«Hinter mir ist das skurrilste Parkhaus der Schweiz»
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Juristischer Irrsinn im Wallis:«Hinter mir ist das skurrilste Parkhaus der Schweiz»

Stadien, Altersheime, Federers Bootshaus – wenn Anwohner rebellieren
Das sind die 10 fiesesten Einsprachen gegen Bauprojekte

Einsprachen blockieren in der Schweiz immer wieder Grossprojekte. Von Stadien über Altersheime bis zu Solaranlagen: die zehn umstrittensten Fälle zeigen, wie einzelne Personen wichtige Vorhaben jahrelang verzögern – oder ganz verhindern – können.
Publiziert: 08.08.2025 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2025 um 10:59 Uhr
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Das Brügglifeld müsste ersetzt werden, doch Anwohner wehren sich gegen jedes neue Projekt.
Foto: zvg/HRS Real Estate/Visualisierung: Nightnurse Images GmbH

Darum gehts

  • Einsprachen blockieren Projekte in der Schweiz. Zehn umstrittene Fälle vorgestellt
  • Federers Bootshaus und Zürichs Hardturm-Stadion unter betroffenen Projekten
  • 27 Einsprachen gegen Neugestaltung des Marktplatzes in St. Gallen eingegangen
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Martin MeulReporter News

Der Modellflugsportverein Stetten AG steht vor dem Aus. Der Grund: Sein Flugplatz muss weichen. Ein Einsprecher hatte sich gegen eine nachträgliche Baubewilligung für die Piste und dazugehörige Gebäude gewehrt und recht bekommen. Die Vereinsmitglieder sind fassungslos. 

Mitsprache von Betroffenen gehört zur Schweizer Polit-Kultur, wo Entscheidungen möglichst vor Ort getroffen werden. Dabei kommt es jedoch auch immer wieder vor, dass einzelne Personen oder Organisationen grosse Projekte für lange Zeit verhindern. Das sind die zehn umstrittensten Einsprachen der letzten Jahre.

1

Stadionprojekt in Aarau

Das über 100-jährige Stadion Brügglifeld in Aarau müsste seit 2007 dringend ersetzt werden. Doch wegen Einsprachen geht es nicht vorwärts. Immer wieder hatten Anwohner etwas gegen die Pläne.

Das Brügglifeld müsste ersetzt werden, doch Anwohner wehren sich gegen jedes neue Projekt.
Foto: zvg/HRS Real Estate/Visualisierung: Nightnurse Images GmbH

Die Stadt Aarau schätzt, dass es noch Jahre dauern wird, bis ein neues Stadion gebaut werden kann. Die Querelen bedrohen den FC Aarau.

2

Altersheim in Gossau SG

Über zwölf Jahren verhinderte der 93-jährige Ehrenbürger Alex K. Fürer mit Einsprachen den Bau eines Altersheims in Gossau SG – obwohl 78 Prozent der Bevölkerung bereits 2013 dafür gestimmt hatten.

Alex K. Fürer verhinderte über 12 Jahre den Bau eines neuen Altersheims in Gossau.
Foto: Ralph Ribi

Fünfmal intervenierte Fürer, kritisierte einen «Klotz» im Ortsbild. Inzwischen ist der Einsprecher verstorben. Die Gossauer Senioren müssen aber dennoch weiterhin in einem Provisorium leben. 

3

Spitalparkhaus in Brig-Glis VS

Beim neuen Spital in Brig-Glis steht ein Parkhaus. Fertig gebaut, aber leer und unbenutzbar. Autos dürfen nicht rein – wegen juristischer Haarspalterei: Die Baubewilligung ist gültig, aber nicht rechtskräftig.

Das neue Parkhaus beim Spital Brig-Glis darf wegen hängiger Einsprachen nicht benutzt werden.
Foto: Martin Meul

Der Grund: Noch immer sind Einsprachen von Anwohnern hängig. Die Situation erscheint absurd. 

4

Wohnhäuser in Zürich West

2023 wollte die Logistikfirma Welti-Furrer am Standort des heutigen Parkhauses Pfingstweid in Zürich West zwei neue Gebäude bauen. Geplant waren Wohnungen und Gewerbeflächen. Die Stadt hatte die Überbauung bereits bewilligt, doch nach einer Einsprache der Hamasil Stiftung stand alles still. 

Der Wohnungsbau in Zürich West wurde wegen Einsprachen der Hamasil Stiftung zurückgeworfen.
Foto: Blick

Das Projekt sei ein Büroblock mit Business-Nischen, kein Zuhause für Familien, bemängelte die Stiftung an der geplanten Architektur. Das Resultat: eine Blockade und ein happiger Rückschlag für den ausgetrockneten Wohnungsmarkt in Zürich. 

5

Federers Bootshaus in Rapperswil-Jona SG

Roger Federer plante 2023 ein Bootshaus am Zürichsee – doch Rentner Victor von Wartburg stellte sich quer. Der «Robin Hood der Seen» kämpfte für freie Uferwege und wollte Federers Bau bis zur Realisierung des geplanten Seeuferwegs blockieren.

Victor von Wartburg bekämpfte den Bau eines Bootshauses durch Roger Federer.
Foto: Philippe Rossier

Blöd nur: Sein Verein war gar nicht einspracheberechtigt.

6

Wohnungen in Ftan GR

Im Februar 2025 machten sich Zweitwohnungsbesitzer in Ftan mit Einsprachen gegen ein Wohnprojekt unbeliebt. Sie verhinderten den Bau von Genossenschaftswohnungen.

In Ftan verhinderten Zweitwohnungsbesitzer den Bau von Genossenschaftswohnungen.
Foto: Sandro Zulian

Die Begründungen? Die Aussicht, eine Schlittelwiese, die Ästhetik. Im Dorf brodelte es: «Zieht zurück ins Unterland!», lautete der Tenor. 

«Wir haben sie ja auch bauen lassen»
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Einheimische in sind hässig:«Wir haben sie ja auch bauen lassen»
7

Die Erpresser-Einsprache vom Zürichsee

Im Juni brachte eine Einsprache einem Mann eine 12-monatige bedingte Haftstrafe ein. Der Mann hatte von einer Immobilienfirma 165'000 Franken gefordert, damit er seine Einsprache gegen ein Bauprojekt zurückzieht. 

Am Zürichsee führte eine Einsprache zu einem Prozess wegen Erpressung.
Foto: Keystone

Für das Gericht in Horgen ZH war das Erpressung. Die zuvor kassierten 165'000 Franken musste er entsprechend zurückgeben. 

8

Stadionprojekt Hardturm in Zürich

Auch in der Stadt Zürich wünscht man sich seit vielen Jahren ein neues Stadion – auf dem Hardturm-Areal. Doch wie in Aarau geht auch hier nichts. Anwohner wehren sich mit allen Mitteln gegen das Projekt.

Dem Bau des Hardturm-Stadions stehen ebenfalls Einsprachen im Weg.

Dies, obwohl die Stimmbevölkerung schon mehrmals Ja gesagt hat. Die Zukunft des Stadions: ungewiss. Auch diejenige von Dutzenden Wohnungen, die zum Projekt dazugehören. Prominentester Widersacher ist Urs Zweifel, Verwaltungsrat des gleichnamigen Chips-Herstellers.

9

Solarkraftwerk Gondosolar

Die Schweiz will die erneuerbaren Energien ausbauen. Doch entsprechende Projekte haben es in der Umsetzung vor Ort schwer. So auch das hochalpine Kraftwerk Gondosolar im südlichen Wallis.

Wann und ob Gondosolar ans Netz gehen kann, ist bislang vollkommen offen.
Foto: zVg

Einsprachen, allen voran von Umweltverbänden, blockieren das Vorhaben. Das Kraftwerk soll dereinst Strom für gut 5200 Haushalte produzieren. Auch andere Solarprojekte kämpfen mit Widerstand. 

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Marktplatz in St. Gallen

Auch die Neugestaltung des Markplatzes in St. Gallen stösst auf Widerstand. Nach Ablauf der Auflagefrist im Februar 2025 gingen 27 Einsprachen ein – gegen einen Marktpavillon, die Strassenplanung, den Abriss der Rondelle und die Begegnungszone.

Am neuen Marktplatz von St. Gallen scheiden sich ebenfalls die Geister.
Foto: Planergemeinschaft PG Vadian

Kritiker bemängeln das dominante Design, hohe Kosten und Abweichungen von den ursprünglichen Plänen. 

Zunächst schrieb Blick, Urs Zweifel sei Präsident der Zweifel Chips & Snacks AG. Richtig ist: Zweifel ist Verwaltungsrat des Unternehmens.

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