«Für mich wäre es in Ordnung, wenn die Filiale zu wäre»
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Kunden nach Streik-Ankündigung:«Für mich wäre es in Ordnung, wenn die Filiale zu wäre»

Druck war zu gross – kein Streik! Lidl-Kundin Bea (69) ist trotzdem stolz auf Wädenswiler Verkäuferinnen
«Wenn alle die Klappe halten, tut sich nichts!»

Am Freitagmorgen wollte das Lidl-Personal vor der Filiale in Wädenswil ZH protestieren – aus Solidarität mit dem Chef, dem die Kündigung droht. Heute Morgen ist der Laden aber ganz normal aufgegangen. Sogar der in Ungnade gefallene Chef arbeitet. Blick ist vor Ort.
Publiziert: 02.05.2025 um 07:30 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2025 um 16:50 Uhr
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Das Personal der Filiale streikt nicht.
Foto: Nathalie Benn

Darum gehts

  • Lidl in Wädenswil bleibt trotz Streikandrohung geöffnet
  • Mitarbeiter setzen sich stark für ihren Filialleiter ein
  • Filiale öffnete um Punkt 7.30 Uhr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Aufregung ist gross rund um den Lidl in Wädenswil ZH. Ab heute Freitag sollte der Laden eigentlich zu bleiben.
Ein knallroter Zettel klebte am Montag an der Eingangstüre. In grossen Buchstaben hiess es darauf: «Achtung! Ab Freitag bleibt unsere Filiale geschlossen auf unbestimmte Zeit! Grund ist, dass unser Filialleiter ohne Grund gekündigt wurde.»

Blick deckte die Streikdrohung am Montag auf. Die Lidl-Filiale sorgte im Anschluss für nationale und internationale Schlagzeilen. Nun ist der Tag der Wahrheit – Blick ist in Wädenswil vor Ort. Und tatsächlich: Die Lidl-Filiale öffnet um Punkt 7.30 Uhr. An der Kasse steht das Stammpersonal aus der Filiale am Zürichsee. Auch der in Ungnade gefallene Filialleiter ist in Wädenswil an der Arbeit.

Gespräche mit Mitarbeitern laufen weiter

Angestellte aus anderen Filialen oder aus einem speziellen Mitarbeiter-Pool mussten keine eingesetzt werden, wie ein Sprecher zu Blick sagt. Die Stimmung bleibt aber schlecht. «Der Dialog läuft weiter. Wir sind zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, die für alle stimmt.» Dass die Angestellten heute Freitag arbeiten, deutet er als positives Zeichen. 

Wie lange die Gespräche noch andauern, kann er nicht sagen. Der Sprecher betont aber: Grundlos sei die Versetzung nicht passiert. Solche Massnahmen hätten bei Lidl immer einen Grund. Was die Angestellten wirklich denken, bleibt unklar. Blick darf vor Ort nicht mit ihnen reden.

«Finde es stark, dass Mitarbeitende sich für ihren Chef einsetzen»

Offenbar ist der Druck nach der Ankündigung zu gross geworden fürs Personal. Der geplante Streik für den in Ungnade gefallenen Chef hat sogar in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. «Personal streikt für Supermarkt-Chef» hat die deutsche «Bild» getitelt. Die vergangenen Tage wurde das Team dann auch von psychologisch speziell geschulten Kolleginnen und Kollegen betreut. 

Bei den Kundinnen und Kunden kommt es gut an, dass sich das Personal für den Filialleiter starkmacht. Annette Marti (54) aus Wädenswil macht ihren Wochenendeinkauf und sagt zu Blick: «Ich finde es stark, dass sich die Mitarbeitenden so für ihren Chef einsetzen. Scheinbar ist der Chef ja wirklich eine Person, der sie vertrauen und bei der sie sich wohlfühlen. Und wenn diese dann ersetzt werden soll, hat das Weiterarbeiten natürlich einen faden Nachgeschmack.» Sonst sei es ja oft so, dass Angestellte nicht viel Schlagkraft nach oben hätten. Mit dem haben sie ja aber offensichtlich ein starkes Signal senden können. Sie wünscht ihnen viel Erfolg bei ihrem Vorhaben.

Kundin: «Wenn alle die Klappe halten, tut sich nichts!»

Bea (69) wohnt in Samstagern ZH, wo es auch eine Lidl-Filiale gibt. Trotzdem ist sie dem Laden in Wädenswil seit Jahren treu: Bis zu dreimal in der Woche postet sie hier. Der Grund: «Die Angestellten sind wahnsinnig nett.» Den roten Zettel mit der Streikankündigung hat sie auch gesehen. 

«Die Stimmung in der Filiale war am Montag schrecklich, die Verkäuferinnen haben geweint. Eine ist sogar zusammengebrochen», sagt die Stammkundin zu Blick. Die Aktion zeigte die riesige Solidarität im Team. «Das freut mich riesig. Gerade im Detailhandel ist das nicht selbstverständlich. Aber wenn alle die Klappe halten, dann tut sich auch nichts!», sagt sie.

Auch Rémy (67), Rentner aus Wädenswil ZH, beeindruckt die Solidarität des Teams. Er will aber endlich wissen, was wirklich los ist in der Protest-Filiale. «Lidl muss jetzt informieren. Für mich als Kunden ist es schwer einzuschätzen, was Sache ist. Was wirft man dem Filialleiter denn vor?», fragt er sich. Rémy findet es aber positiv, dass sich Lidl offen zeigt für Gespräche mit den Verkäuferinnen.

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