Darum gehts
- Street Parade in Zürich: Detailhändler und Veranstalter bereiten sich vor
- Getränkepreise an offiziellen Ständen deutlich höher als im Supermarkt
- Umsatzstärkster Tag des Jahres für umliegende Filialen der Detailhändler
Es ist die Ruhe vor dem grossen Sturm. Wer am Samstagmorgen durch das Seebecken-Areal in Zürich läuft, sieht: Die Street Parade ist für die Hunderttausenden Besucherinnen und Besucher gerüstet. Die Marktstände und Bars stehen, vieles ist mit Pollern aus Beton abgesperrt.
Aber nicht nur der Verein Street Parade hat sich vorbereitet auf die grosse Sause – und auf die vielen trinkfreudigen Partygäste. Im Coop im Bahnhof Stadelhofen stehen die Getränke palettenweise parat. Alcopops in Dosen, Bier im Sixpack, Wodka in der Literflasche, wie Bilder eines Leserreporters eindrücklich zeigen.
In Filialen von Aldi und Lidl am Bahnhof Stadelhofen und der ehemaligen Fraumünsterpost zeigt sich das gleiche Bild. Wo es sonst Früchte und Gemüse gibt, liegen Bier-Dosen. Der Alk-Nachschub steht an vielen Orten bereits bereit. Denn die Nachfrage ist an diesem Samstag riesig. Für die umliegenden Läden ist klar: Es ist einer der umsatzstärksten Tage im ganzen Jahr.
Verein hässig wegen Glasabfall
Dass die Händler als Trittbrettfahrer so stark profitieren, kommt bei der Street Parade nicht nur gut an. Stefan Epli, Mediensprecher des Vereins beschwert sich gegenüber Blick. «Uns ärgert, dass die Detailhändler Glasflaschen verkaufen, welche Käuferinnen und Käufer auf die Route mitbringen und auf der Strasse entsorgen», so Epli.
Das Problem: Die Reinigung der Strassen bezahlt der Verein Street Parade. Zudem sei die Verletzungsgefahr durch Glasscherben gross. Die Street Parade führte aus umwelttechnischen Gründen ein Depot-System ein. «Die Getränke der Detailhändler landen aber auf der Strasse.»
Die Detailhändler nehmen die Kritik zur Kenntnis – mehr aber auch nicht. «Wir halten uns beim Verkauf von Glasflaschen ans Gesetz», erklärt Coop-Sprecherin Carole Husi. Die Glasflaschen würden nur einen kleinen Teil der verkauften Waren ausmachen. Aldi sieht das ähnlich und fügt an: «Die Wahl des geeigneten Produkts überlassen wir unseren Kundinnen und Kunden.» Einzig Lidl hat auf die Kritik reagiert. «Wir verzichten, wo immer möglich, auf Getränke in Glasflaschen und setzen stattdessen auf Aludosen und PET-Flaschen», so Lidl-Sprecher Sandro Kissayi.
9.50 Franken für eine Dose Bier
Für die Street Parade passen Coop, Lidl und Aldi das Sortiment an. «Wir bauen das alkoholische Getränkeangebot am Tag der Street Parade aus», bestätigen alle drei. Die Nachfrage ist riesig. Die Partygänger decken sich auf dem Weg zum Techno-Umzug bei den Grossverteilern ein. Denn hier zahlen sie ein x-faches weniger als an den offiziellen Marktständen der Street Parade.
Dort legen die Besucher für eine Dose Heineken 9.50 Franken (0,5 Liter) auf den Tisch. Desperados, Smirnoff Ibe und Prosecco in der Büchse gibts für 11 Franken. Longdrinks (40ml) kosten 16 Franken.
Zum Vergleich: Im Coop kostet die Halbliter-Dose Quöllfrisch 1.90 Franken. Alcopops wie Smirnoff Ice gibts ab 2.60 Franken.
Auch nicht-alkoholische Getränke sind nicht gratis. Ein Mineral gibts für 6, ein Cola für 7.50 Franken. Das Depot von 2 Franken ist da noch nicht eingerechnet. Wie jedes Jahr geht 1 Franken pro Getränk an den Umweltschutz. Im Vergleich zum letzten Jahr sind die Preise gleich geblieben.
Hohe Preise haben einen Grund
Warum setzt die Street Parade auf so happige Getränkepreise? Die Veranstalter verweisen auf die Kosten für den Anlass. Denn die Techno-Party ist für die Besucher gratis, der Anlass finanziert sich zu grossen Teilen durch den Verkauf von Getränken, wie der Verein erklärt. Auf seiner Homepage weisst er explizit darauf hin, dass er «nicht gewinnorientiert arbeitet». Ein allfälliges Plus wird für die kommenden Jahre investiert oder an gemeinnützige Institutionen gespendet.