Wohin steuert die Schweizer Rundfahrt? Eine Analyse
Die Tour de Suisse braucht einen Rad-Miraculix

Die Tour de Suisse braucht einen Schweizer Radstar, um das Velo-Fieber neu zu entfachen. Jan Christen wird als möglicher Hoffnungsträger gesehen. Die Zukunft der Tour bleibt ungewiss, aber sie wird weitergehen.
Publiziert: 23.06.2025 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2025 um 07:17 Uhr
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Traumhafte Bilder, spannende Rennen, mehr Fans als auch schon: Die Tour de Suisse 2025 überzeugte. Aber es gibt auch Probleme.
Foto: IMAGO/Photo News

Darum gehts

  • Tour de Suisse 2025 vorbei, Schweizer Männer ohne Erfolg, Frauen-Tour gefährdet
  • Marlen Reusser dominierte Frauen-Rundfahrt, Männer seit 2023 ohne Etappensieg
  • Gesamtbudget beträgt 8 Millionen, Frauen-Tour verursacht Verlust von hunderttausenden Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Die Tour des Suisse 2025 ist vorbei. Nachdem Marlen Reusser (33) die Frauen-Rundfahrt dominiert hatte, gingen die Schweizer Männer leer aus. Eine Seltenheit ist das nicht, sondern die Normalität. Fabian Cancellara war 2009 der letzte Radgenosse, der in der Gesamtwertung triumphierte. Und Stefan Küng 2023 der letzte, der eine Etappe gewann – seither gab es 22 erfolglose Versuche.

War es darum eine schlechte Tour de Suisse? Nein. Es gab spannende Rennen in wunderbaren Landschaften und es hatte mehr Fans als auch schon. Die Tour ist gut organisiert, an Start- und Zielorten spielen und lachen Kinder, die Eltern gönnen sich eine Wurst mit Bier. So muss der Sommer sein. Aber mitfiebern und mitzittern – am Strassenrand oder vor dem Fernsehen? Das tun nur die wenigsten.

Die Zeiten von Ferdi Kübler, Beat Breu, Alex Zülle und Cancellara sind vorbei. Das spürt die Tour-Organisation dort, wo es besonders wehtut: im Portemonnaie. Acht Millionen beträgt das Gesamtbudget und man kommt gerade so raus. Die grösste Sorge bereitet die Frauen-Tour – da beträgt der Aufwand eine Million und der Verlust «einige Hunderttausend», wie man erklärt. Ohne Quersubventionierung durch die Männer wäre das Rennen längst tot. Geht es so weiter, ist die Tour de Suisse Women spätestens in fünf Jahren Geschichte.

Der Weg stimmt, aber der Boost fehlt

80 Prozent der Einnahmen an der Tour de Suisse werden durch Sponsoren generiert. Diesen Wert zu erhöhen, ist die einzig realistische Chance auf mehr Geld. Denn: Die öffentliche Hand und das Fernsehen, das für die TV-Rechte zahlt, hängen am Tropf und Tickets wird man im Radsport auch künftig nicht verkaufen.

Die Tour-Organisation zeigt sich zufrieden mit der Tour 2025. Sie sei ein «Vollerfolg» gewesen. Das neu eingeführte GPS-Tracking war erfolgreich, obwohl es – zum Glück – bei keinem Unfall angewendet werden musste. Dass die ganz grossen internationalen Stars wie Pogacar, Vingegaard und Evenepoel fehlten, ist schade, aber nicht entscheidend. Wichtiger: Mehrere Partner hätten bereits wieder zugesagt oder sogar davon gesprochen, ihre Kooperation auszubauen. Schliesslich würden bereits 60 Prozent aller Etappen 2026 feststehen – wohl wieder mit einem flachen Zeitfahren und einem Abstecher in die Romandie.

Nur Christen könnte ein Feuer entfachen

Die Tour de Suisse künftig zu stemmen, wird so oder so ein finanzieller Kraftakt bleiben. Und um wirklich vorwärtszukommen, bräuchte sie einen Zaubertrank. Doch wer käme als Rad-Miraculix infrage? Also einer, der das Feuer entfacht?

Die Antwort ist dort zu finden, wo die Möglichkeit der Macher aufhört: im Fahrerfeld. Es braucht einen Schweizer, der das Velo-Fieber entfacht. Einer, der nicht nur bei einzelnen Etappen, sondern in der Gesamtwertung jahrelang vorne mitmischt und auch bei der Tour de France eine gute Figur macht. Einer, mit dem man mitfiebern, mitleiden und mit dem man sich freuen kann. Aktuell gibt es nur einen, der dieses Potenzial aufweist: Jan Christen (20). Ob er der Auserwählte ist? Einige sprechen von einem Jahrhunderttalent. Andere behaupten, solche wie ihn gebe es weltweit einige.

So oder so: Die Tour de Suisse wird weiterrollen. Wie gut es ihr dabei geht, kann sie nur bedingt beeinflussen.

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Vom 12. bis 22. Juni ist die Schweiz im Rad-Fieber: Die Tour de Suisse 2025 rollt durchs Land. Erst sind die Frauen dran (12. - 15.), dann übernehmen die Männer (15. - 22.). Hier findest du Höhenprofile und Etappenpläne zu den vier Teilstücken der Frauen, die über total 500 Kilometer Länge und 7’000 Höhenmeter führen. Und hier gibts die acht Etappen der Männer, die total 1’300 Kilometer und über 20’000 Höhenmeter abspulen.

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