Darum gehts
- Aleksi Saarela verlässt die SCL Tigers wegen Militärpflicht in Finnland
- Finnische Spieler können Militärdienst bis zum 29. Geburtstag aufschieben
- Saarela hat es verpasst, seine Wehrpflicht rechtzeitig zu regeln
Aleksi Saarela (28) wird trotz eines noch bis 2027 gültigen Vertrages nächste Saison nicht für die SCL Tigers spielen. Der Finne wird ab Juli von der Armee für sechs Monate zum Militärdienst eingezogen. Dieser Umstand zwang den Verein und den Stürmer dazu, ihr Arbeitsverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen zu beenden, wie am Freitagvormittag mitgeteilt wurde.
Tigers-Sportchef Pascal Müller wurde am Montag informiert und bis Mitte Woche war ihm klar, dass es unmöglich ist, Saarela von seinen militärischen Pflichten zu entbinden oder eine Aufschiebung erwirken zu können. Deshalb kam man zum Schluss, dass es am besten sei, den Vertrag aufzulösen. Dieser Schritt wurde am Donnerstagnachmittag vollzogen, womit für die SCL Tigers auch der Budgetposten frei wird, um sich auf die Suche nach einem Nachfolger zu machen.
28 Finnen spielen in der National League
Doch was bedeutet der «Fall Saarela» für die finnischen Spieler in der Schweiz? In der National League stehen auch ohne Saarela für die nächste Saison 28 Finnen unter Vertrag. Muss nun befürchtet werden, dass diese im grossen Stil von der Armee abgezogen werden? «Nein», sagt der renommierte finnische Spieleragent Juho Sintonen, «es gibt Mittel und Wege, um eine solche Situation zu verhindern».
In Finnland ist es so, dass junge Männer sechs bis zwölf Monate Grundmilitärdienst absolvieren müssen. Spitzensportler profitieren dabei von der Sonderregelung, dass sie bis zu ihrem 29. Geburtstag dafür Zeit haben. Wintersportler können ihren Dienst fürs Vaterland im Sommer absolvieren. Da Finnland auf fast 1400 Kilometern an Russland grenzt und diese Situation in den letzten Jahren und Monaten aufgrund der kriegerischen Handlungen Russlands vermehrt für Anspannung sorgte, wurden die Schrauben beim finnischen Militär angezogen. Ein Entrinnen gibt es nicht, da verstehen die Finnen keinen Spass.
Saarela hat es in den letzten Jahren schlichtweg verschlampt, sich seiner Wehrpflicht anzunehmen und diese so zu regeln, dass sie keinen Einfluss auf seine Verträge als Eishockeyspieler haben. Dafür erhält er jetzt die Quittung, muss auf den letzten Drücker ein halbes Jahr vor seinem 29. Geburtstag einrücken und wird bis im Januar im Dienst der finnischen Armee sein.
Hektik wegen «Fall Saarela»
Der finnische Eishockey-Journalist Teppo Laaksonen kommt auf X zum Schluss: «Man muss schon sagen, dass es im «Saarela-Lager» wirklich schlecht gehandhabt wurde. Zwei lukrative Vertragsjahre in der Schweiz sind in Rauch aufgegangen. Saarela ist bereits 28 Jahre alt, also hat er es geschafft, den Militärdienst für eine sehr lange Zeit zu vermeiden – das hätte man sicherlich intelligenter regeln können, wahrscheinlich sogar schon vor Jahren.»
Demnach wird es auch nicht zu einem Finnen-Exodus kommen. Zahlreiche in der Schweiz beschäftigte Finnen haben ihren 29. Geburtstag hinter sich und sind somit grundsätzlich aus der Gefahrenzone. Trotzdem brach bei den Sportchefs der Schweizer Klubs nach Bekanntgabe des «Fall Saarela» eine gewisse Hektik aus, um bei ihren vor allem unter 29-jährigen Finnen abzuchecken, wie es um ihre militärische Karriere steht.
Auch Lammikko hatte militärisches Problem
Ein kompletter Einzelfall ist Saarela nämlich nicht. Auch der inzwischen von den ZSC Lions in die NHL abgewanderte Finne Juho Lammikko (29) stand in der militärischen Bringschuld, weil er nicht rechtzeitig alle Pflichttage absolviert hatte. Er musste aus diesem Grund während des Playoff-Finals nach Finnland fliegen, sich den Militärbehörden stellen und eine Lösung präsentieren.
Saarela bleibt nach der Vertragsauflösung bei den SCL Tigers nun keine andere Wahl, als sich für die nächste Saison einen Klub in Finnland zu suchen, bei dem er neben seinen militärischen Pflichten trainieren und spielen kann. Ist es denn denkbar, dass Saarela in einem Jahr nach Langnau zurückkehrt? Komplett ausschliessen will Sportchef Müller dies nicht. Er betont auch, dass es zwischen den SCL Tigers und Saarela hinsichtlich der Vertragsauflösung kein böses Blut gegeben habe. Auch wenn die Enttäuschung im Emmental natürlich gross ist, wenn man im Sommer auf diese Weise einen Schlüsselspieler verliert.