sie bauen in der Natur ihr Zelt auf, machen Feuer, sind laut und lassen ihre Abfälle und Fäkalien zurück. Das stört Wildtiere, Älpler und ganz normale Berggänger. Zuletzt hat eine 50-köpfige Bibelgruppe aus den Niederlanden am Fählensee im Alpstein campiert. Vier Tage lang lebten sie auf der Wiese eines Älplers direkt am idyllischen Bergsee auf 1447 Metern über Meer. Und haben damit einheimische Berggänger hässig gemacht.
In einer Gruppe von Wanderfreunden auf Facebook sind Fotos der Holländer aufgetaucht. Sie stehen teilweise nackt im kalten Bergsee. «Das kann doch nicht sein. Verkommt der Alpstein zu einem riesigen Campingplatz?», schreibt ein erfahrener Wanderer. Sein Post wird heiss diskutiert.
Wildcamper zahlen keine Kurtaxen
In Wildhaus SG, nur rund zehn Kilometer Luftlinie vom Fählensee entfernt, kennt man die leidige Problematik nur zu gut. Auch der Toggenburger Gemeinde sind Wildcamper ein Dorn im Auge. Jetzt hat Wildhaus genug und greift durch. Derzeit wird ein strenges Campingreglement ausgearbeitet, wie das «Toggenburger Tagblatt» schreibt. Denn immer öfter bleiben die Gemeinden auf den Kosten fürs Aufräumen der wilden Zeltlager und fürs Entsorgen des Abfalls sitzen.
Wildcamper, die ihr VW-Büssli etwa auf dem Parkplatz Laui abstellen, foutieren sich um Kurtaxen, die solche Kosten normalerweise decken. «Wer einen der offiziellen Campingplätze bucht, zahlt Kurtaxen», sagt Gemeinderätin Edith Meyer im Bericht. In Wildhaus-Alt St. Johann entrichten Erwachsene 2.60 Franken pro Nacht, Jugendliche 1.30 Franken. Wildcamper aber übernachteten gratis oder legen höchstens dem Grundeigentümer Geld ins Kässeli. «Die Ungleichbehandlung ist nicht fair», findet Meyer.
«Kaum eine Nacht ohne Zeltübernachtung»
Negatives über Wildcamper zu berichten weiss auch Wildhüter Urs Büchler. «Es gibt kaum mehr eine Nacht ohne Zeltübernachtung auf einem Berg», sagt er dem «Werdenberger und Obertoggenburger». Vor allem der Chäserrugg entwickle sich zum Hotspot. Auch auf dem Speer gebe es immer mehr Wildcamper.
Selbst ganze Gruppen würden im Freien nächtigen. Sie zelten zum Beispiel am idyllisch gelegenen Gräppelensee – in einem geschützten Flachmoor. «Da muss dann jemand hochsteigen und die Campierenden wegweisen», sagt Meyer. Besserung erhofft sie sich deshalb vom generellen Verbot. Wann dieses in Kraft tritt, ist noch nicht bekannt.