Ausschreitungen in Lausanne nach Tod eines Teenagers
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«Die Polizei tötet»:Ausschreitungen in Lausanne nach Tod eines Teenagers

Briten rechnen nach Lausanne-Randalen mit uns ab
Die Schweiz – «ein Hexenkessel aus Hass und Krawallen»

Brennende Container, Gedenkmärsche, viele Tränen und jede Menge Wut – der Tod von Marvin M. in Lausanne erschüttert die Schweiz. Der Fall rund um den toten Jugendlichen beschäftigt aber auch über die Landesgrenzen hinaus.
Publiziert: 01.09.2025 um 13:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2025 um 17:23 Uhr
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Bei der Flucht vor der Polizei verstarb in Lausanne vergangenes Wochenende ein Jugendlicher.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Unruhen in Lausanne nach Tod eines Jugendlichen bei Polizeieinsatz
  • Ausländische Medien berichten über Chaos und Migrantenunruhen in der Schweiz
  • Drei Todesfälle bei Polizeieinsätzen in Lausanne innerhalb von drei Monaten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Angela RosserJournalistin News

Die Wut in der Bevölkerung nach dem Tod des 17-jährigen Marvin M.* ist gross. Der Jugendliche war am Sonntag vor einer Woche bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei verunfallt und gestorben – für viele Menschen in Lausanne und weiteren Teilen der Schweiz ist klar, dass die Beamten verantwortlich für seinen Tod sind. Ihre Wut tragen sie auf die Strassen. Zerborstene Scheiben, brennende Container und Bilder, die man sonst nur aus dem Ausland kennt, waren die Folge. Am Montagabend soll eine weitere Demonstration gegen Polizeigewalt stattfinden.

Die Ausschreitungen sorgen aber nicht nur innerhalb der Schweiz für Schlagzeilen – auch im Ausland wird über die, wie sie sie nennen, «Migrantenunruhen» berichtet. Von Chaos und «in ein Kriegsgebiet verwandelte Strassen» ist die Rede.

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Britischer Journalist spricht mit Familie

Die britische «Daily Mail» schreibt dazu, dass die Schweiz jahrelang ein «friedlicher Nachbar Europas war». Die Verfolgungsjagd und der Tod des Jugendlichen hätten aber die friedliche Stadt in einen «Hexenkessel aus Hass, Krawallen und politischen Unruhen» verwandelt.

Ein Journalist ist für die Berichterstattung nach Lausanne gereist und hat mit der Familie des Verstorbenen gesprochen, dessen Eltern ursprünglich aus dem Kongo stammen. Marvin M. aber wurde als jüngster von drei Brüdern in der Schweiz geboren. Dass der Roller, mit dem der junge Mann unterwegs war, gestohlen war, dementiert seine Mutter vehement.

«Mein Sohn war kein Rollerdieb. Er war kein Bandit, er war nicht polizeibekannt», sagt sie zur «Daily Mail». Ausserdem wehrt sie sich gegen den Vorwurf, dass ihr Sohn aus einer zerrütteten Familie stamme: «Ich arbeite, mein Mann arbeitet. Wir sind in der Schweiz integriert», sagt sie. 

Strassen werden vom «Schlachtfeld» zum «Kriegsgebiet»

Auch die deutsche Zeitung «Bild» berichtet über Lausanne: «Sobald die Sonne untergeht, verwandelt sich die malerische Stadt am Genfersee in ein Schlachtfeld.» Die britische «Sun» geht noch einen Schritt weiter und bezeichnet die Strassen gar als «Kriegsgebiet», in dem Steine und Molotow-Cocktails fliegen und sich die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas verteidigt.

Selbst der «Financial Express», ein Medium aus Indien, berichtete kurz nach den ersten Ausschreitungen über die Zustände in Lausanne. Hierbei wurde das Online-Nachrichtenportal Visegrad24.org zitiert. Dort hiess es: «Die Schweiz erlebt ihre ersten Migrantenunruhen.» Während Bilder solcher Strassenschlachten aus Pariser Vororten keine Seltenheit sind, hat man so etwas in der Schweiz zugegebenermassen noch nicht oft gesehen. 

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Rassismusproblem bei der Polizei

Die Wut gegen die Polizei werde durch die jüngsten Enthüllungen eines «systematischen Diskriminierungsproblems» geschürt, zitiert sogar die «South China Morning Post» den Bürgermeister von Lausanne, Grégoire Junod (50).

Kurz nachdem der 17-Jährige gestorben war, wurde bekannt, dass Mitglieder der Lausanner Polizei in einer Whatsapp-Gruppe rassistische und diskriminierende Nachrichten austauschten. Die Stadtregierung reagierte mit Suspendierungen und kündigte umfassende Reformen an. Sie sollen das beschädigte Vertrauen wiederherstellen.

Es handelte sich um den bereits dritten Todesfall in Lausanne während eines Polizeieinsatzes innert weniger Monate. Ende Mai starb ein 39-jähriger Afrikaner auf einem Polizeiposten in Lausanne. Der Mann wurde wegen Verdachts auf ein Betäubungsmitteldelikt in Gewahrsam genommen und war auf der Wache zusammengebrochen. Im Juli starb zudem ein 14-jähriges Mädchen. Die junge Portugiesin war an einem illegalen Töffrennen und flüchtete, als sie die Polizei entdeckte, die zum Einsatzort gerufen worden war. Dabei verlor sie die Kontrolle über ihr Fahrzeug und verunfallte tödlich. 

* Name bekannt

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