Es gibt eine Weisheit, die Roman Josi bei der Erziehung seiner Kinder Luca James (4) und Ivy Lennin (3) besonders häufig ausspricht: «Geben ist wichtiger als nehmen». Und es gibt diverse Beispiele, welche untermauern, wie konsequent der Berner Captain der Nashville Predators nach diesem Leitsatz lebt.
Der 35-Jährige engagiert sich in seiner Wahlheimat mit seiner Frau Ellie sehr stark für die Stiftung «Best Buddies», die in erster Linie Kinder mit einer geistigen Behinderung unterstützt. Dass der Mann mit einem Jahresgehalt von rund neun Millionen Dollar ein goldenes Herz besitzt, macht sich auch im Umgang mit den Obdachlosen in der Hauptstadt vom US-Bundesstaat Tennessee bemerkbar. «Es hat Zeiten gegeben, in denen sich die Obdachlosen-Magazine in der Wohnung von Roman regelrecht gestapelt haben, weil er einem besonders armen Kerl jeden Tag ein Heftli, das normalerweise einen Dollar kostet, für zwanzig Dollar abkauft», erzählt sein zwei Jahre älterer Bruder Yannick.
Peter Josi ist noch eine andere soziale Aktion von seinem berühmten Sohn in besonderer Erinnerung geblieben. «Als Roman vor drei Jahren mit Nashville in Bern gegen den SCB spielte, war es ihm enorm wichtig, dass er gemeinsam mit seinem damaligen Teamkollegen Nino Niederreiter Zeit mit den kranken Kindern im Lindenhofspital verbringen konnte.»
«Nicht alle können sich eine Eishockey-Ausrüstung leisten»
Seit zwei Wochen weilt der bodenständige Superstar mit seiner Familie erstmals seit zwölf Monaten in der Schweiz. Zum einen erholt sich Josi in der Heimat vom posturalen Tachykardiesyndrom (POTS), welches bei ihm anfangs März diagnostiziert wurde. Der Gewinner der Norris-Trophy 2020 (Auszeichnung für den besten NHL-Verteidiger) setzt sich aber auch bei uns für die Kinder ein, die nicht auf Rosen gebettet sind. Als Botschafter der Laureus-Stiftung sammelt er Geld für die Aktion Winterhilfe. «Es gibt in der Schweiz zahlreiche Kinder, die sich keine Eishockey-Ausrüstung leisten können, weil ihre Eltern unter der Armutsgrenze leben. Ich will mich dafür einsetzen, damit in Zukunft auch diese Buben und Mädchen optimal ausgerüstet Hockey spielen können.»
Am kommenden Samstag (ab 10 Uhr) wird der zweifache Vize-Weltmeister vor der Postfinance-Arena in Bern auf der neuen Oceanice-Fläche mit zahlreichen Kindern ein öffentliches Hockey-Training absolvieren.
Meditieren und beten
Öffentlich spricht Josi nun erstmals auch über seine Spiritualität und seine Beziehung zum Christentum. «Ich bin in Bern nicht religiös aufgewachsen. Aber durch meine Frau ist mein Glaube an Gott gewachsen. Wir besuchen ab und an zusammen Gottesdienste und es ist auch schon vorgekommen, dass ich vor einem NHL-Spiel gebetet habe.»
Besonders viel Kraft schöpft Josi mittlerweile aus der Mediation. «Ich habe einige spirituelle Bücher gelesen. Diese Literatur hat mich derart gepackt, dass ich seit ein paar Jahren täglich meditiere. Und in den letzten Monaten, die für mich aufgrund der POTS-Erkrankung weiss Gott nicht einfach waren, hat mir die Meditation besonders geholfen.»
Tatsächlich gibt es immer weniger Tage, an denen Josi unter den POTS-Symptomen wie Kopfschmerzen und Erschöpfung leidet. Und deshalb ist beim Stanley-Cup-Finalist von 2017 auch der Glaube an ein grandioses Comeback in der kommenden NHL-Saison zurückgekehrt.