Darum gehts
- Trump kündigt neue Strafzölle an, China verschärft Exportkontrollen für seltene Erden
- Gipfeltreffen zwischen Trump und Xi Jinping in Gefahr
- S&P 500 verlor 2,7 Prozent, 1,5 Billionen Dollar Börsenwert vernichtet
Eigentlich hätte es ein grosses Gipfeltreffen werden sollen: In zwei Wochen wollten sich Donald Trump (79) und Chinas Staatschef Xi Jinping (72) am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea die Hände schütteln – zum ersten Mal in Trumps zweiter Amtszeit. Die Zeichen zwischen Washington und Peking standen im Handelsstreit auf Entspannung. Doch am gestrigen Freitag und kurz vor dem Wochenende erlitten diese Hoffnungen einen herben Dämpfer!
Der US-Präsident kündigte zusätzliche Strafzölle auf chinesische Produkte in Höhe von 100 Prozent an, die am 1. November in Kraft treten sollen. Es ist ein Druckversuch Trumps und eine Reaktion auf eine Ankündigung von Xi am Donnerstag, die den USA überhaupt nicht geschmeckt hat. China will nämlich die Exportkontrollen für seltene Erden drastisch verschärfen. Konkret: Strengere Regeln für Produktion, Weiterverarbeitung und Nutzung dieser kritischen Metalle im Ausland – insbesondere in militärischen und Halbleiter-Anwendungen.
Damit trifft China die USA an einer empfindlichen Stelle. Denn die Supermacht ist in zentralen Zukunftsbranchen – von Rüstung über Elektromobilität bis KI – von genau diesen Rohstoffen abhängig.
Pokern ist angesagt
Doch warum gehen beide Länder jetzt in die Offensive? Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein. Sowohl die USA als auch China bereiten sich seit Wochen auf das geplante Gipfeltreffen vor – und wollen mit maximaler Verhandlungsmacht an den Tisch kommen. Xi setzt nun auf Exportkontrollen für seltene Erden, Trump auf den altbekannten Zollhammer.
Das Problem für die USA: Man hat für seltene Erden kaum Alternativen. Zwar investierte die Trump-Regierung zuletzt 400 Millionen Dollar in den US-Produzenten MP Materials – doch bis eine eigenständige Versorgung aufgebaut ist, dürften Jahre vergehen.
Auswirkungen an der Börse
Die Sorge ist gross, dass der Verhandlungs-Poker in einer endgültigen Eskalation des Handelskriegs enden könnte. Das zeigte sich auch an der Wall Street: Trumps Zoll-Ankündigung löste ein kurzzeitiges Beben aus. Der breite Index S&P 500, der am Freitagmorgen noch auf Rekordkurs lag, drehte innert Minuten tief ins Minus und verlor bis Handelsschluss 2,7 Prozent. Innerhalb von nur 40 Minuten wurden beim S&P 500 1,5 Billionen US-Dollar an Börsenwert vernichtet.
Die grosse Frage am Wochenende bei den Anlegerinnen und Anleger: Wie geht es am Montag an der New Yorker Börse weiter? Wenn sich der Handelskrieg zuspitzt, könnte es mit der Rekordjagd vorbei sein.
Dabei haben die US-Börsen seit Jahresbeginn zweistellig zugelegt. Doch in den letzten Tagen und Wochen mehrten sich die Warnungen, dass Negativmeldungen – beispielsweise eben von der Zoll-Front – heftige Auswirkungen auf die teilweise aufgeblähten Aktienkurse haben könnten. Sogar Notenbank-Chef Jerome Powell mahnte zuletzt: «Die Aktienkurse sind relativ hoch bewertet.»
Politisch bleibt die Frage am Wochenende offen, ob es zum geplanten Treffen zwischen dem US-Präsidenten und Chinas Machthaber in Südkorea kommt. Trump selbst schrieb auf Truth Social: «Ich habe keinen Grund, Präsident Xi zu treffen.» Auf Nachfrage am Freitagabend liess er dann aber doch eine Hintertür für ein Treffen offen: «Ich habe es nicht abgesagt, aber auch nicht bestätigt.»
Wie immer beim aktuellen US-Präsidenten gilt also auch diesmal: Die Fortsetzung folgt bestimmt.