Darum gehts
- Aggressionen gegen SBB-Personal nehmen zu, von Beschimpfungen bis zu Handgreiflichkeiten.
- Täglich gibt es 10 Angriffe auf Zugpersonal, jährlich sind es 3600 Vorfälle.
- Zu Anzeigen kommt es bei 240 Fällen pro Jahr.
Die SBB verteilen Tausende Bussen gegen Schwarzfahrer. Doch in manchen Fällen kommt es gar zu einer Anzeige. Denn nicht immer akzeptieren die Passagiere und Passagierinnen die Zurechtweisung. Stattdessen pöbeln sie herum – und werden auch mal handgreiflich.
20 Anzeigen macht die Bahnbetreiberin deshalb jeden Monat. «Die SBB beobachten, dass Aggressionen gegenüber Mitarbeitenden und unter Reisenden in den letzten Jahren gröber geworden sind. Solche gesellschaftlichen Entwicklungen machen auch den SBB Sorgen», sagt ein SBB-Sprecher gegenüber der «Sonntagszeitung». Täglich fahren rund 1,4 Millionen Fahrgäste mit der Bundesbahn.
Dabei zeigen die SBB aber noch lange nicht alle Vorfälle an. Im Durchschnitt kommt es gemäss dem Sprecher pro Tag zu zehn Fällen, bei denen das Zugpersonal verbal oder physisch angegriffen wird. Pro Jahre sind das also 3600 Vorfälle. Es kommt also nur bei einem Bruchteil – rund 240 Fällen pro Jahr – zur Anzeige.
Von Schimpfen bis Schubsen
Einzelne Strafanzeigen zeigen: Die Beschuldigten ignorierten das SBB-Personal bei der Kontrolle, beschimpften es oder schubsen Angestellte, um fliehen zu können. Einmal versuchte ein Fahrgast gar, eine Zugbegleiterin raus aufs Perron zu ziehen – ihre Kollegen konnten jedoch eingreifen.
Der wohl bizarrste Fall: Eine Zugbegleiterin will mit der Auszubildenden einen Mann im Kanton Zürich kontrollieren. Statt ein gültiges Billett zeigte der Herr den beiden Frauen sein Genital. Der Strafbefehl gegen den Mann läuft, heisst es im Artikel weiter.
Die Strafbefehle der SBB vom 10. Juni bis zum 10. Juli zeigen: Die Hälfte der Täter sind Schweizer, die andere Hälfte kommt vorwiegend aus Entwicklungs- und Schwellenländern wie Eritrea, Marokko, Somalia, Nigeria und Algerien.