«Immense Wut im Bauch»
Jetzt erreicht das Turnfest-Chaos die Verbandsbosse

Das Eidgenössische Turnfest in Lausanne steht weiterhin in der Kritik. Organisatorische Mängel und die Distanz zwischen Verbandsleitung und Teilnehmern sorgen für Unmut. Eine empörte Teilnehmerin wendet sich nun an den STV.
Publiziert: 02.07.2025 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2025 um 08:12 Uhr
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Turnfest unter dem STV-Banner (Bild von 2018): Es gibt erneut Kritik an der Organisation des Eidgenössischen Turnfests 2025 in Lausanne.
Foto: PABLO GIANINAZZI

Darum gehts

  • Kritik am Eidgenössischen Turnfest in Lausanne reisst nicht ab
  • Brief an STV und ans OK: «Der Geschäftsleitung des Turnverbandes fehlt der Kontakt zur Basis»
  • Das OK und der Turnverband nehmen gegenüber Blick Stellung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Benjamin Gwerder

Die Kritik am Eidgenössischen Turnfest in Lausanne reisst nicht ab. Die Organisation des grössten Breitensport-Events der Schweiz sorgt bei vielen Turnerinnen und Turnern weiter für viel Gesprächsstoff. Nachdem das ETF Lausanne bereits in Sachen Verpflegung, Zeitmessung und Sicherheit bemängelt wurde, liegt Blick diesmal ein Brief vor, der die STV-Bosse direkt attackiert.

Kein Kaffee auf dem Festgelände

Blick-Leserin Barbara (ihren Nachnamen möchte sie nicht publiziert sehen) berichtet darin, wie sie sich nach dem Turnfest mit «immenser Wut im Bauch» auf die Heimreise begeben musste.

Einige Gründe dafür lieferten ihr die Bosse des Schweizerischen Turnverbandes: «Während ich am Sonntagmorgen auf dem Festgelände in Lausanne-Ouchy vergebens nach einem Kaffee suchte, sass die Verbandsleitung gemütlich im weissen Hemd beim Morgenessen im noblen Hotel Mövenpick. Dieses Beisammensein, das unter Turnerinnen und Turnern gängig ist, blieb uns zum Abschluss von diesem Turnfest verwehrt.»

Barbara war seit dem ETF 1984 in Winterthur an fünf weiteren eidgenössischen Turnfesten. So habe sie das aber noch nie erlebt. Zu den Verbandsbossen sagt sie: «Die Damen und Herren der Geschäftsleitung vom Schweizerischen Turnverband haben ihre Funktion als Auftraggeber und Kontrollorgan nicht wahrgenommen.»

Diese Haltung kam der Blick-Leserin überheblich vor, sie schreibt: «Bei mir kommen da sehr grosse Fragezeichen auf, ob die Arbeit im Verband richtig gemacht wird und ob das Geld von der Turnerschar auch für die Turnerschar eingesetzt wird.»

STV kann Vorwurf nicht nachvollziehen

Der attackierte STV hält sich auf Anfrage von Blick kurz: «Es stimmt, dass Mitglieder der Geschäftsleitung und des Zentralvorstandes am frühen Sonntagmorgen im Hotel Mövenpick frühstückten. Daraus den Schluss zu ziehen, dass der Geschäftsleitung der Kontakt zur Basis fehle, können wir jedoch nicht nachvollziehen.»

Ausserdem liess der STV ausrichten, dass erste Ehrungen schon um halb neun morgens stattgefunden haben. Viele Verantwortliche seien deshalb schon vor acht Uhr aus dem Hotel gegangen.

Empfang ohne Auszeichnungen

Was Barbara bis heute nicht fassen kann, ist, dass der Empfang nach dem grossen Fest ohne Athleten-Auszeichnungen stattfinden musste. Zu Blick sagt sie: «Die Auszeichnungen, die sonst immer beim Empfang zurück in der Heimat stolz präsentiert werden konnten, wurden in Lausanne teilweise nicht übergeben.»

Das Organisationskomitee spricht hierbei tatsächlich von einem Missverständnis. Ein Stand, der für die Abholung der Auszeichnungen eingeplant war, blieb am Sonntag offenbar geschlossen.

Valentine Pittet, die Kommunikationschefin vom Turnfest, entschuldigt sich bei Blick für diesen Zwischenfall: «Wir senden jedem Verein, der sich mit uns in Verbindung setzt, die Auszeichnungen zu, die aufgrund dieses Problems nicht abgeholt werden konnten.»

Als Andenken gibt's nur einen Kugelschreiber

Auch bei den traditionellen, exklusiven Geschenken für Leiterinnen und Leiter und hakte es: Statt der üblichen Andenken, wie es Barbara seit Jahren kannte und pflegte, erhielten sie einen QR-Code für einen Gutschein – einlösbar im Merchandise-Shop, der am Sonntag jedoch bereits geschlossen war. «Ich fühlte mich wie im falschen Film», sagt die Zürcherin.

Das OK erklärt dazu: «Man habe bewusst auf ein fixes Geschenk verzichtet und den Teilnehmenden stattdessen die Wahl gelassen. Der Gutschein konnte auch für Speis und Trank verwendet werden.»

Da Barbara gerne ein physisches Andenken mit nach Hause nimmt, sah sie sich in diesem Jahr gezwungen, sich mit dem eigens erworbenen Kugelschreiber und dem Flaschenöffner abzufinden.

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