Darum gehts
- Vater schlägt Schiedsrichter nach C-Junioren-Spiel im Aargau
- Verband empfiehlt Feldverbot für den Vater, Spieler bleibt straffrei
- Schiedsrichter hat in zehn Jahren solchen Vorfall nie erlebt
Wenn er eingeschaltet wird, ist die Sache ernst: Luigi Pontes (73) Telefon klingelt seit Samstag ununterbrochen. Zigfach wird dem Präsidenten des Aargauer Fussball-Verbands und Schiri-Legende über den unsportlichen Vorfall auf dem Fussballplatz der Sportanlage Rütimatten in Schöftland AG berichtet. Dort fand am Samstag ein C-Junioren-Spiel zwischen dem SC Schöftland und dem FC Villmergen statt. Das Resultat: 4:2.
Nach dem verlorenen Spiel eskaliert die Situation: Der Vater eines Spielers des FC Villmergen fragt den Schiedsrichter Amal S.* (35) provokativ: «Wissen Sie, was heisst Fussball?», nähert sich ihm und verpasst dem jungen Mann aus dem Nichts und mit voller Wucht einen linken Uppercut ins Gesicht.
Zuschauer haben den Vorfall auf Video festgehalten, aktuell macht es die Runde – und schlägt hohe Wellen. Auch Ponte hat die Aufnahme gesehen. «Ich war schockiert! Die Tat ist für mich unerklärlich und inakzeptabel! Es gibt keine Entschuldigung für ein solches Verhalten!»
Einsicht und Reue
Trotzdem: Der Vater sollte sich entschuldigen, so Ponte. Bisher sei das ausgeblieben. «Der betroffene Vater hat weder zum Schiri, zum Verein oder zum Verband Kontakt aufgenommen. Natürlich würde eine Entschuldigung nicht gleich alles vergessen machen, doch sie würde von Einsicht und Reue zeugen.»
Von Ponte wird nun erwartet, dass er als Aargauer Fussball-Präsi eingreift. «Alle wollen, dass ich mir den Prügel-Papi jetzt packe – aber das ist nicht so einfach und: Im Fussball gibt es Regeln!» Zunächst müsse sich der Verband Klarheit über das Geschehene schaffen – um dann mit den Betroffenen Lösungen anzugehen sowie auch mögliche Konsequenzen zu besprechen.
Feld-Sperre für Vater
Wobei: «Dem Verband sind hier die Hände gebunden», stellt Ponte klar. «Da es kein Spieler ist, sondern ein Zuschauer, stehen uns wenige Mittel zur Verfügung. Nur der Verein – hier also der FC Villmergen – kann ein Feldverbot für den Vater erlassen. Das habe ich auch so empfohlen.»
Aktuell kläre der Verband noch, ob für den Prügel-Papi ein Aargau-weites Verbot gesprochen und umgesetzt werden kann. Denn: Bestrafung sollen in solchen Fällen schmerzen, so Ponte.
Der Spieler hingegen habe keine Konsequenzen zu befürchten: «Der Sohn tut mir extrem leid. Schliesslich dürfte dieser jetzt enorm unter dem Handeln seines Vaters leiden, es wird überall mit dem Finger auf ihn gezeigt – obwohl er nichts für dessen Austicken kann.»
In 49 Jahren nie erlebt
Ponte telefonierte am Montag mit Prügel-Opfer Amal S. «Der Verband hat ihm unsere Unterstützung und unseren Schutz versprochen», so der Präsi. «Wir hoffen natürlich, dass er uns erhalten bleibt, er ist ein passionierter Schiri. Im Moment steht er aber noch extrem unter Schock. Er hat so etwas in seinen zehn Jahren als Schiri nicht erlebt und hat auch nie damit gerechnet.»
Selbst Ponte – der seit 49 Jahren als Schiri tätig ist – hat so eine Eskalation nie persönlich erlebt. «Zum Glück sind solche Vorfälle Einzelfälle! Und trotzdem: Sie tun weh und können weitreichend sein!» Was nicht vergessen gehen sollte: «Schiris gehen auch bloss ihrer Leidenschaft nach.» Ponte befürwortet es, dass der Schiedsrichter Anzeige erstattet.
*Name geändert