Tessinerin Giampietro hat harten Weg hinter sich
Arzt zerstörte fast ihre Tauch-Karriere – jetzt will sie den Weltrekord

Vera Giampietro, eine 35-jährige Tessinerin, hat 29 nationale Tauchrekorde gebrochen und strebt nun den Freediving-Weltrekord an. Trotz schwerer Rückschläge durch eine Ohrverletzung hat sie ihre Leidenschaft fürs Tauchen nie aufgegeben.
Publiziert: 04.06.2025 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2025 um 15:07 Uhr
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Im Tiefenrausch: Unter Wasser fühlt sich Vera Giampietro am wohlsten.
Foto: Kristoffer Lange

Darum gehts

  • Vera Giampietro strebt Freediving-Weltrekord an, trotz früherer gesundheitlicher Herausforderungen
  • Trotz perforiertem Trommelfell brach sie alle Schweizer Rekorde im Freediving
  • Giampietro hat 29 nationale Tauchrekorde gebrochen und zielt auf 80 Meter Tiefe
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Nele BachmannRedaktionelle Mitarbeiterin Sport

Als Kind wurde Vera Giampietro (35) regelmässig vom Bademeister aus dem Pool verwiesen, da sie versucht hatte, im tiefen Sprungturm-Becken so lange wie möglich unten am Grund zu bleiben. Jetzt, ein paar Jährchen später, hat sie 29 nationale Tauchrekorde gebrochen und will sich diesen Donnerstag an den Freediving-Weltrekord wagen. Doch der Weg hierhin war alles andere als einfach.

«Wenn ich unter Wasser bin und der Lärm der Welt abebbt, fühle ich Frieden. Das Licht bricht sich an der Wasseroberfläche ganz anders als an Land und erlaubt einem eine neue Perspektive», schwärmt Giampietro. Es ist offensichtlich, dass hier eine Person ihre grosse Liebe im Leben gefunden hat.

Liebe ihres Lebens: das Wasser

Nachdem die Tessinerin 2018 zuerst das Gerätetauchen und dann das sogenannte Freediving, also das Tauchen ohne Flasche für sich entdeckte, hätte sie glücklicher nicht sein können.

Doch dieses Glück sollte nicht lange halten. Weil sie so viel im Wasser war, entzündete sich Giampietros Ohr. Da für die Tessinerin in der nächsten Woche der Wettkampf anstand, an dem sie sich vorgenommen hatte, ihren ersten Schweizer Rekord aufzustellen, ging sie zum Arzt, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Was sie damals nicht wusste: Diese Entscheidung sollte sie noch Jahre später beeinträchtigen.

Der Arzt in Ägypten, der sich als Experte ausgegeben hatte, heilte nicht etwa ihre Entzündung, sondern perforierte ihr mit einer Spritze das Trommelfell. Daraufhin kam Giampietro zurück in die Schweiz. «Ich hatte viele Operationen, die alle scheiterten. Mir wurde von mehreren Ärzten gesagt, ich würde nie wieder tauchen.» Für eine Frau, die erst gerade entdeckt hat, was sie im Leben machen will, der absolute Alptraum.

Rekorde trotz perforiertem Trommelfell

Entgegen jeglicher ärztlichen Empfehlungen zog sie 2020 zurück nach Ägypten und begann wieder zu tauchen. Mit einem kaputten Trommelfell. «In den folgenden paar Monaten brach ich alle Schweizer Rekorde», erzählt die Ausnahmeathletin. Trotzdem war bei weitem nicht alles wieder gut, weshalb sie die darauffolgenden Jahre den Winter hindurch immer wieder Operationen über sich ergehen lassen musste.

2023 war es dann endlich so weit. Eine der Operationen funktionierte. Von da an liess es Giampietro langsam angehen. «Ich ging jedes Mal nur ein bisschen tiefer, um meinem Ohr wirklich Zeit für die Heilung zu geben», erklärt sie. «Es war wirklich schwierig, denn ich bin sehr enthusiastisch und konnte mich nur mit Mühe zurückhalten, doch es war für meine eigene Gesundheit». Ihre Geduld zahlte sich aus. Nun hat sie grössere Ziele denn je.

Weltrekord für den guten Zweck

«Ich will den Weltrekord in der CNF-Kategorie brechen. Also ohne Flossen. Doch nicht um mein Ego zu füttern, sondern um auf die Probleme, der Meere aufmerksam zu machen», erzählt Giampietro. Einen Weltrekord für den guten Zweck. Wie soll das denn funktionieren? «Damit meine Message bei möglichst vielen ankommt, muss ich zuerst einmal Aufmerksamkeit generieren. Dafür ist der Weltrekord». Denn die Meere liegen der Tessinerin enorm am Herzen. Und ihr grösstes Ziel ist es, das, was sie liebt, zu schützen. Wenn sie dafür über 80 Meter tief tauchen muss, dann ist das eben so.

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